Schopfheimer Stadtmuseum Sammlung mit Potenzial und Zukunft

Jürgen Scharf
Führte durch die umfangreiche Sammlung: Museumsleiter Dominik Baiker (2.v.r.). Foto: Jürgen Scharf

Am Internationalen Museumstag führt Museumsleiter Dominik Baiker durch die Dauerausstellung im Museum der Stadt – und diskutiert mit Besuchern, wie das Museum der Zukunft aussehen soll. Der Fundus hat großes Potential, das es auszugestalten gilt.

Am Internationalen Museumstag führt Museumsleiter Dominik Baiker durch die Dauerausstellung im Museum der Stadt – und diskutiert mit Besuchern, wie das Museum der Zukunft aussehen soll. Der Fundus hat großes Potential, das es auszugestalten gilt.

Huldvoll blickt die Fürstäbtissin aus ihrem Goldrahmen. Das Gemälde von Maria Franziska von Roggenbach (1694-1755) hängt in der Ahnengalerie der Roggenbach-Stube des Städtischen Museums. Es ist der historische Raum, in dem das Tafelklavier (Brosy, 1799, Basel) steht. In dem stilvollen, repräsentativen Zimmer befindet sich die Legatsammlung, also ein Vermächtnis der Familie Roggenbach, die zum Sammlungsbestand des Museums gehört.

Sammlung von landesweite bedeutenden Stücken

Viele Roggenbachs sind auf den nachgedunkelten Porträts zu sehen, nicht allein Maria Franziska, die als Fürstäbtissin in Säckingen wirkte und dort einiges anstieß. Einige aus der Familie hatten hohe Ämter inne, zwei waren Bischöfe in Basel, einer war badischer Kriegsminister. „Die Familie hat viele bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht“, sagt Museumsleiter Dominik Baiker, der bei einem Rundgang am Internationalen Museumstag eine interaktive und dialogische Führung machte und einen öffentlichen Diskurs anstieß, wie das Museum der Zukunft aussehen soll.

Gerade dieser Roggenbach-Nachlass hat Bedeutung. Das Legat ist aber „kein leichtes Pfund“, so Baiker, der das Sammlungsinventar gesichtet hat und erstaunt ist über die Qualität dieser über 100 Jahre gewachsenen alten Sammlung, die für Museumsleute immer interessant ist. Die Anfänge der Sammlung und damit des Museums gehen zurück aufs Jahr 1912. In der ersten Zeit waren die Objekte in der damaligen Realschule ausgestellt, später wurden sie zeitweise in der Alten Kirche gelagert und gezeigt. Schon 1916 gab es Pläne für ein Heimatmuseum in St. Michael, was sich aber nicht realisieren ließ.

Das Museum als „Einmaligkeitsspeicher“

So kam das Museum dann erst im Hirtenhaus unter, über dessen Eingang noch das Wort „Museum“ eingraviert ist und zwei Schnecken im Portal einen subtilen Hinweis auf den damaligen Bürgermeister bilden. Bei der Führung wurde man mit der Nase auf solche Sachen und Details gestoßen. 1986 wechselte das Museum in den ehemals städtischen Kornspeicher, das frühere Wohnhaus für Arbeiterinnen und Arbeiter der Schuhfabrik Krafft.

Der Sammlungszuwachs war enorm durch Schenkungen und Nachlässe von Fabrikantenfamilien und Künstlern. Nach Worten von Baiker ist das Museum ein „Einmaligkeitsspeicher“, alle Objekte hätten eine einmalige Geschichte. Auch die Hebelsammlung übertrifft seiner Ansicht nach die im Hebelhaus Hausen. Man könnte einen ganzen Hebelraum in Schopfheim einrichten, so unglaublich viel besitzt man von dem Dichter, Briefe und Erstausgaben. Und auch viele andere Objekte sind von landesweiter Bedeutung. Etwa ein spätgotisches Altarbild und das Gemälde von der Schlacht auf der Scheideck. Oder die Originalporträts von Friedrich Hecker und Gustav Struve von einem bekannten Historienmaler, um die Landesmuseen Schopfheim beneiden, die aber etwas versteckt präsentiert werden.

Überhaupt sieht man spezielle Stücke vor lauter Objekten kaum, denn in den letzten 30 Jahren wurde – bis auf den Wohnkultur-Bereich, der von 1918 bis 1970 chronologisch durch die Stadtgeschichte führt, – nichts mehr verändert. Und seit den 1980er Jahren auch nicht mehr in größerem Maßstab ins Museum investiert.

Modernisierung dringend gewünscht

Heute stellt sich die Frage, wie man das Museum zeitgemäßer aufstellen kann – und das bei knapper Kasse und wenig Personalressourcen. Museumsleiter Dominik Baiker hat die Idee, in der zweiten Jahreshälfte einen Förderverein zu gründen, um mehr ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement zu mobilisieren. Ausschließlich auf Digitalisierung setzt Baiker nicht, denn er weiß: „Die Objekte sind unser Pfund.“ Die Sammlung habe Landesbedeutung. Besonders die gute Vormärz-Sammlung und die zur Badischen Revolution, die man in einem Heimatmuseum nicht erwarten würde. Der einzige Raum, den man nicht verändern will, ist der Hans Theo Baumann-Gedenkraum, denn der ist laut Baiker „eine Art Zeitkapsel“.

Angeregt wurde von Besuchern, die Dauerausstellung etwas zu modernisieren, Themenbereiche neu zu ordnen und Bezüge zur heutigen Zeit herzustellen, um einen Anreiz für jüngere Leute zu schaffen, das Museum zu besuchen .

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