Steinen „800 Tonnen CO2-Einsparungen“

Markgräfler Tagblatt

Alte Weberei: Neubaugebiet soll ans Wärmenetz Steinen angeschlossen werden

Maßstäbe setzen will die Gemeinde Steinen im Baugebiet „Alte Weberei“ auch in ökologischer Hinsicht. Geplant ist, das Areal ans bestehende Wärmenetz anzuschließen.

Von Harald Pflüger

Steinen. Das Thema sei aktueller denn je, meinte Bürgermeister Gunther Braun mit Blick auf die zurzeit steigenden Ölpreise im Gemeinderat. Dort zeigte Daniel Weiß, Geschäftsführer für den Bereich Wärmenetze bei den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), auf, wie die „Alte Weberei“ mit klimafreundlicher Energie versorgt werden könnte.

Die Heizzentrale

Mit der Heizzentrale hinter der Sporthalle und den Blockheizkraftwerken im Meret-Oppenheim-Schulzentrum und im Seniorenzentrum Mühlehof verfügt die EWS bereits über Energiequellen, die für das Neubaugebiet mitgenutzt werden könnten. Den Wärmemix liefern zu rund 75 Prozent heimisches Energieholz und zu knapp 25 Prozent die beiden Blockheizkraftwerke. Daniel Weiß bezifferte den Wirkungsgrad dieser Blockheizkraftwerke mit über 90 Prozent.

Für die Bauherren auf dem 8,2 Hektar großen Gelände hätte ein Anschluss ans Nahwärmenetz handfeste Vorteile, meinte Daniel Weiß. Nicht nur, dass mit dem Wärmemix problemlos alle Anforderungen des erneuerbaren Wärmegesetzes erfüllt werden könnten, die Gebäude würden weder Heizraum noch Kamin benötigen. Überdies könnten die Dachflächen der neuen Gebäude vollständig für die Stromerzeugung mittels Fotovoltaik genutzt werden.

Daniel Weiß wies als Referenz auf die Wärmelieferverträge mit rund 25 privaten Abnehmern (zirka 300 Wohnungen) hin und die stabilen Wärmepreise, die sich von 48 Euro je MWh im Jahr 2012 lediglich auf 48,24 Euro je MWh 2018 erhöht hätten.

Der Umweltfaktor

Ein gewichtiges Argument ist für Daniel Weiß die Einsparung an Kohlenstoffdioxid (CO2), die in der Wiesentalgemeinde aktuell bei rund 800 Tonnen pro Jahr liegt, was in etwa dem CO2-Ausstoß von 1050 Personenwagen entspricht.

Die CO2-Emissionen verringern sich laut Daniel Weiß mit einer Wärmeversorgung durch das Wärmenetz um den Faktor 163 gegenüber einer Wärmeversorgung mit Erdgas und Solartherme.

In dem im Gemeinderat vorgestellten nächsten Schritt soll die Leitungsverlegung im Bereich zwischen Mühlehof und „Alter Weberei“ in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Breitbandversorgung erfolgen. Das heißt, dass zusätzlich zum Wärmenetz-Hausanschluss ein Glasfaseranschluss mit angeboten werden könnte. Dass dabei ein „Schlenker“ in der Lörracher Straße gemacht werden muss, hängt mit Grundstücksfragen zusammen. „Wir können unsere Leitungen nicht über fremde Grundstücke legen“, so Daniel Weiß.

Weitere Pläne

Dass die Elektrizitätswerke Schönau in Steinen weitere Ambitionen haben, machte der Geschäftsführer mit Hinweis auf das Wohngebiet Steinen-West deutlich. Dort sieht das Unternehmen weiteres Potenzial.

Die Debatte

Weshalb die Elektrizitätswerke Schönau das Risiko im Baugebiet „Alte Weberei“ auf sich nehmen, obwohl noch nicht klar sei, ob die künftigen Bauherren nicht eigene Energiekonzepte haben, wollte Marc Sutterer (CDU) wissen. Weiß stimmte Sutterer zu, dass es ein Risiko sei. Er ist aber überzeugt, dass ein Wärmeverbund für Bauherren auch finanziell attraktiv ist. Ob vorstellbar wäre, das Leitungsnetz über die Wiese nach Höllstein zu führen, erkundigte sich Rudolf Steck (SPD). Für Daniel Weiß wäre der Anschluss von Steinen-West interessanter, weil man dann weder Bahnlinie noch Wiese queren müsste. Bürgermeister Braun meinte dazu, dass man die Wärmenetze in Steinen und Höllstein separat entwickeln müsse.

Abschnittsbildung

Ein „formeller Akt“ (Bürgermeister Gunther Braun) war im Anschluss die Abschnittsbildung im Baugebiet „Alte Weberei“, die vom Gemeinderat einstimmig gebilligt wurde. Vorgesehen sind zwei Teilabschnitte. Laut Kommunalabgabegesetz kann dieser Abschnitt dann bereits vor der endgültigen Herstellung der gesamten Erschließungsanlage über Erschließungskostenbeiträge abgerechnet werden. Derzeit steht noch nicht fest, wann der zweite Bauabschnitt in Angriff genommen werden kann, da sich nicht alle Grundstücke im Gemeindebesitz befinden.

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