Dieses für ein gesellschaftliches Zusammenleben notwendige Verhaltensmuster nutzen Angreifer gnadenlos aus. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie zum Thema Cyberkriminalität. Danach fehlt es Unternehmen nicht nur an Notfallplänen, wenn etwas passiert ist. Ihnen sind auch Begriffe und Methoden des Social Engineering ebenso wenig bekannt wie geeignete Maßnahmen zur Abwehr. Anerkennung ist laut dieser tiefenpsychologischen Wirkungsanalyse zum Thema Social Engineering das wichtigste Einfalltor im Kontext von Wirtschaftskriminalität. Die Studie 'Bluff me if U can - gefährliche Freundschaften am Arbeitsplatz' ist ein Gemeinschaftswerk der Kölner Security-Awareness-Agentur known-sense, des Chemiekonzerns Lanxess, der Technischen Hochschule Wildau und der Fachzeitschrift für IT-Sicherheit ''.
Dass die Abwehr gegen Social Engineering aufgrund der sozialen Angriffspunkte ausschließlich über Awareness funktionieren kann, weil technische und organisatorische Maßnahmen gar nicht erst greifen können, macht die Studie umfassend klar. Um darüber hinaus aber vor allem die psychologischen Hintergründe von Social Engineering zu verstehen, wurde unter anderem die digitale Kommunikation der Probanden untersucht. Dabei stellten die Psychologen fest, dass sich die Anfälligkeit der Menschen aufgrund der Reduktion der an Kommunikation beteiligten Kanäle erhöht hat. Vis-à-vis-Gespräche finden seltener statt, E-Mails und Telefongespräche häufiger.
Während beim persönlichen Gespräch Mimik und Körpersprache miteinbezogen werden, reduziert sich ein Telefonat auf den reinen Informationsgehalt und das gesprochene Wort sowie die Stimmlage und erzeugt so häufig größere Probleme bei der Beurteilung von Fremden. In E-Mails kommen noch weniger Kanäle zum Tragen, dort wird lediglich nach dem geschriebenen Wort beurteilt. Aber nicht nur die Einschätzung Fremder bereitet den meisten deshalb Probleme. Viele Probanden waren nicht in der Lage zu beurteilen, wie sie sozial ticken. Was also ihre sozialen Einfallstore sind. Ist es die Anerkennung, oder sind es womöglich Druck, Angst, Hilfsbereitschaft, Leichtgläubigkeit oder Neugier? Würden sie das wissen, wären sie besonders aufmerksam, wenn jemand versucht, sie an ihrem wunden Punkt zu packen.