Senioren in Lörrach Die Tagespflege wird zu wenig nachgefragt

Marco Fraune
Die Senioren kommen in der Tagespflege zusammen. Leiterin Andrea Rufle setzt auf Abwechslung und Bewegung. Foto: Marco Fraune

Das Evangelische Altenwerk Lörrach führt einen zu geringen Bekanntheitsgrad auf die mangelnde Auslastung der Tagespflege-Plätze zurück. Dabei gibt es gute Gründe, das Angebot wahrzunehmen, unterstreichen die Verantwortlichen.

Einige Senioren sitzen gemeinsam an einem Tisch in der Tagespflege-Einrichtung des Evangelischen Altenwerks. Sie schätzen den gemeinsamen Austausch und die verschiedenen Angebote. „Ich kann es nur jedem empfehlen“, sagt die 88-jährige Margarete Ernst (88). Und Elisabeth Huber (90) berichtet von Bastelangeboten oder auch vom Backen, das am Vormittag noch anstand. Sie werde zwar noch gut zuhause versorgt. Doch: „Es war eine tolle Idee von meinem Sohn gewesen“, also dass sie nun montags und freitags in der Tagespflege ist.

Zu geringe Nachfrage

Doch dieses Angebot sei zu wenig bekannt, bemerken die Altenwerk-Geschäftsführer Martin Strittmatter und Jochen Hug. Für ihre Einrichtung bedeutet dies: Die wirtschaftlich notwendige Auslastung von 80 Prozent wird nicht erreicht, sondern die 20 Tagespflege-Plätze sind nur zu 60 Prozent belegt. Bei die Gevita in Tumringen als auch St. Fridolin auf dem Conrad-Areal hätten als weitere Tagespflegeplatz-Anbieter in Lörrach noch freie Kapazitäten. Da die Tagespflege ein lokales Angebot ist, wird speziell auf diese örtlichen Plätze geblickt, wobei es in Brombach auch Senioren gebe, die nach Steinen zum dortigen Seniorenheim zur Tagespflege fahren beziehungsweise gefahren werden. Im gesamten Landkreis Lörrach bestünden mehr Plätze als Nachfrage, ordnet Strittmatter ein.

Dabei seien deutliche Vorteile vorhanden, so würden zuhause Pflegende ein Stück weit entlastet. Die Tagespflege ist täglich von 8 bis 16 Uhr geöffnet, könnte fünf Tage pro Woche gebucht werden, wenn auch viele eher zwei Tage dies wahrnehmen. Auch ein Fahrdienst ist dabei inklusive, der die Senioren von daheim abholen. Kinder, Nachbarn, Ehepartner oder auch allein zu Hause Wohnende profitieren laut Strittmatter dann davon.

Für Körper und Geist

Andrea Rufle, Leiterin der Altenwerk-Tagespflege am Adlergässchen in Lörrach, kann auf vielfältig zu nutzende Räume verweisen. Die gerontopsychiatrische Fachkraft versucht passend, auf die Bedürfnisse einzugehen. Zwei Schlafräume, einen großen und kleinen Gruppenraum, ein Außenbereich und die passende Wegeführung innerhalb und außerhalb gibt es. Bewegungseinheiten an der Wand bilden die Grundlage einer Maxime: „Uns ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben. Wir sind auch auf eine gewisse Mobilität der Senioren angewiesen.“ Neben der körperlichen Fitness mit Gymnastik und Fitness-Möglichkeiten an verschiedenen Stellen geht es auch an die geistige Fitness. „Erinnern statt neues Lernen stehen im Mittelpunkt beim Gedächtnistraining.“

Die Altenwerk-Geschäftsführer Martin Strittmatter (l.) und Jochen Hug Foto: Marco Fraune

Hinzu komme ein professioneller Blick auf die Pflegesituation, ergänzen die Geschäftsführer. Heißt: Passt die Flüssigkeitszufuhr beim zu Pflegenden, ist die Demenz weiter fortgeschritten und damit eine häusliche Pflege schwieriger und auch weitere Tipps gibt es. „Wir unterstützen die Menschen, damit sie eine neue Entwicklung nehmen können“, gebe es auch hier Unterstützung. Vom häuslichen Pflegedienst über die Tagespflege bis zum Betreuten Wohnen könne passend ein Angebot unterbreitet werden.

Anfragen zu vollstationären Angeboten treffen täglich ein, erklärt Finanzvorstand Hug. Und auch hier zeige sich, dass offenbar die Tagespflege zu wenig bekannt sei. Gleichzeitig gebe es Hemmnisse, wie die Zeiträume des Fahrdienstes oder, dass pflegende Angehörige den Mut aufbringen müssen, ein Stück weit loszulassen.

Kosten und Fachkräfte

Das Geld sollte nach Einschätzung der Geschäftsführer weniger stark ins Gewicht fallen. Die Höhe des Eigenanteils richtet sich nach dem definierten Pflegegrad. Eine Beispielrechnung des Evangelischen Altenwerks zeigt: Die Kosten für die Tagespflege werden größtenteils von der Pflegekasse übernommen. Bei einem Pflegegrad 3 und zwölf Tagen im Monat Tagespflege müssen 240 Euro selbst getragen werden, inklusive Frühstück, Mittagessen und Kaffee.

Die Altenwerk-Geschäftsführer weisen zudem darauf hin, dass es seit einigen Jahren unterschiedliche Finanztöpfe bei der Pflegekasse gibt. Sollte die Tagespflege nicht genutzt werden, verfällt dieses Geld einfach. Es werde bei Nutzung nicht anderweitig abgezogen. Ein Beispiel: Es geht nicht auf Kosten von Dienstleistungen wie dem Duschen der Pflegeperson durch eine Fachkraft.

Das Altenwerk ist außerdem gezwungen, strikt zwischen ambulanten um stationären Bereich zu trennen. Die Pflegekräfte in der Tagespflege hätten aber einen ähnlichen Qualifikationsgrad und damit würden sie ähnlich bezahlt, nur dass diese keine Nacht-, Wechselschicht- oder Wochenenddienstzuschläge erhalten. Die geregelte Arbeitszeit bringe es aber mit sich, dass genug Fachkräfte verfügbar seien.

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