Eine Stunde Fahrtzeit zur Arbeit sind längst normal
Doch längst zieht der Stadtrand nach. Die Stadtplaner reden schon lange nicht mehr von Kilometerradien, wenn sie über die Entfernung vom Wohnort zur Arbeitsstelle sprechen. Das sei längst Makulatur. Heute gehe es darum, wie schnell man von A nach B kommt. Und eine Wegzeit von einer Stunde zur Arbeitsstelle sei heute normal, sagt der Ökonom. Wer sich die großen Städte nicht leisten kann, versuche zumindest, an den Verkehrssträngen der Region eine bezahlbare Bleibe zu finden. Doch Ludwigsburg, Esslingen oder die Filder unterschieden sich längst nicht mehr im Vergleich zur Stadt Stuttgart hinsichtlich der relativen Entwicklung von Mieten oder Kaufpreisen, betont Göötz. Vielen Wohnungssuchenden bleibe deshalb nichts anderes übrig, als an den Rand der Region Stuttgart zu ziehen. Letztendlich entscheide nur noch die persönliche Schmerzgrenze in Bezug auf die Entfernung zum Arbeitsplatz und das zur Verfügung stehende Geld für Wohnung und Transport über die Standortfrage.
Professor Göötz sieht die Lösung der Wohnraumprobleme nur im gemeinsamen Kontext aller Kommunen in der Region. Dabei gehe es vor allem darum, den Zuzug zu gestalten und nicht dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen. „Es hat keinen Sinn, weiter die Gelder wie mit einer Gießkanne über das Land zu verteilen. Wir brauchen vielmehr ehrliche Prognosen, wie sich einzelne Kommunen in Zukunft entwickeln. Dazu gehöre aber auch die bittere Wahrheit, dass es Städte und Gemeinden auf dem Land geben wird, die dabei verlieren werden. „Der Wechsel der Bundeshauptstadt von Bonn nach Berlin und der damit verbundene Umzug von Behörden und Dienststellen kann dabei durchaus als Blaupause für die Region Stuttgart genommen werden“, sagt Göötz.