'Sie sind heute schon der dritte Medienvertreter.' Christine Hannemann ist derzeit eine gefragte Frau. Zwischen zwei Vorlesungen erklärt die Professorin für Architektur und Wohnsoziologie am Institut Wohnen und Entwerfen der Universität Stuttgart, warum das Wohnungsproblem in Stuttgart nur politisch gelöst werden kann. 'Wenn 70 Prozent der Bevölkerung sagen, dass bezahlbarer Wohnraum fehlt, dann sollte eine Stadtregierung, die wiedergewählt werden will, auch darauf reagieren', sagt sie in Anspielung auf die jüngste Bürgerbefragung. Diskussionen, die sich mit den Grenzen des Wachstums einer Stadt beschäftigen, hält die promovierte Soziologin dabei aber für wenig zielführend. 'Stadt definiert sich durch die Mischung und nicht durch die Anzahl der Bürger. Wir brauchen eine ausgewogene Bevölkerungsverteilung. Auch der Polizist, die Krankenschwester oder der Straßenkehrer haben ein Recht darauf, in der Stadt zu wohnen, in der sie arbeiten', sagt sie. Aber gerade diese Einkommensgruppen könnten sich immer seltener in der Nähe ihres Arbeitsplatzes Wohnraum leisten. Oft bleibe diesen Menschen nur das Einpendeln.