Sportmix Ein starkes Zeichen

Die Oberbadische
Elegant: Sarah Voss turnt in ihrem glitzernden Langbeindress in Schwarz-Rot.Foto: Georgios Kefalas/Keystone/dpa Foto: Die Oberbadische

Kunstturnen EM in Basel: Die Deutsche Sarah Voss trägt einen Ganzkörperanzug

Gleich am ersten Tag der Kunstturn-Europameisterschaften in Basel ist Geschichte geschrieben worden. Zwar stand nur die Qualifikation in der St. Jakobshalle auf dem Programm. Doch der Körperanzug der Deutschen Sarah Voss sorgte für mächtig Furore. Es war eine Premiere und ein echtes Statement zugleich.

Von Mirko Bähr

Basel. Knöchellanger statt enger Turndress: Voss setzte damit ein deutliches Zeichen. Mit diesem Auftritt wehrte sie sich gegen die Sexualisierung in ihrem Sport. Immer wieder gerät das Kunstturnen aufgrund von Missbrauchsvorwürfen in die Schlagzeilen. Immer wieder werden Übergriffe und Erniedrigungen öffentlich.

Und immer mehr Turnerinnen tragen nur ungern den engen, kurzen Turnanzug, der einem Badeanzug ähnelt. „Weil wir uns bewegen, verrutscht er ständig. Viele Mädchen fühlen sich unwohl, den Dress zu tragen. Ihnen möchte ich ein Vorbild sein“, lässt die 21-Jährige nach ihrem viel beachteten Auftritt in der St. Jakobshalle wissen. „Ich bin froh und stolz, die Erste zu sein“, strahlte die Kölnerin, die in ihrem glitzernden Langbeindress in Schwarz-Rot am Schwebebalken und beim Sprung durchaus erstaunte Blicke auf sich zog.

In diesem ungewohnten Outfit verpasste die deutsche Mehrkampf-Meisterin zwar die Medaillenentscheidung am Samstag (13.30 Uhr/ARD) nur knapp, viel Zustimmung war ihr nach dieser Aktion aber gewiss. „Als Teil der deutschen Nationalmannschaft sind wir für viele jüngere Sportlerinnen auch ein Vorbild und möchten ihnen eine Möglichkeit aufzeigen, wie sie sich auch in einer anderen Bekleidungsform ästhetisch präsentieren können, ohne sich unwohl zu fühlen“, sagte Voss.

Der Code de Pointage (internationale Wertungsvorschrift) lässt den von der Studentin ausgewählten Anzug ausdrücklich zu. Eingeengt haben sie sich nicht im Geringsten gefühlt, viel mehr empfinde sie ihn sogar als elegant.

Der DTB unterstützt diese Aktion

Unterstützung erhielt Voss auch von ihrer Bundestrainerin: „Niemand sollte gezwungen werden, sich in einer Sportart aufgrund der Bekleidung unwohl zu fühlen. Mir ist es wichtig, dass die Athletinnen selbstbewusst entscheiden können, in welchem Outfit sie ihre Übungen präsentieren“, meinte Ulla Koch.

Der Deutsche Turner-Bund unterstützt diese Aktion. Und nun werden sich auch Voss’ Teamkolleginnen Elisabeth Seitz und Kim Bui einen ähnlichen Turnanzug anziehen, wenn es heute, Freitag, ab 13.30 Uhr im Mehrkampf-Finale zur Sache geht. Dafür haben sich nämlich die beiden Stuttgarterinnen qualifiziert. Und am Samstag kämpft Seitz am Stufenbarren um eine Medaille, einen Tag später steht Bui im Bodenfinale. EM-Neuling Emma Malewski (Chemnitz) musste dagegen erwartungsgemäß Lehrgeld zahlen. Gehandicapt durch einen ausgekugelten kleinen Zeh schied die 16 Jahre alte Schülerin im Mehrkampf aus.

Die Schweizerin Giulia Steingruber sicherte sich bei der Heim-EM einen Platz im Mehrkampf-, Sprung- und Bodenfinale. „Ich war sehr nervös, und gleich mit einem Titelkampf einzusteigen, ist happig.“ Mit drei Finalteilnahmen habe sie ihr Ziel aber erreicht. Steingruber befand den Ganzkörperanzug als „wirklich elegant“. Für sie komme er aber wohl eher nicht infrage.

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