Schopfheim Zauberhüte und schrille Geigen

Jürgen Scharf
Mit Zauberhüten wie aus „Harry Potter“ spielten die Jungen Sinfoniker Basel den „Zauberlehrling“ von Dukas bei ihrem Konzert in der Waldorfschule Schopfheim. Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Furioser Auftritt der Jungen Sinfoniker Basel in der Waldorfschule.

Schopfheim - „Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben...“ Wenn man es nicht gewusst hätte, dass hier Goethes Besen die Musik in Paul Dukas’ „Zauberlehrling“ antreibt, man hätte spätestens beim Anblick der vielen schwarzen Zauberhüte, die sich die Orchestermusiker aufgesetzt hatten, gemerkt, wovon diese Tondichtung handelt.

Von der „Kleinen Hexe“ bis zu Harry Potter gibt es solche spitzen Hüte, und sie passten zu der von Goethes Ballade inspirierten Musik des Franzosen. Der „Zauberlehrling“ von Dukas ist überhaupt sehr populär und beliebt, schließlich hat schon Walt Disney seinen Zeichentrickfilm „Fantasia“ mit diesen Klängen unterlegt, und Mickey Mouse setzte sich den Zauberhut auf.

Voller Energie

Dieses funkelnde französische Meisterwerk einer musikalischen Nachdichtung spielten die Jungen Sinfoniker Basel bei ihrem Auftritt am Sonntag in der Waldorfschule voller Energie und mit glutvollem Duktus.

Dukas war aber nur das Vorspiel zur folgenden großen fünften Sinfonie von Dimitri Schostakowitsch. Es gibt keine Verbindung zwischen beiden Werken bis auf dieselbe große Besetzung, ein riesiger Orchesterapparat.

In der Fünften des russischen Komponisten bricht sich der sozialistische Realismus Bahn. Oder ist es nur eine sarkastische Antwort darauf?

Jedenfalls gelang die Wiedergabe der Nachwuchssinfoniker, die regelmäßig wöchentlich in der Musikakademie Basel proben, und für dieses aktuelle Projekt auf über 95 Orchestermusiker erweitert wurde, bestürzend eindringlich.

Großer Körpereinsatz

Am Pult stand wie immer Ulrich Dietsche, der mit großem Körpereinsatz alles aus dem Orchester herausholte, was klanglich, dynamisch und an instrumentalen Leistungen aller Gruppen herauszuholen war – und das war überraschend viel.

Aufregend gut gelungen war schon der erste Satz mit seinen jähen Ausbrüchen, dann die Melancholie, Trauer und die grelle Bitternis der langsamen Sätze bis hin zum aufgesetzt wirkenden „optimistischen Lärm“ des Finales.

Es ist ein Fortissimomarsch mit Pauken und Blech, ein falscher Jubel, den Schostakowitsch hier inszeniert, dass es einen manchmal schon schmerzt. Laut donnert die Pauke, schrill streichen die Geigen. Was ist die ideologische Botschaft dieser Musik und ihres Schlussmarsch-Triumphes?

Extreme herausgearbeitet

„Der Jubel ist unter Drohungen erzwungen“, soll Schostakowitsch einmal den Schluss der Fünften kommentiert haben. Schlicht hervorragend, wie Dietsche und seine Jungen Sinfoniker über weite Strecken diese rücksichtslose Musik Klang werden ließen und die Extreme herausgearbeitet haben. Wie manche Stellen mit beseelter Intensität und schönsten Lyrismen gespielt wurden (etwa das Glockenthema der Celesta).

Das war eine beklemmende Stunde großer Sinfonik. Das Publikum verließ aufgewühlt den Saal, nachdem Dietsche zum starken Applaus alle Orchestergruppen einzeln aufstehen ließ, die Bläser, das Schlagwerk, die Harfen.

  • Weitere Informationen: Weitere Aufführungen am 25. November um 17 Uhr im Bürgerhaus Schliengen und am 2. Dezember um 16 Uhr, im Goetheanum Dornach.

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