Springreiten Dreher verpasst das Podest knapp

Uli Nodler
Martin Fuchs gewinnt die zweite Weltcup-Finalprüfung Foto: Katja Stuppia

Ein Schweizer Heimsieg und ein Eimeldinger stehen am Freitagabend beim zweiten Weltcup-Finalspringen in der Basler St. Jakobshalle im Mittelpunkt. Und der eine oder andere „Exote“ war den Anforderungen nicht gewachsen.

Am späten Freitagabend war’s dann soweit: Die zweite Wertungsprüfung der Springreiter lockte wieder viele Pferdesport-Fans in die Halle. Der Parcours mit Hindernissen bis zu einer Höhe von 1,60 Meter und technisch nicht zu überbieten stellte die Teilnehmer aus Ländern, die nicht unbedingt zu den Großen im Springreitsport zählen, vor unüberwindbare Probleme. Der Georgier Shalva Gachechiladze, Valeria Sokolova (Kirgisistan), Ali Al Khorafi (Kuwait) und Andrea Herck räumten im Parcours mit ihren Vierbeinern gewaltig ab und gaben auf. „Ich kann es nicht nachvollziehen, wie man diese deutlich schwächeren Springreiterinnen und Springreiter bei solchen herausragenden Titelkämpfen starten lässt. Da wird die Qualität dieser herausragenden Sportanlässe in Mitleidenschaft gezogen. Das ist nicht nur bei diesem Weltcup-Finale so, sondern auch bei Olympischen Spielen“, schüttelte Andy Kistler, OK-Präsident des CHI Basel und Mitglied des OK für das Weltcupfinale, den Kopf.

Dreher reißt jubelnd den Arm hoch

Szenenwechsel. Im weiteren Verlauf des Finaldurchgangs wurde den Zuschauern Überragendes im Parcours geboten. Der erste Starter, der die Aufgaben meisterte war Daniel Coyle und Incredible. Der zwölfjährige Wallach machte seinem Namen alle Ehre und lieferte die erste Nullrunde für ein späteres Stechen. So schnell sollte das dem Paar aus Irland keiner nachmachen.

Erster deutscher Starter war Hans-Dieter Dreher. Im Vergleich zum Vortag setzte der Eimeldinger aus dem Reiterring Oberrhein auf seinen erfahrenen Schimmel-Wallach Elysium. Von Sprung zu Sprung baute sich in der St. Jakobshalle mehr Spannung auf. Sollte die Null für Dreher stehen bleiben? Und wie! Der 53-Jährige blieb ohne Abwurf und stemmte nach dem letzten Hindernis triumphierend die Faust gen Hallendach. Zu Dreher und Coyle gesellten sich mit großartigen Ritten Max Kühner (Österreich), Alessandra Volpi (USA), der Schweizer Ausnahmereiter Martin Fuchs und Vortagessieger Julien Epaillard (Frankreich). Fuchs’ Superritt quittierte CHI Basel-Chairman Thomas Straumann an seinem Tisch im Black Horse Club mit beiden in die Höhe gereckten Daumen.

Die fünf Null-Fehlerritte machten somit ein Stechen erforderlich. Es war dann an Spannung kaum zu überbieten.

Wer behält die Nerven?

Etwas holprig startete das Stechen für den Iren Daniel Coyle. Eine Irritation an Sprung eins unterbrach bereits vor Beginn den Fluss der beiden, den sie über den Stechparcours hinweg nicht mehr aufbauen konnten. Rang fünf war das Ergebnis.

Fuchs liefert eine Traumrunde ab

Als zweiter Starter im Stechen hatte Hansi Dreher keine schlechte Ausgangssituation, die er zu Beginn zu nutzen wusste. Schnell und mit kalkulierbarem Risiko rauschte Elysium durch den Parcours. Doch dann, auf dem Weg zum Schlussoxer, war verschätzte sich Dreher bei der Distanz. Das Resultat: Ein Abwurf und ein vierter Platz im Stechen. Die erst 24-jährige Alessandra Volpi qualifizierte sich nach einer atemberaubenden Runde ebenfalls für das Stechen und drehte eine bedachte, nicht mit dem letzten Risiko angelegte Runde im Stechen, freute sich allerdings um so mehr, als auch hier die Null stehen blieb, was schlussendlich für ein Platz auf dem Podium reichen sollte. Der Österreicher Max Kühner brillierte im Stechen nicht nur stilistisch, sondern auch mit einer schnellen Zeit von 42,32 Sekunden. Damit erhöhte er den Druck auf die nachfolgenden Starter noch einmal enorm.

Fast jeder der Zuschauer in der Halle schwang eine Schweizer Flagge, um das Erfolgspaar anzufeuern und nach einer phänomenalen Nullrunde zu feiern. Bei Martin Fuchs und Leone Jei schien es fast, als würde der mittlerweile routinierte Schimmelwallach den Stechparcours schon auswendig kennen, so schnell wie das Paar die Wendungen wählten. Das machte sich auch in der Zeit bemerkbar und so übernahmen die beiden kurzerhand mit 40,77 Sekunden die Führung. Einer sollte noch kommen.

Die St. Jakobshalle scheint dem Franzosen Julien Epaillard zu liegen. Nicht nur, dass er bereits im Januar während des CHI-Basel die Weltcup Etappe gewinnen konnte. Auch an diesem Wochenende schwimmt der Franzose auf einer Erfolgswelle und strebt mit Sicherheit auch den Gesamtsieg an. Er hatte es also in der Hand. Schweiz oder Frankreich? Doch noch bevor Fuchs die Halle verlassen hatte, schallte es durch den Lautsprecher: „Julien Epaillard verzichtet auf seinen Start im Stechen.“ Damit stand fest: Heimsieg für Martin Fuchs und gleichzeitig einen großen Sprung nach vorn in der Gesamtwertung für ihn.

Vier Deutsche leisten sich je einen Abwurf

Bei den weiteren deutschen Reitern war das Glück nicht auf deren Seite. Richard Vogel kassierte einen Abwurf am letzten Sprung des Umlaufs, Sophie Hinners bereits früher im Parcours und auch Ehning und Stevens verließen mit vier Punkten das Parkett.

In der Gesamtwertung führt Epaillard (74 Punkte) vor Fuchs (70) und dem Weltcupführenden und Weltcup-Finalsieger der letzten beiden Jahre. Henrik von Eckermann (Schweden) leistete sich in der zweiten Wertungsprüfung einen Abwurf und verpasste das Stechen. Die deutschen Starter belegen die Plätze neun (Hinners), zehn (Vogel), elf (Dreher) und 15 (Ehing) und 20 (Stevens). Am Sonntag fällt ab 14 Uhr die Entscheidung.

  • Bewertung
    0

Beilagen

Umfrage

Donald Trump

Präsident Donald Trump hat die US-Militärhilfen ausgesetzt, bis der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „den Fokus auf Frieden“ legt, wie es aus dem Weißen Haus  heißt. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading