Glasfaser und Kupfer
In den meisten Fällen sind Glasfasernetze bisher nicht bis zu Privatkunden und Firmen gelegt, sondern bilden quasi das Rückgrat (Backbone) der Kommunikationsnetze, deren „letzte Meile“ dann meist die schon vorhandenen Telefon-Kupfer-Doppeladern oder Koaxialkabel sind. Der Vorteil von Glasfaser gegenüber Kupfer ist, dass aufgrund einer fehlenden physikalischen Dämpfung die Daten sehr viel schneller durchgeleitet werden können. Die maximale Bandbreite wird also höchstens von den Endgeräten begrenzt. Das ist beim Kupferkabel anders. „Je länger die Kupferstrecke ist, desto weniger kommt im Haushalt an“, so Kempf: „Alles über 500 Meter ist schwierig.“
Priorität
Vorrang haben laut Paul Kempf beim Ausbau des Breitbandnetzes im Kernort Steinen die Gewerbegebiete und die unterversorgten Ortsteile. In einer ersten Phase bis 2018 sollen Geschwindigkeiten von bis zu 50 Mbit/s möglich sein Ziel des Landkreises ist es, bis zum Jahr 2030 alle Häuser ans Glasfasernetz anzuschließen (im Fachjargon FTTB: Fibre-to-the-Building - Glasfaser bis ins Haus). Dann könnte quasi mit Lichtgeschwindigkeit gesurft werden - wenn es bis dahin die entsprechenden Computer gibt.
Der Zweckverband
Um die Breitbandversorgung voranzutreiben, will der Landkreis Lörrach mit 35 Gemeinden einen Zweckverband gründen, in dem die Interessen der Kommunen gebündelt werden. Die Gründung des Zweckverbands soll am 18. September erfolgen. Zur Anschubfinanzierung sollen die Gemeinden jeweils 5000 Euro und der Landkreis 75 000 Euro investieren. Langfristig gesehen soll sich das Vorhaben über die Netz-Pacht amortisieren.
Die Betreiber
Als Netzbetreiber werden laut Paul Kempf die großen Anbieter wie Telekom, Kabel BW, O2 oder Vodafone außen vor bleiben. Infrage kämen laut dem Breitbandexperten beispielsweise Energieversorger. Angestrebt wird ein einziger Betreiber für das gesamte Backbonenetz des Landkreises; der Zuschlag erfolgt nach einer Ausschreibung.
Die Kosten
Ausgebaut wird das Backbonenetz vom Landkreis Lörrach, die Kommunen sind für den Ausbau der Ortsnetze zuständig, wobei es vom Land erhebliche Zuschüsse gibt. Die Gesamtkosten werden sich für Steinen bis zum Jahr 2030 auf 10,5 Millionen Euro belaufen; davon entfallen 2,3 Millionen Euro auf den Zeitraum bis 2018. Weil Steinen zur Randzone des Verdichtungsraums gehört, setzt Paul Kempf auf den so genannten Schwarzwaldparagrafen, der bis zu 90 Prozent Förderung verspricht. Auf die Haushalte kommen dann noch Kosten für die letzten Meter von der Grundstücksgrenze bis ins Haus zu, neben den monatlichen Kosten für die Netznutzung. Hier rechnet Paul Kempf aufgrund des Wettbewerbs mit „marktüblichen Preisen“.