Sportmix Kindertennis wurde viel zu lange vernachlässigt

Die Oberbadische

Tennis „Coach the Coaches“: A-Trainer Kai Gerber aus Binzen und Sportwissenschaftler Reimar Bezzenberger steuern dagegen

Von Mirko Bähr

Allschwil/Binzen. Nur wenn die Kinder Spaß haben und mit Freude die gelbe Filzkugel über das Netz befördern, dann machen die jungen Cracks auch Fortschritte, bleiben im wahrsten Sinne des Wortes am Ball und werden dem Tennissport nicht schon nach wenigen Übungsstunden den Rücken zu kehren. Klingt logisch, oder? Aber wie funktioniert eigentlich kindgerechtes Training?

Mit dieser Frage beschäftigt sich seit einigen Jahren auch Kai Gerber, früher Trainer und Jugendwart beim TC Lörrach und Inhaber der Tennisschule „proteam“ in Münchenstein. Ihm und seinem Kompagnon Frank Babik, beides A-Trainer bei swisstennis und im Deutschen Tennis-Bund (DTB), war es „ein Dorn im Auge“, warum sich die Tennisverbände nicht oder nur stiefmütterlich mit dem Thema Nachwuchsarbeit im Breitensport auseinandersetzten.

„Die Basisarbeit wurde vernachlässigt“, erklärt der Binzener. Kindertennis war lange Zeit kein Thema auf dieser Ebene Workshops, Leitfäden oder gar eine Task-Force gab es nicht oder nur mehr schlecht als recht. Für Gerber, der auch als Mitgesellschafter der Kindersportschule Lörrach fungiert, stand fest, sich dieser Thematik anzunehmen. Und zwar richtig. Gerber holte sich mit Reimar Bezzenberger einen renommierten Sportwissenschaftler mit den Schwerpunkten Sportpsychologie, motorisches Lernen sowie Trainingslehre ins Boot.

Von den Besten lernen, Neues aufsaugen, Gutes weitergeben: So kann man den 2018 aus der Taufe gehobenen „Kids-Tennis-Workshop“ zusammenfassen, der nun während der Swiss Indoors in der Trainingshalle der Stars in Allschwil seine Fortsetzung fand. Getreu dem Motto „Coach the Coaches.“

60 Teilnehmer aus England, Ungarn, Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz, darunter Sportwissenschaftler, A-Trainer oder auch Athletikcoaches, waren dabei und lauschten zwei Tage lang den Ausführungen der zwölf Top-Referenten. „Das waren Koryphäen aus dem Jugendbereich, die durch die ganze Welt tingeln“, freut sich Gerber. So wie Willi Brunert, der Lehrbeauftragte der Uni Münster, der als Koordinator für Jugendbildung in Westfalen fungiert, oder Nina Nittinger aus der Schweiz, die A-Lizenz-Inhaberin, Autorin und Mentaltrainerin.

Internationaler Experte für Kindertennis ist auch Espen Foss aus Norwegen, der ebenfalls den Weg zum Workshop fand, wie auch der Argentinier Martin Rocca, der sich einen Namen als Entwickler im Kindertennis gemacht hat und bei der Sanchez-Casal-Academy eine Führungsrolle einnimmt.

Nicht zu vergessen Philippe Vergeylen aus Belgien, der als Spezialist für die athletische und koordinative Grundlagenausbildung von Kindern und Jugendlichen gilt, oder der Engländer Andy Dowsett als Chef der PTR Great Britain, der weltweit führenden Organisation von Tennislehrern und -trainern.

Die Resonanz zeige, dass das Seminar „den Nagel auf den Kopf trifft“. Es gebe Nachholbedarf. „Das Feedback ist toll, wir sind auf einem richtigen Weg, haben etwas angestoßen“, ist Gerber zufrieden. Auch, weil swisstennis und der DTB sich nun dieser Geschichte angenommen haben. Es wurden Kontakte geknüpft. „Uns allen geht es darum, dass die Qualität in der Trainerausbildung besser wird. Wir wollen etwas bewegen.“

Gerber hat ein Auge auf den Breitensport geworfen. Der 52-Jährige findet, dass die Kinder da abgeholt werden müssten. „Der Funke muss überspringen, dann lernen die Kids viel mehr in einer Tennisstunde.“ Im Schweizer Verband gebe es das Motto „lachen, lernen, leisten“. „Genau in dieser Reihenfolge“, so Gerber, der auch als Experte bei swisstennis im Kinderbereich tätig ist.

In Allschwil war das Programm prall gefüllt. „Bewusst sollte über den Ballkorbrand hinaus geschaut werden. Es ging darum, sich durch die unterschiedlichen Blickwinkel der Referenten inspirieren zu lassen“, erklärt Gerber. Praxisnah ging es zu, wenn namhafte Spezialisten Tricks und Tipps weitergaben. „Das Niveau war hochstehend. Powerpoint-Präsentationen gab es nicht, Kinder haben die Übungen und Methoden in die Tat umgesetzt.“

Und das nicht zum letzten Mal, wenn es nach dem Willen der Initiatoren geht. 2020 wird es nämlich eine neue Auflage geben. Gerber & Co. haben noch viel vor.

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