Schopfheim „Wir wollen ein Signal setzen“

Markgräfler Tagblatt

Fasnacht: Im Gleichklang gegen Alkoholmissbrauch und für die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes

Minderjährige, die sich Whiskey hinter die Binde gießen und dann im Krankenhaus landen - womöglich noch im lebensbedrohlichen Zustand? Unbedingt verhindern wollen dies Polizei, Stadt und Vereine besonders mit Blick auf die fünfte Jahreszeit - und haben sich deshalb mit Hilfe der Villa Schöpflin zu einem großen Vorbeugungsprogramm zusammengetan.

Von Petra Martin

Schopfheim. „Mir liegt die Fasnacht sehr am Herzen“, so Christoph Dümmig, Leiter des Polizeireviers. Damit die Brauchtumspflege sauber funktioniere, müssten allerdings im Vorfeld Hausaufgaben erledigt werden.

So hätten sich bei einem Runden Tisch Vertreter von Polizei, Stadt, der Villa Schöpflin und von Fasnachtsvereinen zusammengesetzt, auch von Hausen, Hasel und dem Kleinen Wiesental, um die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes, Auflagen und Regeln zu thematisieren, immer das Ziel im Blick, dass etwa die Altersvorgaben bei der Abgabe von Alkoholika eingehalten werden oder aber Alkoholika nicht an erkennbar Betrunkene abgegeben werden.

„Alkohol führt als Katalysator zu Gewaltexzessen, die wir nicht wollen“, nennt Polizeirevierleiter Dümmig eine der vielen Auswirkungen, die der übermäßige Alkoholkonsum - neben schwerwiegenden gesundheitlichen Probleme wie Vergiftungen oder Erfrierungen - mit sich bringen kann.

„Wir haben die Verantwortlichkeiten geklärt“

Oftmals seien es gar nicht die aktiven Fasnächtler, die auffällig würden. Vielmehr gebe es sogenannte Randerscheinungen, zum Beispiel wenn Jugendliche „vorglühen“. „Diese Begleiterscheinungen sind uns besonders im Sinne des Jugendschutzgesetzes ein großes Anliegen“, betont die städtische Ordnungsamtsleiterin Cornelia Claßen. Der Runde Tisch habe hier zu einem sehr guten Ergebnis geführt: „Wir haben die Verantwortlichkeiten geklärt“, betont Dümmig.

Einen großen Anteil an dieser Aufklärungsaktion hatte das Zentrum für Suchtprävention in Lörrach, die Villa Schöpflin. Sie arbeitet - übrigens bundesweit - mit dem von ihr bereits vor 15 Jahren entwickelten Alkoholpräventionsprogramm „HaLT“ („Hart am Limit“). „Wir stellen kostenlos Materialien zur Einhaltung des Jugendschutzgesetzes zur Verfügung“, teilt Projektleiterin Franziska Zehner mit. So gibt es Alterskontrollscheiben fürs Verkaufspersonal von Alkoholika, Plakate und weitere Infoschriften mit Tipps für die Vereine; auch kostenlose Schulungen für Vereine biete die Villa Schöpflin an.

Die Maßnahmen wurden beim Runden Tisch vorgestellt, einige Vereine haben das Material bereits angefordert. „Wir sind nicht der verlängerte Arm der Justiz“, verdeutlicht Peter Eichin, Geschäftsführer der Villa Schöpflin. Dem Zentrum für Suchtprävention gehe es um Aufklärung, Beratung, die Vermittlung der Vorbildfunktion. „Das soll eine Erleichterung für die Thekenkräfte sein.“ Diese könnten zum Beispiel an der Theke auf die ausgehängten Infos mit den Vorschriften deuten, wenn Jugendliche massiv Alkohol einfordern.

Landen Minderjährige mit Alkoholvergiftungen im Krankenhaus, wird die Villa Schöpflin informiert. „Wir arbeiten mit den Jugendlichen und den Krankenhäusern zusammen.“

„Die Prävention ist ein Wert, den die Vereine leben sollen“

Bei der Gemeinschaftsaktion aller beteiligten Kräfte gehe es darum, hinzuschauen, betont Peter Eichin. Denn: Je mehr Leute hinschauen, je enger das Netz ist, desto erfolgreicher ist die Prävention. Ein wertvoller Rat: Die Verantwortlichen eines Festes sollten geschlossen auftreten und selbst einen klaren Kopf behalten, dann gebe es weniger Vorfälle mit Alkohol. „Es ist eine win-win-Situation für alle.“ Die eindeutige Haltung der Verantwortlichen müsse ein Wert sein, der von den Vereinen - am besten gemeinsam - gelebt werde.

Auch Polizeichef Christoph Dümmig ist wichtig: Die Voraussetzungen für eine funktionierende Fasnacht sollten die Kräfte „im Gleichklang“ schaffen. Es gehe darum, ein Signal zu setzen; die Vereine könnten zeigen, dass sie sich kümmern. „Das funktioniert nur als Gemeinschaftsaufgabe.“

Dümmig kündigt an, dass Ordnungsamt und Polizei überprüfen werden, ob das Jugendschutzgesetz eingehalten wird. „Wir kontrollieren und sanktionieren.“ Bei einem Verstoß wird nicht etwa der Verein, sondern der „Alkoholverkäufer“ persönlich zur Rechenschaft gezogen - auf diesen Hinweis könne sich das Thekenpersonal übrigens ebenfalls berufen, wenn Druck von Jugendlichen ausgeübt werde. Dies sei keine „Hexenjagd“. Man müsse sich aber klar darüber werden, dass jede Flasche Alkohol, über die ein Jugendlicher verfüge, durch die Hand eines Erwachsenen gegangen sei, bekräftigt Peter Eichin von der Villa Schöpflin.

Der Wille, eine gelungene Fasnacht zu gewährleisten, ist da

Zum einen habe die Fasnacht einen hohen kulturellen Stellenwert, zum anderen müssten Sicherheit und Ordnung sichergestellt sein, macht Polizeichef Dümmig deutlich. Alle beteiligten Kräfte wollten indes zu verstehen geben, dass sie für die Gewährleistung einer gelungenen Kampagne eintreten wollen.

Schopfheim. Beim Gugge-Open-Air am vergangenen Samstag auf dem Marktplatz sind laut Polizeirevierleiter Dümmig nichtaktive Fasnächtler kontrolliert worden. Eine 16-Jährige sei „mit Wodka aufgegriffen“ worden, sie habe ein Promille gehabt - ohne Ausfallerscheinungen -, ein 17-Jähriger 0,8 Promille. „Die haben sich selbst Alkohol mitgebracht“, so Dümmig.

„Dem Veranstalter ist hier kein Vorwurf zu machen“, unterstreicht die städtische Ordnungsamtschefin Cornelia Claßen. Es habe in einem Zelt Alkoholverkauf für Gäste ab 18 Jahren gegeben, was von Sicherheitsleuten kontrolliert worden sei.

Der Volljährige, der den aufgegriffenen Jugendlichen den Alkohol gab, so Christoph Kümmig, habe nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren am Hals.

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