Stadtentwicklung Schopfheim Innenstadtcheck bestätigt Erwartungen

Anja Bertsch
Gute Anlagen, Luft nach oben: Die Schopfheimer Innenstadt wurde auf Stärken, Schwächen und Potenziale hin durchleuchtet. Foto: Anja Bertsch

Vor einem Jahr startete die IHK-Innenstadtberatung der IHK, nun wurde der Abschlussbericht präsentiert. Echten Neuigkeitswert haben die Ergebnisse nicht – das Bekannte aber wird mit allerhand Zahlen untermauert. Und einige frische Impulse gibt’s denn doch.

Der Wochenmarkt ein Highlight, die Gastronomie eine Vorzeigebranche, der Einzelhandel wichtig, aber ausbaufähig, der Pflughof kein Besuchermagnet und auch nie gewesen, und das Fehlen von Parkmöglichkeiten direkt vor jeder Ladentür für viele ein Ärgernis: Vieles, was IHK-Mitarbeiterin Viktoria Arens am Montag im Ratssaal unterm Stichwort „Innenstadtcheck“ präsentierte, entspricht genau dem, was zu erwarten war.

Guter Durchschnitt

Um zu diesen Ergebnissen zu kommen, haben die Projektverantwortlichen einiges an Aufwand betrieben: 120 Passanten wurden befragt, sieben Händler, Gewerbeverein und Stadtverwaltung. Gastronomische Betriebe, Geschäfte und Dienstleister und Leerstände wurden gezählt und die Passantenfrequenz in Scheffel- und Hauptstraße elektronisch ermittelt.

Das Gute – oder zumindest Tröstliche: Schopfheim steht mit seinen Herausforderungen in Sachen Attraktivität und Lebendigkeit der Innenstadt nicht allein – daher ja auch die Förderung durch das Land für dieses IHK-Programm mit Zielgruppe kleine und mittlere Städte. Und: Schopfheim liegt in den Bewertungen bei vielen Werten im guten Durchschnitt unter etwa 100 anderen untersuchten Städten im Land.

Viele Anlaufstationen

Anlaufstationen gibt es in der Innenstadt viele: Knapp 40 Einzelhändler, etwa 25 Gastro- und touristische Betriebe („Dafür kann sich Schopfheim glücklich schätzen“) und ein Dutzend Dienstleister haben die Projektverantwortlichen gezählt; daneben freilich gab es (im April 2024) acht Leerstände. Positiv auch die Frequenzanalyse, die über etwa fünf Sommermonate hinweg die Passanten erfasste – und für jeden einzelnen Tag mehrere Tausend Bewegungen notiert – mit einem Spitzenwert von etwa 30 000 am Herbstmarkt „Das zeigt, dass Schopfheim eine sehr lebendige Stadt ist und immer wieder durch Veranstaltungen belebt wird“, lobte Arens.

Hohe Kaufkraft

Die Kaufkraft in der Stadt ist überdurchschnittlich hoch – allerdings fließt einiges davon ab, berichtet Arens. Der Zufluss hingegen hält sich in Grenzen: Die meisten Besucher der Innenstadt (etwa 75 Prozent) kommen aus Schopfheim inklusive Ortsteilen, weitere zehn Prozent aus den direkten Nachbargemeinden, so ein Ergebnis der Passantenbefragung. „Ein relative kleines Einzugsgebiet“, konstatierte Arens und folgerte: „Schopfheim hat eindeutig die Funktion der Nahversorgung.“

Passanten vergeben Noten

Im Zuge der Befragung waren die Passaten gefordert, verschiedenen Aspekten der Innenstadt Noten zu erteilen. Besonders positiv hervorgehoben wurde von den (an einem Samstagmorgen) befragten Passanten der Wochenmarkt: 97 Prozent erteilen die Note „gut“ oder „sehr gut“. 72 Prozent bewerteten die Gastronomie mit der Note 1 oder 2. Besonders mögen die Besucher das Flair im Städtli: Die Atmosphäre mit hübscher Altstadt, und gemütlicher Überschaubarkeit wird besonders geschätzt, lässt sich das Ranking zusammenfassen.

