Mit dem Beschluss zur Änderung des Schulgesetzes habe der Landtag Klarheit geschaffen, wie die Landschaft der weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg künftig aussehen soll.
Der Schulentwicklungsplanungsprozess wird die Schullandschaft verändern. In der Verwaltung gibt es Ideen für eine zweite Realschule oder eine zweite Gemeinschaftsschule. Ein drittes Gymnasium wird derzeit nicht favorisiert. Indes: Noch ist vieles im Fluss.
Mit dem Beschluss zur Änderung des Schulgesetzes habe der Landtag Klarheit geschaffen, wie die Landschaft der weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg künftig aussehen soll.
Die Gymnasien werden wieder neun Schuljahre bis zum Abitur anbieten (G 9), während die Werkrealschule künftig nur noch fünf Jahre bis zum Hauptschulabschluss – und nicht mehr wie bislang auch die 10. Klasse zum mittleren Bildungsabschluss – anbieten kann. „Diese neuen Vorgaben haben spürbar Auswirkungen auf die Lörracher Schullandschaft“, erklärt die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung.
Mit der Werkrealschule Hellbergschule halte die Stadt die letzte verbleibende Schule dieser Art im Schulamtsbezirk vor. Somit stelle sich die Frage, welche Perspektive es für die Schule und ihre Schulgemeinschaft geben kann. „Die Stadt hat sich mit allen Akteuren der Lörracher Schulen auf den Weg in den Schulentwicklungsplanungsprozess (SEPP) gemacht, um bestmögliche Lösungen auf der Grundlage der neuen Rahmenbedingungen zu suchen“, wird betont.
„Das Einzige, was wir aktuell sagen können, ist, dass wir nicht zu einer reinen Hauptschule in Brombach zurückkehren werden. Die Hauptschule wurde vor Jahren zur Werkrealschule weiterentwickelt, weil die Akzeptanz bei den Eltern nicht mehr gegeben war, obwohl die Hauptschule eine gute pädagogische Arbeit geleistet hat“, skizziert die Verwaltung den Stand im Prozess.
Ansonsten sei noch vieles im Fluss. Gleichwohl erläutert das Rathaus Ideen des Wandels der Schullandschaft. Fakt ist: Derzeit gibt es bei den Sekundar I-Schulen in Lörrach jeweils nur eine je staatliche Schulart: eine Realschule, eine Gemeinschaftsschule und eine Werkrealschule. Schülerlenkende Maßnahmen zur gleichmäßigen Auslastung von Schulstandorten seien nicht möglich, weil die Schulen unterschiedliche Konzepte anbieten – auch wenn sie zu denselben oder vergleichbaren Schulabschlüssen führen.
Deshalb denkt die Stadt über Handlungsoptionen nach: „Es gibt die Idee einer zweiten Realschule in der Stadt genauso wie neuerdings die Idee einer zweiten Gemeinschaftsschule, mit der die Hoffnung verbunden ist, eine gemeinsame gymnasiale Oberstufe an den dann beiden Gemeinschaftsschulen einrichten zu können.“ Wo sich diese Schule in Lörrach befinden könnte, präzisiert die Stadt gegenwärtig noch nicht.
Zum jetzigen Zeitpunkt zeichne sich ab, „dass ein zusätzliches drittes Gymnasium an einem anderen Standort nicht zu den Favoriten unter den Optionen gehört“, so die Kommune wörtlich. Sie erwähnt das dritte Gymnasium explizit, weil dieses beim letzten Schulentwicklungsplanungsprozess als Option zur Entlastung der beiden Campus-Gymnasien, insbesondere des Hans-Thoma-Gymnasiums (HTG), vorgesehen war. Das Kultusministerium hatte die Einrichtung eines dritten Gymnasiums am Standort Neumattschule bereits im Grundsatz genehmigt, indes kam es letztlich nie dazu. Ausschlaggebend waren vor allem die zu erwartenden hohen Kosten. Statt dessen sollte das HTG durch einen Erweiterungsbau auf dem Campus entlastet werden – der dann ebenfalls nicht kam.
Keine Zustimmung vom Ministerium erhielt damals der Antrag zur Einrichtung einer zweiten Realschule im Verbund mit der Werkrealschule in Brombach. Indes könnte in dieser Frage angesichts neuer Rahmenbedingungen die Beurteilung des Kultusministeriums heute womöglich anders ausfallen.
Bei den Gymnasien seien die Auswirkungen auf die Entwicklung der Schülerzahlen durch die neue verbindlichere Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg sowie die Wiedereinführung von G 9 abzuwarten. Unstrittig sei, dass die Gymnasien, vor allem das HTG, weiteren Sanierungs- und Erweiterungsbedarf haben. Dafür werde im Prozess ebenfalls eine Lösung entwickelt, so die Stadt gegenüber der Oberbadischen.
Wie diese konkret aussehnen soll, wird noch nicht näher beschrieben. Indes liegen die Pläne für den Erweiterungsbau des HTG in der Schublade.
Die möglichen Lösungsansätze seien im weiteren Prozessverlauf zu schärfen und zu bewerten, „um der Kommunalpolitik zu gegebener Zeit einen Beschlussvorschlag zu unterbreiten“.
Die aktuellen Änderungen mit ihren erheblichen Auswirkungen auf die Schullandschaft – nicht nur in der Stadt Lörrach – zeigten indes einmal mehr, „dass die Kommunen als Schulträger dringend auf mehr Planungssicherheit durch eine langfristige und von Regierungswechseln unabhängige Schulpolitik des Landes angewiesen sind“, betont die Stadt abschließend.