Oft auf der Straße gelebt
Gerd D., der eigenen Angaben zufolge immer eine Unruhe in sich verspürte und nirgends Wurzeln schlagen konnte, wagte einen Neuanfang in Berlin. Dort lernte er eine Frau kennen und wurde Vater einer Tochter. „Ich war aber nicht in der Lage, auf Dauer in einer Kleinfamilie zu leben“, erzählt der 62-jährige Mann. Nach zehn Jahren ging die Beziehung in die Brüche, seine Tochter, zu der er keinen Kontakt mehr hat, lebt inzwischen in Israel. Er ist überzeugt, dass sich seine Krankheit auch auf seine Beziehungsfähigkeit ausgewirkt hat. Insgesamt verbrachte Gerd D. 30 Jahre in Berlin, die letzten 15 Jahre in einer kleinen Wohnung in Neukölln. Als er diese auch noch verlor, landete er wieder auf der Straße. Heute, im Rückblick, weiß der 62-Jährige, dass es ein großer Fehler war, eine längere Zeit die Medikamente abzusetzen. Eine Obdachloseneinrichtung war damals seine Anlaufstelle, wo ihn schließlich die in Schopfheim lebende Schwester ausfindig machte und ihn im Dezember 2022 hierher in die Markgrafenstadt holte.
In Normalität zurückfinden
Zunächst kam Gerd D. für vier Monate in eine Psychiatrie, um medikamentös neu eingestellt zu werden. Danach besuchte er in Lörrach drei Monate lang eine Tagesklinik, ehe er schließlich den Weg zur Diakonie fand. Er lebt jetzt in einer kleinen Wohnung in Schopfheim und versucht, „Tag für Tag zurechtzukommen“. Dies in kleinen Schritten, denn oft fühle er sich immer noch überfordert, gerade, wenn es um organisatorische und bürokratische Angelegenheiten geht. Auch fällt es ihm nicht leicht, eine neue Tagesstruktur aufzubauen und sozialen Anschluss zu finden. Sowohl seine Schwester als auch die Angebote der Diakonie sind aber sehr hilfreich für ihn.
Seit Gerd D. täglich den offenen Treff der Tagesstätte in Schopfheim besucht, wo zum Beispiel gemeinsam gekocht und gebastelt wird, findet er Schritt für Schritt in die Normalität zurück. Hier bekommt er Gemeinschaft und Anbindung. Dies zumal, da er sich vier Stunden täglich in der Tagesstätte auch einbringt und mitarbeitet. „Das tut mir gut und ist Gold wert“, sagt er voller Zuversicht. Und Lea Kruse bestätigt: „Er ist auf einem guten Weg.“