Steinen Auf der Suche nach Identität

Markgräfler Tagblatt
Kulturwissenschaftlerin und Autorin Elke Bader Foto: Gabriele Hauger Foto: Markgräfler Tagblatt

Neuerscheinung: Kulturwissenschaftlerin Elke Bader stellt neues Buch vor

Von Gabriele Hauger

Steinen. Ihre historischen Romane „Anna von Rötteln“ und „Der Flammenthron des Röttelers“ sind erfolgreich und viel gelesen. Nun hat die Steinener Kulturwissenschaftlerin Elke Bader ein neues Buch herausgegeben – eine Mischung aus wissenschaftlicher Abhandlung und Roman, der sich um die Geschehnisse rund um die Hinrichtung eines Abtes zur Zeit der Reformation dreht.

„Identitätswahrung in Zeiten der Globalisierung“ lautet der Titel des im September erschienenen, knapp 100 Seiten starken Bandes. Darin behandelt die Autorin ein Thema, das ihr unter den Nägeln brennt und das sie als eine der ganz wichtigen Fragen unsere Gesellschaft ansieht: die Frage nach der Identität des Menschen angesichts von Migration und globaler Entwicklung.

Die europäischen Gesellschaften drohten auseinanderzufallen: So war es damals zur Zeit der Reformation – und so sei es heute, so die These der Autorin. Mit dem Buch möchte sie einen Beitrag dazu leisten, die heutzutage drängende Frage nach der eigenen Identität so aufzuarbeiten, dass eine breite Schicht der Bevölkerung dies lesen und nachvollziehen kann. „Die Menschen sind ja nicht dumm. Sie werden nur oft unterschätzt und haben manchmal Mühe, ihre Gefühle zu artikulieren.“ Dieses Phänomen mache Viele hilflos oder aggressiv, entzünde auch Wut, folgert Bader. Was sich auch am aktuellen Wahlergebnis ablesen lasse.

Ihrer Meinung nach sind gerade viele Menschen aus der ehemaligen DDR bis heute nicht richtig angekommen, haben ein Stück weit ihre Identität verloren. „Mich interessiert, wie die Bevölkerung heute und damals zu Zeiten der Reformation mit der Pluralisierung der Gesellschaft umgegangen ist.“ Zu beiden Zeiten waren viele Menschen völlig aus ihrem Konzept, ihrem Weltbild gerissen. Bader ärgert sich, dass dieses Thema bisher so wenig aus kulturwissenschaftlicher Perspektive betrachtet werde. In vielen Talkshows – gerade vor den Wahlen – sei man viel zu sehr an der Oberfläche geblieben. „Das war mir alles zu plakativ.“

Die gebürtige Rheinländerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, gesellschaftlich brisante Fragen mit dem Blick der freischaffenden Kulturwissenschaftlerin darzustellen. Dabei wählt sie in ihrem neuen Buch bewusst einen gut verständlichen Stil, mischt ihn mit romanhaften Passagen, weckt Spannung: „Sie wagen sich mitten hinein in den Abgrund eines tödlichen Politthrillers“, wendet sie sich direkt an den Leser. Schließlich will sie sich nicht an einen akademischen Leserkreis richten, sondern breitenwirksam an die drängenden Fragen der Zeit herangehen.

Dazu wählte sie den spannenden Fall des Abtes Theodul Schlegel, der im heutigen Graubünden in einem der spektakulärsten Inquisitionsprozesse der Reformation verwickelt war. In ihrem Buch steckt viel Recherchearbeit – unter anderem über die Ilanzer Artikel, die quasi die erste verfassungsartige Niederlegung der Religionsfreiheit waren. Die nicht allzu langen eingestreuten Romanpassagen sind kursiv gedruckt, wichtige, analytische Sätze werden im Fettdruck hervorgehoben, Überblickstabellen über Epochen und Gesellschaftssysteme sind beigefügt. Ein Buch, das Konzentration und Aufgeschlossenheit für das spannende Feld der Kulturwissenschaft fordert. n Elke Bader: „Identitätswahrung in Zeiten der Globalisierung. Glaubensfreiheit Kontra Religionsfreiheit: Der Fall Abt Theodul Schlegel“, Rediroma-Verlag, 98 Seitenn  Buch-Vernissage in der Buchhandlung Kastl in Lörrach am Samstag, 28. Oktober, 11 bis 14 Uhr. Interessierte sind eingeladen, mit der Autorin in einen Diskurs einzutreten.

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