Schule in Schopfheim Sozialarbeit immer wichtiger

Gerald Nill
Thomas Haug, der sich mit seiner „Nichts wie raus-Gruppe“ in Schopfheim einen Namen gemacht hat, bietet Schülern eine  sinnvolle Beschäftigungen in Feld und Wald wie hier beim Freilegen einer Trockenmauer. Foto: Gerakd Nill

Ohne die Schulsozialarbeit ist ein geordneter Schulbetrieb heute anscheinend nicht mehr denkbar. Dieser Eindruck drängte sich auf, als die Mitarbeiter im Ausschuss aus der Praxis berichteten.

Für das Diakonische Werk, das die Schulsozialarbeit in Schopfheim unter seinen Fittichen hat, referierten Melanie Vahl und ihre Mitstreiter aus ihrem Alltag. Den Anfang machte Thomas Haug, der sich mit seiner „Nichts wie raus-Gruppe“ in Schopfheim einen Namen gemacht hat und den Auftrag der Schulsozialarbeit definierte: „Die Schüler so weit reparieren, dass sie wieder schulfähig sind.“ Die Schulsozialarbeiter seien unabhängig, arbeiteten „auf Augenhöhe“ mit den Lehrkräften und seien mit anderen Hilfs- und Beratungsstellen gut vernetzt. Haug betonte die Freiwilligkeit des Angebotes. Nur wenn ein Schüler sich anvertrauen will, sind die Berater da. Hat ein Kind erst einmal positive Erfahrungen mit der Sozialarbeit gemacht, sind die nächsten Fälle meist nicht weit.

Auffälligkeiten keine Frage der sozialen Herkunft

Auffälligkeiten im Schulalltag sind keine Frage der sozialen Herkunft und des Bildungsgrades. Diese Erkenntnis brachte der Vortrag von Carmen Kast, Schulsozialarbeiterin am Theodor-Heuss-Gymnasium. Sie zählte die ganze Palette an Jugendgefährdungen auf, die sie in ihrer vierjährigen Tätigkeit an der Schule erlebt hat: Zoff mit den Lehrern, Streit mit den Eltern, Einfluss sozialer Medien, Panikattacken, Suizidgedanken, Suchtmittelmissbrauch, Liebeskummer, psychische Erkrankungen oder Gewalt.

Exemplarisch schilderte Kast den Fall einer Sechstklässlerin, die immer öfter die Schule schwänzte. Einer Lehrerin vertraute die Schülerin ihre Suizidgedanken an. Die Lehrerin übergab an die Schulsozialarbeiterin, die mit dem Mädchen viele Gespräche geführt und dann Kontakt zur Mutter aufgenommen habe. Als sie die Mutter einlud, erfuhr sie, dass diese selbst an einer psychischen Erkrankung litt. Die Sozialarbeiterin konnte durch ihre gute Vernetzung weitere Therapieschritte einleiten.

Für die Freien Wähler meinte Sven-Hendrik Wünsch anschließend zu den anwesenden Sozialarbeitern: „Wir sind sehr, sehr froh, dass wir sie haben.“ Dem Förster gefällt natürlich die Freizeit-AG von Thomas Haug, die sich in Feld und Wald tummelt, besonders gut. Wünschs Fazit: „Da haben wir das Richtige auf den Weg gebracht.“ Er forderte den Kreistag auf, die Finanzierung des Angebots zu sichern.

Gemeinderat Michael Böhler, CDU, war sichtlich ergriffen und sorgte sich: „Rutscht die Gesellschaft noch mehr ab?“ Melanie Vahl antwortete: „Unsere Gesellschaft ist dynamischer geworden.“ Früher habe man die Problemfälle an der Tanke gefunden, heute verstecken sie sich auch zu Hause.

Soziale Themen ein „Fass ohne Boden“

Bürgermeister Dirk Harscher schloss das Kapitel mit den Worten ab: „Soziale Themen sind mittlerweile ein Fass ohne Boden.“ Von den Internet-Konzernen hinter der sozialen Medien, denen Harscher einen großen Teil der Schuld an der Misere zuschiebt, möchte er gerne Steuern für die gesellschaftliche Reparatur abverlangen.

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