Weil am Rhein – Serie: 25 Jahre „Grün 99“ Wie das ehemalige Kieswerk in Szene gesetzt wurde

Tonio Paßlick
Das ehemalige Kieswerk verwandelte sich während der Landesgartenschau in eine Galerie unter freiem Himmel. Foto: Tonio Paßlick

Kunstwerke spielten eine wichtige Rolle bei der „Grün 99“, die vor 25 Jahren in Weil am Rhein stattgefunden hat.

Alle Ausstellungsbereiche im heutigen Dreiländergarten waren mit Beiträgen von Künstlern aus der Region durchsetzt.

Schon im Vorfeld war mit dem Regio-Kunstweg von Basel ins Weiler Zentrum eine heute noch intensiv genutzte Verbindung für Radfahrer und Fußgänger geschaffen worden.

Kunstwerke zeigen das Verhältnis von Mensch und Natur

Die Ost-West-Achse vom Eingang der „Grün 99“ bei den Wassergärten bis zum Rasenoval beim Kieswerk wurde zudem mit Kunstwerken bestückt, die allesamt das Verhältnis von Mensch und Natur beleuchteten.

Die künstlerische Grundausstattung der Gartenschau begann am Eingang mit einer fünf Meter hohen Tulpe des Inzlinger Künstlers Max Meinrad Geiger. Nur wenige Meter nach dem Eingang weist auch heute der Vogel „Phoenix“ des vor einem Jahr verstorbenen Max Sauk aus Kandern-Holzen dem Besucher den Weg über die Zeitachse von den Gärten der Vergangenheit bis zu den Gärten der Zukunft.

Der „Phoenix“, den Max Sauk aus Kandern-Holzen für die Wassergärten erstellt hat, ist dort heute noch zu finden. Foto: Tonio Paßlick

Ließ der Besucher 1999 seinen Blick über die vor ihm liegenden Wassergärten schweifen, fand er in unmittelbarer Nähe weitere Beispiele für den Dialog von Natur und Kunst. Die Stelen des Egringer Künstlers Bernd Goering wirkten vor der Kulisse der Kiesbank wie eine Verfremdung und gleichzeitig eine Hervorhebung des ansonsten wenig beachteten Kleinods der Natur. Auf dünnen bis zu drei Meter hohen Stelen balancierten scheinbar schwerelos große Kieswacken. Aus Sicherheitsgründen wurde diese Dauerleihgabe der Sparkasse Markgräflerland nach der „Grün 99“ entfernt und beim Stapflehus wieder installiert.

Holzfiguren mussten zum großen Teil abgebaut werden

Die Holzfiguren des „Spaziergangs“ von Dorothée Rothbrust vor der Weideninsel scheinen den Besucherwunsch, leichten Fußes über das Wasser setzen zu wollen, stellvertretend zu verwirklichen. Eine davon ist heute noch erhalten.

Schon von weitem war der Ausstellungsbeitrag „Lichtung“ der Forstdirektion Freiburg ein Blickfang. Der Freiburger Künstler Hansjörg Palm hatte gemeinsam mit dem Architekten Meinrad Hansen eine Pfahllandschaft aus 80 Stämmen geschaffen, die drei miteinander über Stege verbundene Ausstellungsboxen für die Forstdirektion trug. Abstrakt gestaltete Baumkronen krönten diese „Stadt in den Bäumen“.

Mit der schon von Weitem sichtbaren „Lichtung“ setzte die Forstdirektion Freiburg ein starkes Zeichen. Foto: Tonio Paßlick

Sie musste nach einiger Zeit entfernt werden, da die Stabilität nach dem Durchfaulen der Pfosten gefährdet war.

Holz war auch der Lieblingswerkstoff des Schweizer Künstlers Stefan Hübscher. Der Basler hatte über drei Meter hohen Frauenfiguren mit Axt und Kettensäge aus Pappeln „geschnitzt“. Sie geleiteten den Besucher auf der Zeitachse von der Vergangenheit in die Gegenwart, wurden nach der Grün 99 aber wieder entfernt.

