Spendenaktion „Leser helfen“ Wenn der Alltag mit Kindern für Alleinerziehende belastend wird

OV
Alleinerziehende stehen vor besonderen Herausforderungen. Foto: Pixabay

Alleinerziehende sind besonders von Armut betroffen und psychisch sehr belastet. Mütter wie Frau M. verdeutlichen, welche Last auf den Schultern liegt.

Sie liebt ihre beiden kleinen Kinder über alles, sehr fürsorglich geht Frau K. mit ihnen um. Aber die Belastungen als alleinerziehende junge Mutter sind einfach zu groß. Allein schon die Einkäufe mit den zwei quirligen Kleinen ohne Auto werden zu großen Unternehmungen, gerade jetzt wieder im Winter. Das hinterlässt Spuren: Keine Nacht ohne Unterbrechung, kein Morgen zum Ausschlafen, keine Rückzugsmöglichkeit in der kleinen Wohnung, keine Verwandte oder Freunde, die mal die Kinder übernehmen könnten; auch nicht bei Krankheit. Selbst den Müll zur Mülltonne vor das Haus zu tragen wird zum Problem: ein Kind auf dem Arm, das andere an der Hand, der Müll…

Glück und Belastung

Kinder zu haben ist schön, alleinerziehend zu sein, kann zur schweren Bürde werden, wissen die Hilfseinrichtungen im Landkreis Lörrach. Alleinerziehend ist auch die am stärksten von Armut betroffene Familienform in Deutschland. Daran hat sich auch seit Jahren nichts geändert, was sich auch bei der Caritas und Diakonie sowie anderen sozialen Einrichtungen im Landkreis Lörrach abbildet, wie deren Geschäftsführungen wissen. Die Aktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“ des Verlagshauses Jaumann mit den drei Zeitungstiteln „Die Oberbadische“, „Markgräfler Tagblatt“ und „Weiler Zeitung“ will in Zusammenarbeit mit der Caritas und der Diakonie daher dazu beitragen, Hilfsbedürftige wie Frau K. zu unterstützen, die über das Frauenhaus nach Lörrach kam und ihr Leben neu ordnen muss – was in einer fremden Stadt ohne soziale Kontakte mit wenig Geld fast nicht leistbar ist. So bekam die junge Mutter eine Depression und kann ihre Kinder zurzeit nur bedingt selbst versorgen. Trotzdem soll es ein schönes Weihnachten mit Lichterkette und warmen Winterkleidern geben.

Die puren Zahlen zeigen: Von den mehr als acht Millionen Familien mit minderjährigen Kindern sind 18 Prozent alleinerziehend. In neun von zehn Fällen ist dies die Mutter. Laut Statistischen Erhebungen galten im Jahr 2023 insgesamt 41 Prozent aller Alleinerziehenden als armutsgefährdet. Dabei sind alleinerziehende Mütter deutlich häufiger von Armut betroffen als alleinerziehende Väter. Im Landkreis Lörrach waren im Juni 2024 1348 Alleinerziehende Haushaltsvorstand einer Bedarfsgemeinschaft; das heißt im Bürgergeld-Bezug.

Geld für Winterjacke fehlt

Bis zu ihrer Krankmeldung hat Frau G. als examinierte Pflegeassistentin gearbeitet – und sich gleichzeitig um ihren 14-jährigen Sohn gekümmert. Immer wieder gibt es Konflikte mit dem Vater des Kindes, wenn es um Erziehung, Absprachen und Unterhalt geht. Aktuell befindet sie sich im Krankengeldbezug, von dem sie neben den Lebenshaltungskosten auch für Zuzahlungen zu Medikamenten und Pflegemitteln aufkommen muss. Für den Winter fehlt dem Sohn noch entsprechende Kleidung. Denn auch die Kosten für eine Winterjacke werden zum finanziellen Problem.

„Viele Alleinerziehende versuchen trotz großer Organisationsschwierigkeiten ihren Lebensunterhalt soweit möglich selbst zu verdienen“, schildern die Verbände in verschiedenen Gesprächen mit unserer Zeitung. Im Landkreis Lörrach sind immerhin 49,2 Prozent der erwerbsfähigen Alleinerziehenden im Bürgergeld-Bezug mit eigenem Einkommen –welches aufgrund von Geringfügigkeit oder Teilzeitarbeit nicht zum Leben ausreicht. Hinzu kommen die vielen Alleinerziehenden, die zwar kein Bürgergeld beziehen müssen, aber trotz eigenem Einkommen ergänzend auf Wohngeld und/oder Kindergeldzuschlag angewiesen sind, um über die Runden zu kommen. „Die Ursache von finanziellen Problemen sind oft auch ausbleibende Unterhaltszahlungen für die Kinder, vor allem wegen Zahlungsunfähigkeit oder -verweigerung“, weiß Ruth Götzmann, Caritas-Fachbereichsleitung Soziale Dienste. Tatsächlich bekommt nur etwa die Hälfte der Alleinerziehenden regelmäßig und vollständig Unterhalt für die Kinder – und das häufig unter dem Mindestunterhaltsbetrags.“

