Sportmix Flic-Flac statt Rolle vorwärts

Die Oberbadische
Haben sich beim ESV Weil zusammengetan: Thomas Faller (v.l.), Denis Bär und Daniel Schober. Foto: Mirko Bähr Foto: Die Oberbadische

Kunstturnen Ein Trio um Denis Bär will das Niveau im Jungenturnen wieder anheben

Was das Kunstturnen angeht, da kann niemand Denis Bär ein X für ein U vormachen. Kunstturnen ist seit Kindesbeinen an seine Leidenschaft, dafür hat er viel Zeit geopfert. Als Turner beim ESV Weil selbst, als er mehrmals in der Woche seine Kunststücke immer und immer wieder absolvierte, aber auch als Trainer später, als es die Männer-Riege des Markgräfler Hochrhein-Turngaus (MHTG) sogar bis in die 2. Bundesliga schaffte.

Von Mirko Bähr

Weil am Rhein. „Das war eine sehr, sehr schöne Zeit. Wir hatten Glück, da waren alle Mann vor Ort“, blickt er mit einem breiten Lächeln zurück. Die Hochzeiten des Jungen-Turnens im MHTG sind jedoch vorbei. Zumindest, was das Leistungsturnen angeht.

Natürlich hat auch für Bär der Breitensport seine Daseinsberechtigung, aber ihm persönlich fehlte einfach etwas. „Ich dachte mir, dass es doch nicht sein kann, dass wir beim ESV nichts in mehr in Richtung Kunstturnen unternehmen.“ Und weil Bär nicht nur gerne redet, sondern noch viel lieber handelt, kümmert sich seit Anfang des Jahres ein Trio darum, das Niveau der ESV-Sprösslinge im Alter zwischen fünf und 14 Jahren anzuheben. Alle drei Übungsleiter sind Turner durch und durch. Das Trio kennt sich im Kunstturnen bestens aus, alle haben sie viele Jahre selbst an Reck, Barren oder am Boden ihr Können gezeigt.

Neben Bär, 44 Jahre alt, haben Daniel Schober und Thomas Faller Lust darauf, den Jungs etwas beizubringen, ihre Erfahrung weiterzugeben. Schober, 58 Jahre alt, ist seit Jahrzehnten beim ESV mit von der Partie, lernte wie Bär auch beim legendären Trainer-Guru Klaus Seitzl das ABC des Kunstturnens. Faller (51) kommt ursprünglich aus Schonach, wo das Kunstturnen eine lange Tradition besitzt. Er hat für Herbolzheim in der Bundesliga seine Übungen präsentiert.

Dreimal die Woche, so sind sie sich einig, muss schon trainiert werden. Sonst werde das nichts. Und weil sie alle drei nicht jedes Mal in der Halle stehen können und wollen, wechseln sie sich immer ab. Zweimal geht es in der altehrwürdigen ESV-Halle um die richtige Haltung, einmal fahren die Talente nach St. Louis ins Leistungszentrum, wo Ex-Leistungsturner Sandro Dathe aus Rheinfelden die Leitung inne hat.

Für Bär ist der Trip über die Grenze ein entscheidendes Element beim Wiederaufbau einer seit Jahren brachliegenden Sportart. „Wir können den Jungs keine Stützkehre am Barren mehr vormachen. Aber die talentierten Jungs in Frankreich haben es wirklich drauf. Das sind die Vorbilder für unsere Kinder.“

Er selbst habe wieder mehr Zeit am Abend und stehe gerne bereit. „Und die zwei, drei Stunden in der Halle gehen auch schnell rum, wenn man Spaß hat“, macht der Weiler Werbung fürs Ehrenamt. Thomas Faller ergänzt: „Sieht man Fortschritte und fröhliche Jungs, dann wird die eigene Laune nach einem schlechten Tag gleich besser. Das motiviert unheimlich.“

Niveau wieder anheben und Neuanfang wagen

Gut fünf Jahre ist es her, dass der MHTG mit einer Riege in der 2. Bundesliga mitmischte. „Als das alles zusammenfiel, haben wir es in der Oberliga noch mit einer TG Weil versucht“, erinnert sich Bär. Turner aus Ötlingen, Haltingen und dem ESV mischten mit. „Aber auch das war bald schon zu Ende. Die Jungs hatten keinen Bock mehr zu trainieren“, schüttelt Bär den Kopf. Er könne das immer noch nicht verstehen.

„Schade, man kann aus dieser Sportart einfach mehr machen. Da muss es nicht nur bei der Rolle vorwärts bleiben, da darf es ruhig auch ein Flic-Flac oder eine Schraube sein. Alle sechs Geräte könnten ausprobiert werden, auch Ringe und Seitpferd“, macht Bär klar.

Zehn bis 20 Jungs sind derzeit immer mit von der Partie. Die Corona-Pause habe sicherlich nicht gutgetan, sind sich die Trainer einig. „Da ist der Neuaufbau etwas ins Stocken geraten. Das war echt blöd“, konstatiert Bär.

Aber auch davon lässt sich das Trio nicht unterkriegen. Ihre Zielsetzung ist klar: „Es geht darum, den Jungs das Kunstturnen nahezubringen, sie zu motivieren, das Niveau zu erhöhen und vielleicht dann auch wieder eine Mannschaft auf badischer Ebene an den Start zu bringen.“ Pokal und Platzierungen, so Bär, seien aber erst einmal zweitrangig. „Es muss Spaß machen, sonst hat es keinen Sinn“, meint Faller.

Dass Bär – der mit fünf Jahren los legte und als kleiner Bub Feuer fing – und seine Mitstreiter sich wieder mit großem Einsatz für das Jungenturnen im ESV einsetzen, freut auch Klaus Seitzl, der mehrere Jahrzehnte lang dem Leistungsturnen eng verbunden und so manches Top-Talent geformt hat. Und der Grandseigneur des Weiler Turnens lässt es sich nicht nehmen, hin und wieder in der Halle vorbeizuschauen und bei einem Bierchen auch in Erinnerungen zu schwelgen. Anekdoten gebe es zuhauf, wie Denis Bär schmunzelnd feststellt.

Weitere Informationen: Wer Interesse hat, beim Jungenturnen des ESV dabei zu sein, kann sich bei Abteilungsleiter Daniel Schober per E-Mail unter turnen@esvweil.de anmelden.

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