Auch deshalb sei die Schopfheimer Innenstadt, ganz im Gegensatz zur Behauptung der BI, schon jetzt ein Ort, an dem sich Menschen wohl fühlen – vor allem, aber nicht nur, beispielsweise am Samstag beim Wochenmarkt.
Internetkäufe sinken
Als „schlicht falsch“ bezeichnen die Sprecher des Gewerbevereins die Behauptung der BI, das Einkaufen verlagere sich ohnehin immer stärker ins Internet. „Das verdreht die Tatsachen“, so Stefan Klever. Zwar sei es richtig, dass die Innenstädte mit dem Online-Handel konkurrieren und, dass Corona die Lage für den stationären Handel verschärft habe. Doch der Trend hat sich nach seinen Worten gedreht. Klever verweist in diesem Zusammenhang auf neueste Zahlen des Handelsverbands Deutschland, wonach die Verkaufszahlen im Internet binnen eines Jahres wieder spürbar sanken.
„Diese Entwicklung öffnet Chancen, dass Umsatzanteile zurück in den stationären Handel fließen“, heißt es in der Stellungnahme des Gewerbevereins. Belegbare Messungen ergäben, dass insbesondere „agile Städte“ bereits jetzt davon profitieren. In Lörrach beispielsweise habe sich die Frequenz im Vergleich zu 2022 um 50 Prozent erhöht.
Brücke ins Internetgeschäft
„Die Leute kommen auch bei uns gerne zum Einkaufen in die Stadt“, betonen Martin Bühler und Philip Stutz und verweisen im Übrigen darauf, dass auch der örtliche Handel mit eigenen Online-Shops schon längst und mit Erfolg die Brücke ins Internetgeschäft geschlagen hat. „Die Kunden nutzen diese Möglichkeit, sie informieren sich online – und kommen zum Einkaufen ins Geschäft vor Ort“, berichtet Martin Bühler. Für ihn und den Gewerbeverein insgesamt ist und bleibt der stationäre Einzelhandel deshalb eine „zentrale Funktion“ der Innenstädte.
Den BI-Wunsch nach einer besseren Aufenthaltsqualität in der Stadt teilt der Gewerbeverein durchaus. Erste Schritte dahin seien mit der Möblierung der Hauptstraße ja bereits erfolgt. Der Gewerbeverein habe diese Maßnahme mitgetragen, auch wenn er eine „serienmäßige, höchstwahrscheinlich deutlich kostengünstigere Formgebung“ bevorzugt hätte. Im Großen und Ganzen jedenfalls funktioniere das Konzept, heißt es in der Stellungnahme weiter. Allerdings fordert der Einzelhandel ausdrücklich Nachbesserungen – zum Beispiel im Bereich des Marktplatzes, wo zeitweise „chaotische Verhältnisse“ herrschten.
Gegen autofreie Innenstadt
Ganz entschieden hingegen wehrt sich der Gewerbeverein gegen die BI-Forderung, Autos komplett aus der Innenstadt zu verbannen. Auch ein autofreier Marktplatz komme – zumindest „zum jetzigen Zeitpunkt“ – nicht in Frage. Der Gewerbeverein wolle niemandem vorschreiben, wie er in die Stadt kommt. Die Menschen in den Teilorten, vor allem aber aus dem Kleinen Wiesental und dem Umland, seien aufgrund der „miserablen Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr“ aufs Auto angewiesen. Dem Gewerbeverein sei vielmehr daran gelegen, „allen Verkehrsteilnehmern eine gute Infrastruktur zu bieten – Fahrradfahrern, Fußgängern und Autofahrern“. Dazu gehöre auch eine „faire Verteilung“ des innerörtlichen Verkehrs unter Einbeziehung der Hauptstraße. Es sei schlicht nicht möglich und den betroffenen Anwohnern auch nicht zuzumuten, den gesamten Verkehr über die so genannte Nordumfahrung – „die keine ist“ – und die Südumfahrung am Bahnhof vorbei zu leiten.
Mit Nachdruck besteht der Gewerbeverein darauf, dass zu einer guten „Aufenthaltsqualität“ neben einer Verkehrsreduzierung eben auch attraktive Geschäfte und Gastronomie sowie „gepflegte Gebäude“ gehören. Deren Instandhaltung koste Kapital, das Eigentümer in der Regel durch Handel, Dienstleistung und Gastronomie in den jeweiligen Erdgeschossen erwirtschaften müssten.
Sich mehr zu Wort melden
„Wir wollen auch Wohlfühlatmosphäre in der Stadt“, betonen Martin Bühler, Stefan Klever und Philip Stutz abschließend, „aber wir haben dafür eine andere Definition als die BI“. Um dieser „medial sehr präsenten“ Gruppe im öffentlichen Diskurs nicht mehr allein das Feld zu überlassen, will sich der Gewerbeverein künftig denn auch öfter zu Wort melden. Oder wie Martin Bühler es ausdrückt: „Wir sind nicht nur dazu da, Feste und Veranstaltungen zu organisieren. Wir haben auch Gewicht in der Stadt.“