Lörrach „Es lebe die Demokratie!“

Von Bernhard Konrad

Mit dem „Tag der Demokratie“ hat Lörrach am Dienstag an ein historisches Datum erinnert: Am 21. September 1848 riefen Gustav Struve und seine Mitstreiter in der Lerchenstadt die Republik aus.

Lörrach - Mit dem „Tag der Demokratie“ hat Lörrach gestern an ein historisches Datum erinnert: Am 21. September 1848 riefen Gustav Struve und seine Mitstreiter in der Lerchenstadt die Republik aus. Michael Blume ließ in seiner „Revolutionsrede“ keinen Zweifel daran: Freiheit und Demokratie müssen von Generation zu Generation immer wieder aufs Neue verteidigt werden – bis heute.

„Es lebe die Revolution!“, „Es lebe die Demokratie!“ – weithin hörbar schallten die Rufe von Paul Jürgens und Martin Schade durch die Untere Wallbrunnstraße. In historischem Gewand und mit entschlossenem Schritt marschierten die Schauspieler des Salzert-Brettli zum Alten Rathaus, auf dessen Balkon alsbald die Fahne mit der Aufschrift: „Freiheit, Bildung, Wohlstand“ entrollt wurde.

Struves Traum

Freiheit, freie Wahlen – für alle. Davon hatten Gustav und seine Frau Amalie Struve geträumt. Und sie hätten kaum verstanden, wie viele Menschen diese Möglichkeit heute nicht mehr wahrnehmen, sagte Oberbürgermeister Jörg Lutz bei seiner Begrüßung der zahlreichen Gäste, zu denen auch Landesrabbiner Moshe Flomenmann zählte.

Der so genannte „Struve- Putsch“ endete mit dessen Verhaftung bereits am 25. September. „Ist Struve gescheitert?“, fragte Blume deshalb – um die Antwort selbst zu geben: Struve habe nicht den einen, großen, weltverändernden Sieg im Sinn gehabt, sondern schon früh gewusst, dass der Weg zur Demokratie lang und beschwerlich sein wird – und stets begleitet von Anfechtungen.

Fokus auf jüdisches Leben in der Stadt

Als Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung legte Blume einen Fokus seiner Rede auf das jüdische Leben in der Stadt. Bereits zum Auftakt hatte Lutz darauf hingewiesen, dass Antisemitismus noch heute in vielfältigen Formen präsent sei – von Rechtsaußen und Linksaußen ebenso wie von Seiten eines islamischen Fundamentalismus. Blume erinnerte in bewegenden Worten an den Tag der Einweihung von Lörrachs neuer Synagoge – nicht zuletzt ein Beleg dafür, „dass das Leben stärker war, als der Hass. Es gibt wieder jüdisches Leben in Lörrach“.

Blume dankte Moshe Flomenmann für dessen Engagement für jüdische und nicht-jüdische Bürger – denn: Neben seinen Aufgaben in Lörrach und als Landesrabbiner ist Flomenmann seit Jahresbeginn auch Polizeirabbiner für Baden.

Bildung und konstruktiver Dialog

Antisemitismus und Menschenverachtung gab es immer – sie kleidet sich in unterschiedlichste Gewänder. Blume setzte dagegen auch die Bedeutung von Bildung, Wissenschaft und konstruktivem Dialog – und er übte in diesem Zusammenhang Kritik an der Querdenkerbewegung, in der wissenschaftliche Erkenntnisse geleugnet würden. Zudem warnte er ausdrücklich vor der Verrohung, die sich heute digital vernetzen und so verstärken könne.

Bei den Gästen der Veranstaltung zum „Tag der Demokratie“ bedankte sich der Antisemitismusbeauftragte – für das Signal, das von ihrer Anwesenheit ausgeht: „Sie tragen mit ihrer Teilnahme zum guten Namen Lörrachs bei.“ Zum Finale sangen alle gemeinsam das Volkslied „Die Gedanken sind frei“.

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