Schopfheim „Wir sind der Stadt sehr dankbar“

Petra Martin

Gemeinschaftsunterkunft: 48 Flüchtlinge beziehen in der nächsten Woche das Quartier in Fahrnau

Schopfheim - Die Gemeinschaftsunterkunft in Fahrnau füllt sich wieder mit Leben: Von nächsten Montag an werden dort Flüchtlinge einziehen. Die Nutzung ist auf ein Jahr beschränkt, sie dauert bis zum 31. August 2021.

„Wir sind der Stadt unheimlich dankbar“, unterstrich Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella (Landratsamt) gestern bei einem Pressegespräch im Rathaussaal.

Die Gemeinschaftsunterkunft verfügt in Corona-Zeiten über 64 Plätze, 48 davon sollen belegt werden. Bis Ende nächster Woche soll der Umzug abgeschlossen sein.

Keine Familien und Kinder

Die Flüchtlinge waren bislang in der Gemeinschaftsunterkunft in der Römerstraße in Rheinfelden untergebracht. Es handele sich ausschließlich um alleinstehende Männer aus afrikanischen Herkunftsländern, informierte Elke Zimmermann-Fiscella. Familien und Kinder seien nicht dabei.

Der überwiegende Teil der Geflüchteten befinde sich in laufenden Asylverfahren. Allerdings stammten die betreffenden Flüchtlinge meist aus Ländern mit einer eher geringen Anerkennungsquote in Deutschland – eine perspektivlose Lage also für viele dieser Männer.

Unbetreut bleiben die Flüchtlinge nicht. Heimleiter, Hausmeister, Sicherheitsdienst und Sozialarbeiterinnen kümmern sich bereits in der Rheinfelden um die Männer – und siedeln mit ihnen nach Fahrnau um – was den Vorteil hat, dass die Mitarbeiter die Geflüchteten schon kennen.

48 Menschen ziehen von Rheinfelden nach Fahrnau

Der Landkreis sei derzeit dabei, ein neues Unterbringungskonzept zu entwickeln, erläuterte Elke-Zimmermann-Fiscella den Hintergrund des Wechsels von Rheinfelden nach Fahrnau. Der Kreis betreibe in Rheinfelden zwei Gemeinschaftsunterkünfte, eine lang bewährte in der Schildgasse und eine in der Römerstraße, in der derzeit zwischen 70 bis 80 Menschen lebten, von denen nun 48 nach Fahrnau umziehen.

Der Nachteil des Standorts Römerstraße liege in der dortigen Unterkunft. Es handele sich um eine umgebaute Tennishalle mit Trennwänden. Das Land habe den Landkreis aufgefordert, diese Unterkunft aufzulösen, da dort die Wohnqualität auf Dauer nicht gegeben sei. Dabei gelte es, kostenerstattungsrechtliche Fristen einzuhalten.

Kreis will neues Unterbringungskonzept entwickeln

Der Landkreis hat aber keine Plätze mehr und müsste teure Container anschaffen – und das lediglich als Übergangslösung, denn in einem Jahr werde die endgültige Konzeptumsetzung stattfinden beziehungsweise „bezugsfähig“ sein.

Mehr wollte Elke Zimmermann-Fiscella zum neuen Unterbringungskonzept nicht verraten. Das Thema sei bislang lediglich nichtöffentlich mit den Kreisräten besprochen worden.

Die Unterkunft in Fahrnau, in der zu Spitzenzeiten bis zu 200 Menschen lebten, sollte eigentlich schon abgebaut sein. Doch eine „Sondersituation“, so Bürgermeister Dirk Harscher, die erneute Zuspitzung der Flüchtlingskrise, habe die Stadt dazu bewogen, die Container stehen zu lassen. Durch das Entgegenkommen der Stadt spare der Landkreis erhebliche Mittel, betonte Dezernentin Zimmermann-Fiscella.

Sicherheitsdienst rund um die Uhr präsent

Sie versicherte, dass es bislang noch keinen amtlich bestätigten Fall einer Corona-Infektion in einer Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises gegeben habe, während es in Unterkünften in anderen Landkreisen sogar schon zu Todesfällen gekommen sei. Der Landkreis habe schon sehr früh spezielle Hygienekonzepte umgesetzt, und so werde es auch bei der Wiederinbetriebnahme der Container in Fahrnau der Fall sein. Die Mitarbeiterbüros seien entsprechend ausgestattet, und der Zugang werde gesteuert. Die Bewohner dürften die Unterkunft verlassen, der Besucherzugang werde aber kontrolliert.

Der Sicherheitsdienst werde an sieben Tagen der Woche rund um die Uhr präsent sein. Die Unterkunft werde wegen Corona eingezäunt, unangemeldete Gäste hätten keinen Zutritt. Der Heimleiter müsse Besuche genehmigen.

Tagesstrukturierende Maßnahmen für Bewohner

Um die alleinstehenden Männer zu beschäftigen, würden tagesstrukturierende Maßnahmen unternommen, kündigte Elke Zimmermann-Fiscella an. Es gebe 0,64 Vollzeitäquivalente; zwei Sozialarbeiterinnen der Caritas kümmern sich um die Flüchtlinge. Der Landkreis steht zudem in engem Kontakt mit „Schopfheim hilft“ und dem Arbeitskreis Integration.

Dessen Vertreter Michael Straub sagte, es bestehe nach wie vor Interesse bei den Aktiven, sich um die Bewohner zu kümmern. Gesucht würden noch Menschen, die ehrenamtlich Deutschunterricht geben können. Man könne auch Volley- und Basketballmöglichkeiten schaffen; für Bastelaktivitäten würden ebenfalls noch Freiwillige gesucht.

Nach Schließung der Unterkunft in der Römerstraße Rheinfelden betreibt der Landkreis noch drei Standorte mit Gemeinschaftsunterkünften: in Fahrnau, in der Schildgasse in Rheinfelden und in Efringen-Kirchen. Für die neuerliche Nutzungsdauer der Fahrnauer Unterkunft, also für ein Jahr, muss die Stadt keine Anschlussunterbringung anbieten.

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