Offenbar geheimes Treffen im Mai
Geht die Annäherung also von Schröder aus, der wegen seiner Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine im politischen Berlin kaum noch Freunde hat? Offenkundig nicht nur, denn nach Informationen des "Stern" trafen sich Lafontaine und Schröder schon im Mai zu einem geheim gehaltenen, langen persönlichen Gespräch. Teils sollen in Lafontaines Haus im Saarland auch die Ehefrauen So-yeon Schröder-Kim und Wagenknecht dabei gewesen sein. Teils hätten die Ex-Politiker ihr Zerwürfnis unter vier Augen aufgearbeitet. Seitdem hätten die beiden auch miteinander telefoniert.
Worüber Schröder und Lafontaine sprachen, ist nicht bekannt. Es sollen auch aktuelle Fragen zur Sprache gekommen sein. Inzwischen verbindet sie zumindest oberflächlich auch wieder mehr: Die SPD hat sich von beiden losgesagt. Versuche, Schröder wegen seiner fehlenden Kritik an Putin aus der Partei auszuschließen, scheiterten zwar. Doch nimmt im Willy-Brandt-Haus niemand seinen Namen mehr gern in den Mund. Die Schröder-Tassen sind längst aus dem Shop verschwunden, es hängt auch kein Bild von ihm in der Parteizentrale. Weder Schröder noch Lafontaine tauchen in der Liste der großen Sozialdemokraten auf.
Warum aber ausgerechnet jetzt die Annäherung? Die Frage liegt nahe, zumal Wagenknecht, die einstige Ikone der Linken, überlegt, eine eigene Partei zu gründen. Dass sie Schröder mit an Bord holen könnte, scheint dann aber doch etwas weit hergeholt. Der Prozess um seinen Parteiausschluss hat gezeigt, dass der Altkanzler an der SPD hängt - und vielleicht doch nur ein Kriegsbeil begraben will.