Schopfheim Zwischen traurig und heiter

Anja Bertsch
Gemeinsam essen ist auch eine Form des Trostes: Im Rahmen der „Trost“-Ausstellung und -Themenwoche fand in der evangelischen Stadtkirche eine mit „Leichenschmaus“ betitelte Veranstaltung statt. Foto: Anja Bertsch

„Trost“-Ausstellung: „Leichenschmaus“ in der Stadtkirche mit Literatur und Musik.

Schopfheim - Zum „Leichenschmaus“ luden evangelische Kirchengemeinde und Kirchenbezirk am Freitagabend in die evangelische Stadtkirche. Es war eine der besonders eindrücklichen Veranstaltungen im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Ausstellung „Trost“.

Vier festlich gedeckte Tafeln vor dem Altarraum in der ansonsten leeren Kirche. Die Szenerie erleuchtet von gedämpftem Kerzenschein, und beschallt von getragenen Klavierklängen. Die etwa dreißig Gäste im Wechsel nachdenklich lauschend und ins angeregte Gespräch vertieft... Es war eine ganz besondere Atmosphäre, in die die Besucher des „Leichenschmauses“ am Freitag eintauchten.

Im Dreiklang aus Literatur, Musik und Schmaus bot der Abend Nahrung für Leib, Herz und Seele – Reminiszenz an das hergebrachte Trauer- und Kultritual des „Leichenschmauses“ – dem gemeinsamen Speisen nach der Beerdigung.

Die Gäste sind einesteils in der Trauer um den lieben Mitmenschen gefangen, der da soeben zu Grabe getragen wurde.

Zugleich ist der Leichenschmaus „der erste Moment, in dem vielleicht so etwas wie Aufatmen möglich ist. Der Moment, in dem die Trauer ein wenig abfällt“, wie es Uschi Schmitthenner vom Organisationsteam formulierte. Im gemeinsamen Essen mit den anderen Trauergästen und im gemeinsamen Erinnern an den Verstorbenen finden die Betroffenen oftmals Trost.

Gutes Essen tröstet: Unter dieser Devise sorgten am Freitagabend die Beiträge des Küchenteams aus Heike Lechner, Gretel Schmidt, Evi Marek und Uschi Schmitthenner für die gelösten und unbeschwerten Momente. Sie verwöhnten ihre Gäste in vier Gängen, und überm gemeinsamen Genießen der Leckereien entwickelten sich unter den Gästen – ob Bekannte oder (zunächst) Unbekannte – im Nu angeregte Gespräche.

Den Gaumenfreuden zwischengeschaltet waren literarische Beiträge: Pfarrerin Beate Schmidtgen (evangelische Erwachsenenbildung) und Pfarrer Jörg Hinderer (ökumenische Krankenhausseelsorge) hatten aus der reichen Literatur, die es zum Thema Sterben, Tod, Trauer und Trost gibt, ausgewählt.

In Kapiteln wie „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“, „Der Umgang mit dem (eigenen / fremden) Tod“ oder „Ausblick und Hoffnung“ hörten die Besucher Nachdenkliches, Bedrückendes, Tröstendes und Humorvolles.

Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon schließlich gab der Veranstaltung den musikalischen Rahmen mit Beiträgen zwischen elegisch und leise beschwingt. Auf diese Weise changierte die Stimmung in mehreren Zyklen zwischen unterschiedlichen Polen. Und wo mancher zunächst vielleicht Zweifel gehabt haben mochte, ob ein solches Veranstaltungsformat trägt und funktioniert, waren die Gäste am Ende des ausgiebigen „Leichenschmaueses“ auf warme Weise überzeugt: Ja, das tut es.

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