Schopfheimer Lokalgeschichte Fahrnauer „Waschhüsli“ in letzter Sekunde gerettet

Gudrun Gehr
Lauschiges Fleckchen am Kanal: Das Fahrnauer Waschhüsli. Foto: Anja Bertsch

Alle Vorzeichen deuteten auf einen Abriss des historischen Fahrnauer „Waschhüsli“. Nun nahm die Geschichte um das lauschig-charmant gelegene, allerdings einsturzgefährdete Gebäude in Alt-Fahrnau eine unerwartete Wendung Richtung Happy End.

Zu verdanken ist seine Rettung einerseits dem Bauunternehmer Wilfried Blum von der Hoch- und Tiefbaufirma Baufirma Binder & Blum. Mit von der Partie bei der Rettungsaktion für das idyllisch gelegenen Häuschens war aber auch Pfarrerin Ulrike Krumm samt Kirchengemeinderat, der sich in einer Sondersitzung für das Überleben des Gebäudes einsetzte, das im Jahr 1843 erbaut wurde und auf einer Liegenschaft im Besitz der Kirche zwischen der Hauptstraße und der Grienmatt steht.

Entscheidung am Frühstückstisch

Beim Pressetermin vor dem alten Waschhaus am Dienstagvormittag berichtet Bauunternehmer Blum, wie die aktuellen Geschehnisse rund ums historische Waschhüsli ihren Lauf nahmen: „Meine Firma wurde zu einem Angebot zum Abriss des Gebäudes aufgefordert, und dieses wurde von der Kirchengemeinde angenommen“. Dann aber ging es Schlag auf Schlag – in eine ganz andere Richtung. Pfarrerin Krumm hatte die lokale Presse quasi zum „Abschieds-Bericht“ über das historische Gemäuer eingeladen – und damit die Rettung in buchstäblich letzter Sekunde angestoßen „Ich las morgens um 6 Uhr beim Frühstück den Bericht in der Zeitung. Blitzartig war mir klar, dass entgegen der Planung sicherlich kein Abrissbagger unserer Firma im Zusammenhang mit dem Verschwinden des Gebäudes stehen darf“, schildert Wilfried Blum. Der Abriss wäre zwei Stunden später in der Bauleitersitzung terminiert worden – und dann möglicherweise sehr zeitnah ins Werk gesetzt worden. Kurzentschlossen entfernte der Unternehmer die Geschäftsvorlage aus der Sitzung und setzte sich zur gleichen Stunde mit der völlig überraschten Pfarrerin in Verbindung. Noch am frühen Morgen teilte er ihr mit, dass das alte Waschhaus bestehen bleibt: Er beabsichtige, das Gebäude auf eigene Kosten zu renovieren und dies im Rahmen eines Ausbildungsprojektes mit Azubis seiner Firma zu bewerkstelligen. Seine einzige Bedingung war, dass die Kirchengemeinde den Betrag beisteuert, der beim Abriss des Gebäudes angefallen wäre.

Foto: Gudrun Gehr

Noch am gleichen Morgen traf man sich beim Gebäude, hinzugezogen wurde Zimmer- und Dachdeckermeister Bernd Blum von der Maulburger Firma Holzbau Blum. Gemeinsam inspizierte man das 7,5 Meter lange und fünf Meter breite Gebäude darauf hin, was an alter Substanz noch brauchbar ist. Ergebnis: Einige Bauteile können noch verwendet werden. Näheres wird sich beim Rückbau zeigen.

Pfarrerin Krumm wiederum konnte die glückliche Wendung zunächst nicht fassen und informierte den Kirchengemeinderat. In einer schnell anberaumten Sondersitzung war man sich einig, den eigentlich für den Abriss eingeplanten Beitrag für die Erhaltung beizusteuern. Geplant ist nun, dass Blum das Gebäude renoviert; die weitere Nutzung liegt in Händen der Kirchengemeinde.

Diese Renovierung sei für ihn eine „Herzensgeschichte“ – sein Herz schlage ohnehin für das alte Fahrnau, erklärt wiederum Bauunternehmer Blum. „Unsere Firma liegt in der Grienmatt und ich habe einen guten Überblick über das alte Fahrnau. Hier arbeite ich seit 40 Jahren – und eigentlich bin ich ein Fahrnauer“. Aus dieser Verbundenheit heraus habe seine Firma zwischenzeitlich auch die „Alte Mühle“ in der Grienmatt wieder instand gesetzt. Das Baumaterial für das Waschhüsli kommt nunmehr aus dem Rückbauholz alter Gebäude an der Kürnbergstraße und Blasistraße; auch deren rund 150 Jahre alte Ziegel werden hier wieder Verwendung finden. Die Renovierung soll im September starten. „Wir haben neun Azubis, die unter Aufsicht das Gebäude vom Bewuchs freilegen, es einrüsten und den Dachstuhl freilegen werden. Dann werden wir weitersehen“, so Blum. Die Renovierung werde rund sechs Monate dauern, so seine Schätzung.

Vom Waschhüsli zum Dorfmuseum ?

Krumm schmiedet derweil schon Pläne für die künftige Nutzung: „Ich werde meinen Traum weiterspinnen und ein Konzept entwickeln“, sagt sie. Ihre Liebling-Vision ist, das Häuschen als Teil des „alten Fahrnau“ zum Dorfmuseum zu entwickeln.

Beilagen

Umfrage

CDU-Klausur der EVP

Die Mitte-Parteien warnen vor Wahlerfolgen der AfD. Kürzlich  hatte Friedrich Merz (CDU) gesagt: „Einmal 33 reicht für Deutschland“, in Anspielung auf die Bundestagswahl  2033 und die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading