Von Joachim Hahne Todtnau. Helena Gnädinger ist eine Biathletin aus Leidenschaft und war schon weit oben, sehr weit oben. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft im Februar 2012 im finnischen Kontiolahti klopfte die 21-jährige mit den Rängen elf (Sprint) und fünf (Verfolgung) an die Tür der weltbesten Nachwuchs-Biathletinnen an. Der Weg in das starke deutsche Biathlonteam schien programmiert. Aber zum Start der Saison 2012/13 kam Sand ins Getriebe: „Da bin ich einfach nicht gut in den Winter gekommen“, macht die ehrgeizige Biathletin vom SC Todtnau klar. Es folgte ein verkorkster Winter. Rücktrittsgedanken plagten Helena Gnädinger im Sommer 2013. Aber aufgeben ist nicht ihre Sache. „Die Familie, Freunde und vor allem mein Bruder Andreas haben mich ermutigt, weiter zu machen“, blickt die junge Wiesentälerin kämpferisch zurück. Es war keine einfache Entscheidung, denn dem sportlich enttäuschenden Winter folgte auch noch der Verlust der finanziellen Absicherung. Die Sportsoldatin verlor durch den fehlenden Kader-Status auch ihre Stelle bei der Bundeswehr und damit die optimalen Trainingsbedingungen. Da kam es gut, dass die Skijägerin finanzielle Unterstützung durch die erst im Herbst 2011 gegründete „Sportstiftung Südbaden“ bekam. Initiiert vom Bundestagsabgeordneten Armin Schuster (CDU) und mit begleitet vom Badischen Sportbund und dem Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald (OSP) erhält Gnädinger als erste Biathletin eine monatliche Absicherung: „Das war eine freudige Überraschung für mich, als OSP-Leiter Uli Wiedmann Anfang November anrief.“ Zuvor hatte sich Gnädinger mit ihrem Bruder Andreas („ihm habe ich viel zu verdanken“), der auch als Sportwart Biathlon im Skiverband Schwarzwald fungiert, eigens um Sponsoren und Geldgeber bemüht, um sich weiter den Hochleistungssport zu ermöglichen. Inzwischen hat Helena Gnädinger längst wieder sportliche Ziele. Und diese sind klar abgesteckt. „Ich will mich über den Deutschlandpokal für den IBU-Cup qualifizieren und dort dann für die Biathlon-Europameisterschaft“, sind die Erwartungen der 21-Jährigen für den Winter 2013/14 definiert. Bis zur EM in Nove Mesto/Tschechien ist es ein weiter, steiniger Weg. In Ruhpolding am letzten Adventswochenende geht es los. Nach einem Jahr, das nicht einfach war: „Da muss man sich zusammen reißen.“ Jetzt will die Schwarzwälder Nachwuchs-Biathletin „einfach wieder Spaß am Biathlon haben“. Die sympathische Sportlerin zeigt sich inzwischen wieder angriffslustig und gut vorbereitet. Im Juni und Juli konnte Helena Gnädinger mit dem A-Kader der Biathlon-Nationalmannschaft trainieren und ihr eigenes Leistungsniveau überprüfen. Etwa 500 Trainingskilometer auf Skirollern liegen hinter ihr, darunter auch eine dreitägige Etappe von Freiburg zum Trainingslager nach Haute Maurienne/Frankreich. Am Biathlonstützpunkt am Notschrei hat Helena Gnädinger in der Trainingsgruppe von Trainer Roman Böttcher inzwischen etliche Schneekilometer abgespult. „Im Moment fühle ich mich gut und hoffe, dass es klappt, beim Deutschlandpokal zweimal in die „Top 3“ zu laufen. Training und Vorbereitung sind das eine – der Wettkampf und die starke Konkurrenz einer jungen deutschen Mannschaft auf der Skatingpiste und am Schießstand das andere. Dies weiß auch Helena Gnädinger, die bei den Deutschen Nachwuchsmeisterschaften schon mehrfach auf dem Podest stand. Und so klingt ihre Formel für den Saisonauftakt einfach: „Wenn man gewinnt, ist es am besten“, sagt die 21-Jährige mit einem Augenzwinkern. Das Fernziel Europameisterschaft wäre dann schon ein Stückchen näher gerückt.