Schopfheim Zeitkritik und Pop-Art-Porträts

Jürgen Scharf
Aus allen Richtungen kommen die Künstler der DNArt 2019 (von links): die Hamburger Zeichnerin Annette Mewes-Thoms, Tanja Bürgelin-Arslan aus Eimeldingen, Oliver Fauser aus Schopfheim und Miki Buckland aus Basel. Foto: Jürgen Scharf

Ausstellung „Aus allen Richtungen“: Zweite DNArt in der Kulturfabrik Schopfheim.

Schopfheim - Wer nach Eimeldingen kommt, fährt um den Entenportal-Kreisel herum. Dieses markante Kunstobjekt stammt von der in Lörrach geborenen Tanja Bürgelin-Arslan. Sie ist eine von vier Künstlern, die bei der zweiten DNArt in der Kulturfabrik Schopfheim mitmachen, die passenderweise „Aus allen Richtungen“ heißt.

Bürgelin-Arslan lebt in Eimeldingen, sie fotografiert, ist Objektemacherin, Grafikdesignerin, Glasgestalterin. Von ihr sieht man das Modell des Entenportals auf einem Spiegel. Dass sie künstlerisch vielfältig und sehr zeitgemäß arbeitet, zeigen kritische Beiträge zu Facebook mit der Einführung der „Timeline“. Plexiglas und Transparenz symbolisieren durchsichtige Daten und den gläsernen Menschen.

In installativen Arbeiten wie dem (erleuchteten) Heiligen Buch, der aus 3200 schimmernden Nägeln und Messingdraht bestehenden „Aura“, die als Hülle des Menschen leuchtet, oder der symbolhaften Darstellung des „Mammon“ aus Geldmünzen als Engel mit Heiligenschein, geht es um das Hinterfragen von Glauben und Gesellschaft mit Humor.

Klare Formen zeichnen Bürgelin-Arslans Fotoarbeiten aus, etwa die reduzierte Version von Monets Seerosen oder die digital kolorierten Fragmente von Rückenakten, die auf einem einzigen Foto basieren und durch den ganzen Farbkreis laufen.

Fließende Dynamik neben digitalen Arbeiten

Der Untertitel „Aus allen Richtungen“ ist wirklich örtlich zu verstehen, wenn man sieht, wo die nächste Künstlerin herkommt: von der Waterkant. Annette Mewes-Thoms kommt vom Wasser, wohnt am Wasser, und das Wesen des Wassers, die fließende Dynamik, inspiriert sie zu Linienbewegungen. Die Hamburgerin vertritt die intuitive, spontane Malerei. Für die Serien „Lines“ beginnt sie mit einer Linie und irgendeiner Farbe, setzt eine nächste dazu. So entsteht ein hochartifizielles Liniengewirr zwischen Verdichtung und Explosion. Wenn sich die Linie stark verdichtet, wird sie zur Fläche. Aus einer Linie entsteht das Bild, teils wird nachkoloriert, was die leichten Changierungen ergibt.

Es sind verschiedene Welten in diesen übereinander gelagerten Linienschichten: die grelle Welt von heute mit Neonfarben, andererseits die gedeckte, luftigere und in einigen anderen Bildern die spielerisch-ornamentale in japanischen Kimonofarben. Durch die irritierenden Flimmereffekte und die optische Täuschung erinnern Mewes Bilder an die Op-Art.

Die in Basel lebende Japanerin Miki Buckland hat eine kleine Fotogalerie mit Schwarzweiß-Aufnahmen von Motiven aus Tokio und anderen Orten eingerichtet. 15 Jahre hat die Fotografin in Tokio gelebt und hier die verschiedensten Momentaufnahmen gemacht von Architekturen, dem Tokio-Tower – das Zeichen ihrer Heimatstadt –, Menschen auf der Straße bis zu Fahrradständern. Da steckt einiges an Fotodokumentation drin.

Last not least Oliver Fauser, Gründer, Kurator und Organisator der „DNArt“, die nach fünf Jahren ihre zweite Auflage erlebt. Der metaphorisch gebrauchte Titel – ein Kunstwort aus DNA und Art - nimmt nicht Bezug auf die menschliche Erbinformation, sondern auf künstlerischen Gene und „Baupläne“. Fausers bekannte Handschrift sind die expressiven Pop-Art-Porträts von Rockstars und die auffallend reliefhaft strukturierten Oberflächen der weibliche Torsi aus Styrodur und Spachtelmasse. In all den Jahren hat er seine Richtung nicht geändert, aber wegen Materialunverträglichkeit eine neue Technik in digitaler Kunst entwickelt.

So ist die Reihe „Digital Series of Women“ als Edition digitaler Arbeiten entstanden. Kürzlich fertig wurde Fausers „Touch Book“, ein mit transparenter Paste bemaltes bibliophiles Liebhaberobjekt zum Anfassen. Der Musiker und Singer-Songwriter zeigt sich in Fausers Objektreihe „Art & Music Box Deluxe“, CD-Cover zu acht eigenen Songs, von ihm selber eingespielt und gesungen: individuelle nummerierte Kunstwerke. Ganz aktuell sind Fausers „Story Boxen“, die in der Art eines Dioramas kleine Geschichten in einer Box erzählen. Es gibt also viele „genetische“ Künstler-Informationen bei dieser DNArt!   Bis 21. Juli, Mi, Sa, So 14-17 Uhr

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