Schulen und Bildungsreform Schulstandort Lörrach stellt sich neu auf

Bernhard Konrad
Mit der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums wird der Raumbedarf an den beiden staatlichen Gymnasien auf dem Campus Rosenfels wachsen. Foto: Meller

Die Lörracher Schulbauoffensive wird 2025 fortgesetzt – unter erschwerten Bedingungen. Denn: Neben knappen Finanzen und sanierungsbedürftigen Gebäuden machen bildungspolitische Reformen des Landes die Umsetzung noch anspruchsvoller.

Die Stadt hat angesichts der komplexen Gemengelage den Schulentwicklungsplanungsprozess neu aufgelegt – aber sie beginnt nicht bei Null.

Wichtige Schulbauprojekte

In den vergangenen zehn Jahren ist die Schulinfrastruktur ertüchtigt worden. Dabei habe die Verwaltung keine Prestigeobjekte umgesetzt, sondern Notwendigkeiten, sagte Oberbürgermeister Jörg Lutz beim Mediengespräch kurz vor dem Jahreswechsel. Als Beispiele nannte er die Erweiterung der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule und die Sanierung der Fridolinschule samt Neubau der Sporthalle. Die Sanierungs der Tumringer Grundschule befindet sich in der Planungsphase.

Sicherheit hat Priorität

Viele Maßnahmen seien aus brandschutz- oder anderen sicherheitsrechtlichen Gründen unabdingbar gewesen. Auch künftig gelte für Schulgebäude: „Sicherheit hat die höchste Priorität und wird bei der zeitlichen Abfolge notwendiger Maßnahmen das größte Gewicht haben“, sagte Lutz. Dies wohl nicht zuletzt auch darum, weil in der Vergangenheit konzeptionell priorisierte Projekte, etwa an der Hellberschule, notgedrungen verschoben werden mussten.

Gebäude-Herausforderung

Gerade die Heterogenität der kommunalen Schulgebäude stelle die Stadt vor Herausforderungen. Neben denkmalgeschützten Bauten gibt es Gebäudekomplexe aus unterschiedlichen Baujahren, die im Laufe der Zeit erweitert und ergänzt wurden. Aus diesem Mix resultiert immer wieder die Notwendigkeit kleinerer und größerer Unterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen. Diese binden stets personelle und finanzielle Ressourcen – hinzu kommt als Herausforderung die Berücksichtigung einer zeitgemäßen, pädagogisch orientierten Raumplanung.

Vor der Sanierung: die Tumringer Grundschule Foto: Margareta Herceg

Sicher sei, so Lutz: „Ohne bessere finanzielle Unterstützung von Land und Bund wird es schwer, unsere Aufgaben zeitnah und verantwortungsvoll zu erfüllen.“ Der Gesamtzusammenhang wird deutlich, wenn die bildungspolitischen Reformen und daraus resultierende Konsequenzen für hiesige Schulen skizziert werden.

Die lokale Schullandschaft

In städtischer Trägerschaft befinden sich in Lörrach zehn Grundschulen, eine Werkrealschule, eine Realschule, eine Gemeinschaftsschule, zwei Gymnasien und ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum. Damit sind alle im Schulgesetz vorgesehenen allgemeinbildenden Schularten vorhanden. Mit Blick auf Schulen und Schulformen stehe Lörracher Kindern und Jugendlichen damit „die maximale Bandbreite an schulischen Bildungswegen und Abschlussmöglichkeiten vor Ort zur Verfügung“, betont die Stadt. Die Angebote von Privatschulen seien ein weiterer wichtiger Baustein dieser Bildungslandschaft.

Die Bildungsreform

Die von der Landesregierung aufgegleisten Bildungsreformen – ihre Verabschiedung steht noch aus – sehen etwa die Rückkehr zu G9 und eine verbindlichere Grundschulempfehlung vor. Zudem sollen Ganztagsgrundschulen ausgebaut und frühkindliche Sprachförderung gezielter angeboten werden – so sind etwa „Juniorklassen“ an Grundschulstandorten vorgesehen.

Ab dem Jahr 2026 haben darüber hinaus alle Grundschüler Anspruch auf Förderung und Betreuung an fünf Tagen mit je acht Stunden. Hier sei die Kommune bereits recht gut aufgestellt. Seit rund fünfzehn Jahren wird eine Schulkindbetreuung an allen Standorten vorgehalten. „Mit den beiden großen Trägern SAK und Kaltenbach-Stiftung wurden sukzessive die Angebote und die Qualität ausgebaut“, betont die Verwaltung. Seit 2014 hat die Stadt zwei Drittel ihrer Grundschulen zu Ganztagsgrundschulen umgewandelt. Vor und nach dem Unterricht gibt es die Schulkindbetreuung an allen Grundschulen montags bis freitags von 7 bis 17 Uhr. Hier leiste Lörrach sogar mehr, als es der Rechtsanspruch vorsieht.

Die Konsequenzen

Die Bildungsreformen werden Auswirkungen auf die hiesige Schullandschaft haben: Mit der Wiedereinführung von G9 etwa wird der Raumbedarf an den beiden staatlichen Gymnasien wachsen.

Auch durch den Ausbau der Ganztagsgrundschulen und die Intensivierung der Sprachförderung werden die schulischen Angebote entsprechend angepasst werden müssen.

Für den Schulstandort ist auch von Interesse, welche gesetzlichen Änderungen für die Werkrealschulen vorgesehen sind, denn: Lörrach ist eine der wenigen Kommunen im Land, die mit der Hellbergschule diese Schulform anbietet.

Geld und Gestaltungswille

Auf’s Ganze besehen sind die Herausforderungen für die Stadt angesichts dieser Rahmenbedingungen nochmals gewachsen. Gleichwohl müssten sie „finanzierbar und umsetzbar bleiben“, betont Lutz. Hierzu sei, das betont der OB immer wieder, mehr Geld von Bund und Land notwendig.

An Umsetzungswillen auf der lokalen Ebene mangele es nicht. Lutz betont: „Gemeinsam mit allen Beteiligten haben wir den Schulentwicklungsplanungsprozess neu aufgelegt, um den Reformen gerecht zu werden. Wir sind mit den Verantwortlichen der Schulgemeinschaften, dem staatlichen Schulamt und den Fraktionen des Gemeinderats auf dem Weg, um den Herausforderungen mit adäquaten Maßnahmen zu begegnen.“

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