Schopfheim „Wir sind über den Berg“

Markgräfler Tagblatt

Hangrutsch: Sicherungsarbeiten im Altig / Rückkehr der Bewohner bis Ostern in Aussicht gestellt

Die Sicherung des abgerutschten Hangs am Wohngebiet Altig schreitet zügig voran. Derzeit werden zehn Meter lange Erdnägel unter das akut vom Einsturz bedrohte Wohnhaus getrieben. Der Geo-Ingenieur gibt vorsichtig Entwarnung und stellt in Aussicht, dass die ausquartierten Eheleute bis Ostern in ihr Heim zurück können.

Von Gerald Nill

Schopfheim. Bundesweit hatte der Hangrutsch vom Altig Schlagzeilen gemacht. Blick zurück: Am 30. Januar taten sich nach Dauerregen die ersten Risse im Garten der Häuser im Wohngebiet Finkenstraße auf. Der Schopfheimer Geo-Ingenieur Bernd Mannsbart wurde gerufen, erinnert sich, dass da eine Kluft im Erdreich von ein paar Zentimetern war: „Es hätte damals niemand geglaubt, dass das so endet.“ Doch es regnete weiter und der Wasserdruck im Erdreich stieg. Mannsbart zeigt einen armdicken Wasserstrahl, der hinter den Häusern aus dem Erdreich schoss. Häuser, die nun seit fast 50 Jahren am Altig stehen und „wo es bislang keine Auffälligkeiten gab“.

15 000 Tonnen Erdreich rutschten talwärts

Plötzlich gab der gesamte Hang nach. „Gering scherfester Boden“, urteilt der Boden-Experte im Nachhinein. Verwitterter Muschelkalk, Ton, Lehm, alles rutschte talwärts. Insgesamt rund 15 000 Tonnen Erdreich, schätzt Mannsbart, rauschten zu Tal. Vier Häuser mussten evakuiert werden. „Anfangs war unklar, ob ein Haus mit abrutscht“, berichtet der Fachmann, der es zwischenzeitlich verloren glaubte und heute vorsichtig Entwarnung gibt. Vielleicht war hier ganz früher mal ein Bach“, gibt er eine Vermutung für die Ursache der Katastrophe, die anscheinend einigermaßen glimpflich endet.

Hinter dem Haus stehend blickt er fünf Meter tief hinunter auf den Bagger, der jetzt stückweise zehn Meter lange Stahlnägel aus hochfestem Stahl schräg in den Boden unter dem Haus Nummer 11 treibt. Insgesamt 64 dieser Nägel sollen das Erdreich unterm Haus wie ein Anker zurückhalten.

„Ich arbeite seit 30 Jahren mit der Fachfirma aus Villingen-Schwenningen zusammen“, berichtet Mannsbart. „Ich habe sie rasch hergebeten, weil Gefahr im Verzug gewesen ist.“ Er sei der Firma dankbar, dass sie für den Notfall am Altig alles andere stehen und liegen ließ. Von unten heran wurde eine provisorische Baustraße angelegt, die nach der Sanierung wieder zurückgebaut werden muss. Vier Arbeiter sind derzeit auf der Baustelle und sie kommen zügig voran. Das erkennt auch eine Nachbarin an, die ebenfalls vom Hangrutsch betroffen ist: „Schön, dass es vorangeht“, ruft sie dem Geologen zu. Dort, wo ein Anbau des am schlimmsten betroffenen Wohnhauses in der Luft hing, sind bereits doppellagige Stahlmatten angebracht, die mit Kopfplatten an den Erdnägeln verankert werden. Und an eine Drainage wurde natürlich auch gedacht, denn das Wasser sucht sich seinen Weg.

„Wir sind über den Berg“, schätzt Mannsbart. „Ich rechne höchstens noch mit kleineren Setzungen.“ Letztlich haben die Eigentümer noch Glück im Unglück. Glück auch, dass die Elementarschäden durch die Gebäudeversicherung mit eingeschlossen waren.

„Die Versicherung hat grünes Licht gegeben“

„Die Versicherung hat gleich grünes Licht gegeben“, weiß der Geologe. Das läuft auch nicht immer reibungslos. Inzwischen ist klar, dass die weggerutschte Terrasse in die Schadensregulierung mit eingeschlossen ist. Mannsbart rechnet mit Kosten in Höhe „eines mittleren sechsstelligen Betrages“.

Beendet ist die Baustelle noch länger nicht, aber mit der Aussicht, dass die eigenen vier Wände gerettet werden, lässt sich die Gartenrekonstruierung sicher besser ertragen. „Eine Rückkehr bis Ostern“ stellt der Geologe den Leuten in Aussicht, die bei Verwandten untergekommen sind.

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