In größter Not

Aufgrund großer finanzieller Nöte suchen deshalb viele Alleinerziehende Rat bei den verschiedenen Caritas-Beratungsdiensten wie zum Beispiel beim Caritassozialdienst, bei der Schwangerschafts- und Familienberatung, aber auch in der Schuldnerberatung. Hier kann über mögliche Ansprüche, Schuldenregulierung, finanzielle und andere Unterstützung informiert werden. Je nach Situation kann auch mal in der größten Not zum Beispiel mit Gutscheinen für Lebensmittel, Babynahrung oder Hygienebedarf ausgeholfen werden. So sprach auch Frau M., alleinerziehend mit einem fünfjährigen Sohn, bei der Caritas wegen Geldproblemen vor. „In mehreren Beratungsgesprächen kam aber die totale Vereinsamung und Verzweiflung der Frau zu Tage, die psychisch an ihren Grenzen war: Es gibt keine nahe Verwandtschaft mehr, der Vater des Kindes unbekannt verzogen“, berichtet ihre Beraterin. Frau M. hat keinerlei nähere soziale Kontakte. Zudem verlor sie ihre Arbeitsstelle; bei anderen Stellen waren Arbeitszeit und Kinderbetreuungszeiten nicht kompatibel; die Kinderbetreuungszeiten passten nicht. Die fatale Folge: Weniger Geld, hohe Miete – die Verschuldung kam. Eine große nervliche Belastung für Frau M.

Alleinerziehende Mütter sind zudem meist durch Trennung und die oft noch konflikthafte Beziehung zum getrennten Partner, durch die Herausforderung Arbeit, und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen, durch Armut oder Einsamkeit, durch Zeitmangel, Zukunftsängste und die alleinige Verantwortung im Alltag besonders belastet, so die Erfahrungen der Sozialträger. Aufgrund dieser komplexen und oftmals jahrelang anhaltenden multiplen Belastungen haben deshalb gerade alleinerziehende Mütter und deren Kinder ein hohes Risiko, psychisch oder physisch zu erkranken. Chronische psychosomatische Erkrankungen, Depressionen, Angststörungen, aber auch Medikamentenmissbrauch sind die Folge.

Zurück zu Frau M.: Fünf Jahre Alleinverantwortung für die Versorgung und Erziehung des Kindes über einen langen Zeitraum hinweg, das trotz eigener Krankheit, hinterließen Spuren. In den Beratungsgesprächen geht es um psychische und finanzielle Stabilisierung. Für ein schönes Weihnachten mit Tannenbaum und Weihnachtsgeschenk für den Sohn fehlt noch das Geld. Auch hier soll mit der Spendenaktion „Leser helfen“ Positives bewirkt werden, wünschen sich die Verantwortlichen.

Alleinige Belastung

Doch es ist nicht nur das Geld, das für Alleinerziehende eine Rolle spielt. Was die Bewältigung des Alltags für sie bedeutet, ist in jedem einzelnen Fall tagtäglich eine überaus große Anstrengung und Herausforderung.

„Alleinerziehende Mütter haben bei der Alltagsorganisation mehr Hürden zu überwinden, als es mit der Unterstützung eines Partners der Fall ist. So müssen alleinerziehende Mütter immer damit rechnen, alleinverantwortlich kurzfristig umorganisieren zu müssen, etwa, wenn das Kind krank ist oder die Schule früher endet“, bietet Götzmann Einblicke. Private Betreuungsoptionen zu finden, zum Beispiel durch die Großeltern oder Freunde, wird fester Bestandteil in der Alltagsorganisation vieler alleinerziehender, berufstätiger Mütter. Aber nicht jede hat ein entsprechendes soziales Netzwerk.

Das Spendenkonto

An folgende Bankverbindung
kann für die Aktion „Leser helfen“ gespendet werden

Spendenkonto
bei der Sparkasse Lörrach-Rheinfelden. Kontoinhaber: Caritasverband für den Landkreis Lörrach e.V. – Spendenkonto Leser helfen – IBAN DE25 6835 0048 0001 1327 86 BIC SKLODE66XXX

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