Kreativer Umgang mit der Kunstlandschaft Kies

In der Kunstlandschaft Kies verdichteten sich Architektur und Baugeschichte zu abstrakt gestalteten „Gärten der Zukunft“. Reinhard Bombsch hatte unter dem Titel „Haut-Hülle-nah“ Fußabdrücke negativ auf Beton erhärten lassen und damit unsere Erdverbundenheit dokumentiert. Das Kunstwerk ist heute noch zwischen Kieswerk und Hadidbau zu sehen. Zwischen Königskerzen und Kies erinnert außerdem die inzwischen heftig ramponierte Schwemmholzkugel von Urs Twellmann an erdgeschichtliche Zusammenhänge. Der Künstler hat einzelne angeschwemmte Hölzer entlang des Rheins gesammelt und daraus eine über zwei Meter hohe und 1,7 Tonne schwere Kugel gefertigt.

Ein lindgrünes Waldzimmer lud zum Verweilen ein

Bei einer Umrundung des Rasenovals konnte der Besucher eine Reihe weiterer künstlerischer „Kleinode“ entdecken. In unmittelbarer Nähe des Kirchenzeltes führte ein steiler Weg auf den ehemaligen Kiesdamm. Dort lud ein lindgrünes Waldzimmer, das von den Basler Künstlern Gerda Steiner, Jörg Lenzlinger und Markus Schwander als verträumtes, sich ständig veränderndes Kunstwerk eingerichtet worden ist, zum Verweilen ein.

Installation im Dunkeln

Auf der Höhe der Kiesstollen gewähren kleine Schlitze Einblick in die dahinter liegende Dunkelheit. Eine Lampe beleuchtete die Installation von Professor Jürgen Brodwolf (Kandern): „Sieben Bilder für sieben Tage“ als Metapher für Leben und Tod. In einem weiteren Stollen hatte Bettina Eichin (Freiburg / Basel) in Bronze gegossene Wachstäfelchen aufgehängt. Am Übergang zur Galerie im Grünen wachten sechs lebensgroße Keramikfiguren von Horst Kerstan (Kandern) über die Zeitlosigkeit.

Kunstverein Weil am Rhein zeigte Arbeiten

Die Galerie im Grünen war die Kulisse der Leihgaben des Kunstvereins Weil am Rhein: Eine an Kakteen erinnernde Installation von Professor Gerhard Birkhofer, zwei überdimensionale Schwimmflügel und zwei Torsi von Rudi Tschudin, zwei Musen von Bettina Eichin sowie zwei Skulpturen von Andreas Spichty waren als dauerhafte Leihgaben des Kunstvereins während der Grün 99 installiert worden. Wechselnde temporäre Ausstellungen ergänzten das Bild der Naturgalerie.

Setzte der Besucher seinen Weg um das Rasenoval fort, stieß er auf fünf überdimensionale Bilder aus Acryl von Mark Roland Fuchs. Sie spiegelten den evolutionären Charakter der Zeitachse in einer Lichtung wider. Spielerisch setzten sich die von Willi Weiner (Stuttgart) entworfene Kiesuhr sowie die von den Weiler „Kesselhaus-Künstlerinnen“ Minka Strickrock und Erika Seifert-Weissmann begehbare Sonnenuhr mit dem wiederkehrenden Ablauf der Zeit auseinander.

Fichtenschlange aus 600 Teilen

Auf dem Weg zurück zum Haupteingang entlang der Mittelachse traf der Besucher auf der Aktionswiese auf eine Fichtenschlange, die sich genüsslich in der Sonne räkelte. Urs Twellmann hatte diese völlig neue Wesensform aus über 600 Teilen geschaffen.

Hansjörg Palm erschafft seine Installation „Andere Köpfe... Dreilandschuh“. Foto: Tonio Paßlick

Gleichfalls an der Mittelachse fanden sich drei unterschiedliche Eichentorsi von Beat Breitenstein, die wie die sich in unmittelbarer Nähe befindende Installation „Andere Köpfe... Dreilandschuh“ von Hansjörg Palm mit leichter Ironie die Lage im Dreiländereck thematisch aufgriffen. Kinder zeigen sich von der nur wenige Meter entfernten „Öffnung der Archive“ magisch angezogen. Unter lautem Gebrüll wurde die Holzbibliothek regelmäßig ein- und ausgeräumt.

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