Gute Erreichbarkeit

Stichwort Verkehr: Immerhin Dreiviertel der Befragten bewerten die Erreichbarkeit mit ÖPNV als gut – ebenso im Übrigen wie die Erreichbarkeit mit dem Auto (72 Prozent). Und sogar das vielgescholtene Parkplatzangebot und die -gebühren werden von der Hälfte der Befragten mit gut oder sehr gut bewertet. Hier allerdings scheiden sich hier die Geister: Zugleich nämlich erteilt ein Drittel dem Parkplatzangebot richtig schlechte Zensuren (4 bis 6), bei den -gebühren ist es ein Viertel. Schaut man aus dieser Richtung auf die Bewertungen, sehen viele Befragte allerdings auch beim Einzelhandelsangebot und bei der Schaufenstergestaltung deutlich Luft nach oben.

Parken: Schlechtes Image

Die befragten Händler indes nehmen vor allem das Thema Parken als großes Problem wahr. Weiterer Kritikpunkt: Händler müssen extra dafür bezahlen, wenn sie ihre Ware draußen präsentieren wollen; das Ordnungsamt sei sehr penibel, wenn die Fläche überschritten wird. Zugleich heben die Händler die Verbesserung in der Kommunikation zwischen Gewerbeverein und Stadtverwaltung als positiv hervor. Lob gibt es auch für das Engagement von Schopfheim Aktiv und vom Wirteverein sowie für die große Solidarität zwischen den Händlern.

Und was jetzt?

Auch wenn die Ergebnisse kaum übers vorab Erwartbare hinausreichte – in den formulierten Zielen und Maßnahmen setzen die Projektverantwortlichen doch einige Impulse . Dabei sei es „nicht um langfristige Maßnahmen gegangen, sondern um schnell Umsetzbares“, machte Arens deutlich. Ein Stichwort ist beispielsweise das „Ansiedlungsmanagement“: Die Leerständen werden voraussichtlich in Zukunft noch zunehmen, so die Prognose, da die Nachfolgesuche für viele Inhaber in den nächsten zehn Jahren akut werde. Hier gehe es darum, „Ansiedlung und Leerstand aktiv zu managen“. Hilfreich sei neben einer Vermittlerfunktion der Stadt womöglich eine digitale Plattform, bei der Flächenanbieter mit -suchenden „gematcht“ werden.

Unterm Stichwort „Multifunktionalität“ notieren die Berater, dass derzeit „keine Spaßfaktoren für Kinder in der Innenstadt vorhanden“ seien. Denkbar sei eine kleine Fläche mit Spielelementen, die gleichzeitig ein hitzegeschützter Bereich sei. Eine deutlich prominentere Rolle wird für die Bibliothek vorgeschlagen.

Innenstadtmarketing

Etliche Händler sehen ein Problem darin, Leute gezielt anzusprechen. Am besten funktioniert das noch immer über die Zeitung: 50 Prozent der hier Befragten – und damit deutlich mehr als anderswo – nutzen Zeitungen als Infoquelle. Dazu freilich gesellen sich weitere Kanäle wie persönliche Empfehlungen, Plakate oder Social Media. Unterm Stichwort „Innenstadtmarketing“ empfiehlt die IHK beispielsweise eine Präsentation der Händler auf der Website der Stadt oder „Einkaufsführungen“ durch mehrere Geschäfte. Auch könnte die Stadt ihre „Geschichtsträchtigkeit“ hervorheben, ein Neubürgergutscheinheft einführen oder den „Wochenmarkt zur Marke machen“.

Ganzheitlicher Ansatz

Im Gremium und bei Bürgermeister Dirk Harscher stieß die Präsentation auf Wohlwollen. CDU-Gemeinderat Thomas Kuri indes verwies darauf, dass sehr viele Punkte schon seit 20 Jahren bekannt seien und diskutiert werden. „Wir haben viel diskutiert – viel gegangen ist leider nicht“, fällte Kuri ein pessimistisches Urteil – und nutzte dies für einen Appell: Statt weiterhin Einzelbetrachtungen, -gutachten und -konzepte zu verfolgen, müsse es nun darum gehen, eine ganzheitliche Strategie zu entwickeln. „Die Punkte müssen zusammengeführt werden. Das schaffen wir nur, wenn wir es gemeinsam angehen, in Fraktionen und Verwaltung.“ In diesem Sinne wollte er auch den Antrag seiner Fraktion verstanden wissen, die für März geplante Entscheidung über das Gesamtverkehrskonzept vorläufig auszusetzen.

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