„Fahrgäste sind mit Recht mehr als sauer“
Argast nimmt auch die Betriebsleitung der DB in Karlsruhe in die Pflicht. Sie sei „nicht über die Örtlichkeit im Wiesental im Bilde“. Für den Nahverkehrsexperten ist klar, dass sich Fahrgäste andere Mobilitätswege suchen und auch auf das Auto umsteigen, wenn die Bahn die Zuverlässigkeit nicht liefert, merkt Argast an. „Arztbesuch, kulturelle Veranstaltungen und so weiter werden mindestens zu Tagesunternehmungen.“
Pro Schiene befürchtet sogar eine schleichende Streckenkappung, wenn das Angebot und auch die Resonanz immer schlechter werden. Böse Erinnerungen werden wach: Vor 45 Jahren musste schon einmal für den Erhalt der Wiesentalbahn bis Zell gekämpft werden. Mobilitätswende und Klimawende seien ernsthaft in Gefahr, schließt Argast im Namen von Pro Schiene Dreiland. Dabei hatte die S 6 vor drei Jahren einmal Traumwerte von 99 Prozent Pünktlichkeit.
Björn Oeschger, Sprecher von SBB Deutschland, bezeichnete die Ausfälle im Herbst noch als Einzelfälle. Jetzt bezieht Daniel König, Marktleiter der SBB Deutschland, Stellung zu den Problemen. „Es handelt sich um eine Stellwerksstörung des Stellwerks Lörrach der Deutschen Bahn, die zu einem Totalunterbruch zwischen Weil und Steinen sowie zwischen Riehen und Zell führte“, berichtet König mit Blick auf die Ausfälle am Dienstag. „Nebst sechs Fahrten der S5 hat die Störung genau die geschilderten Zugfahrten betroffen.“
Betreiber SBB verweist auf Infrastruktu der DB
König erläutert weiter, dass die SBB Deutschland als Betreiber der Wiesentalbahn auf die Schieneninfrastruktur der Deutschen Bahn angewiesen sei. „Unser Antrag und die entsprechende Absprache war, dass keine Züge der S 6 vorzeitig gewendet werden, sprich Ihre und die nachfolgende S 6 waren nicht für eine vorzeitige Wendung in Schopfheim vorgesehen“, führt König aus. „Daher konnten wir am Bahnhof mit den beschränkt nutzbaren Tools der Deutschen Bahn auch keine direkte Information durchführen.“
SBB will eigene Leitstelle aufbauen
Für eine Verbesserung bei derartigen Situationen werde aktuell eine eigene Leitstelle in Lörrach mit erhöhten Personalressourcen eingerichtet. „Wir als Unternehmen reagieren schnell auf die seit wenigen Jahren geänderten Rahmenbedingungen im deutschen Bahnverkehr mit einem ungeplanten Invest“, so König. Grundsätzlich sei die SBB „in einem intensiven Austausch mit der Deutschen Bahn“. König betont: „Unsere sonstige sehr hohe Qualität der Linien S 5 und S 6 resultiert auch daraus, dass diese Zusammenarbeit in vielen Fällen – vor allem mit den örtlichen Eisenbahnern der Deutschen Bahn – sehr gut funktionieren kann.“
Und er versichert: „Die Passagiere haben den Anspruch, sicher und pünktlich an ihr Ziel zu gelangen.“ Dass dies nicht funktioniert hat, tue ihm sehr leid. „Was wir voll auf unsere Schulter nehmen müssen, sind die fehlenden Durchsagen nach der Erstinformation in der S 6 im Bahnhof Riehen. Dies bitten wir vielmals zu entschuldigen“, sagt König zur Kommunikation bei Störungen.