Schopfheim „Wir wollen, dass es Ihnen gut geht“

Markgräfler Tagblatt

ProCurand I: Georg-Reinhardt-Haus führt Betrieb bis 30. April weiter  / Stadt redet mit Eigentümern

Niemand landet auf der Straße: Der Betrieb im Pflegestift ProCurand geht so lange weiter, bis auch der letzte der betagten Bewohner eine neue Bleibe gefunden hat.

Von Werner Müller

Schopfheim . Und dafür bleiben mindestens noch zwei Monate Zeit: Denn auf keinen Fall ist schon am 31. März Schluss. Vielmehr wird das Georg-Reinhardt-Haus in Absprache mit dem Betreiber ProCurand und mit der Heimaufsicht ab sofort den Weiterbetrieb übernehmen und bis 30. April eine ordnungsgemäße Pflege sicher stellen.

Das waren die Kernbotschaften einer Zusammenkunft von Heimbewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern am Dienstagabend im Speisesaal des Pflegestifts, das aufgrund einer Verfügung der Heimaufsicht wegen „gravierender Mängel“ in der Pflege bekanntlich seine Pforten schließen muss (wir berichteten).

Das Interesse an der von Monika Rotzler organisierten Zusammenkunft war enorm – die Sitzgelegenheiten im heillos überfüllten Speisesaal reichten bei weitem nicht für alle aus. „Wir wollen heute wissen, wie es für unsere alten Leute weiter geht“, umschrieb Monika Rotzler die Erwartungshaltung der Anwesenden.

Bürgermeister Christof Nitz, der als Moderator fungierte, berichtete Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern, das er gleich nach Bekanntwerden der behördlich verfügten Schließung Kontakt mit dem Landratsamt (Heimaufsicht) und mit dem „Hoffnungsträger“ Georg-Reinhardt-Haus (GRH) aufgenommen habe, um die Möglichkeiten von Übergangslösungen zu erkunden. GRH-Leiter Martin Mybes habe spontan zugesagt: „Wir helfen“.

Neben dem „menschlichen Schock“, den die Schließung für Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter darstelle, spiele bei der Suche nach Übergangslösungen auch der bisherige Betreiber eine Rolle. Zu der „komplexen Gemengelage“ zählten insbesondere aber auch die mehr als 50 Eigentümer der Immobilie, die von ProCurand eine Pacht erhalten.

Nitz berichte, dass sich am Tag vor der Versammlung alle Beteiligten – ProCurand, GRH, Heimaufsicht und Vertreter der Stadt – an einem Runden Tisch getroffen hätten, um zumindest kurzfristige Übergangslösungen für die Bewohner zu finden. Einzig die Eigentümer seien nicht erschienen. Dabei habe man sich mit Zustimmung von Heimaufsicht und den ProCurand-Vertretern aus Berlin auf ein gemeinsames Konzept geeinigt.

Wie das aussieht, erläuterte anschließend Martin Mybes. „Wir können uns Ihre Ängste und Sorgen gut vorstellen“, betonte er. Das GRH könne in der jetzigen Situation nur eine „kurzfristige“ Lösung anbieten, was längerfristig mit dem Pflegestift geschehe, hänge von anderen Faktoren ab. Das ProCurand brauche in der jetzigen Situation „Führung und Leitung“. Deshalb werde das GRH das Management und die Leitung vorübergehend übernehmen.

„Wir wissen nicht, was uns erwartet, aber wir kommen mit hohen Ansprüchen“, betonte der GRH-Geschäftsführer. „Wir wollen das ProCurand gut führen, so lange es besteht. Wir wollen die Mängel schnellstmöglich in den

Haus braucht Führung

Griff kriegen. Wir wollen, dass es Ihnen gut geht", erklärte Mybes. Sein Haus werde die pflegerische und die soziale Betreuung der Bewohner sowie die Hauswirtschaft übernehmen.

Dafür gebe es jedoch ein „zeitliches Limit“. Das GRH trage die Verantwortung „bis maximal Ende April“. So lange seien Mitarbeiter des GRH täglich vor Ort. Mybes: „Wir tun unser Möglichstes“.

Was aus dem Pflegestift in Zukunft wird, steht noch in den Sternen. Der Pachtvertrag von ProCurand mit den Eigentümern läuft Ende Juli 2019 endgültig aus.

Der Bürgermeister erklärte, er habe mit den Eigentümern für nächste Woche ein Gespräch vereinbart. Dabei werde er zum Ausdruck bringen, dass es Wunsch von Gemeinderat und Stadtverwaltung sei, dass es auch in Zukunft an dieser Stelle – „im Herzen der Stadt“– ein Pflegeheim geben solle. Dafür seien aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen aber „umfangreiche Umbauarbeiten“ notwendig.

Warum an der Schließung des Pflegestifts kein Weg vorbeiführte und wie die betroffenen Bewohner in anderen Heimen einen Platz finden können, erläuterten Dezernentin Bettina Bouchner und Daniela Gempler von der Heimaufsicht des Landratsamtes (siehe extra Bericht).

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