Steinen „Das gibt im ganzen Dorf nur böses Blut“

Markgräfler Tagblatt
„Nicht alles über einen Kamm scheren“: Die Hüsinger Ortschaftsräte sehen den sozialen Frieden im Ort nachhaltig in Gefahr, wenn die geplante Gebührenordnung tatsächlich umgesetzt werden sollte. Foto: Markgräfler Tagblatt

Ortschaftsrat Hüsingen: Geplante Erhöhung der Hallengebühren sorgt für ziemlichen Ärger / Kompromissvorschlag gemacht

Steinen-Hüsingen (hjh). Vor den Kopf gestoßen fühlen sich die Hüsinger, die bei der Sitzung des Ortschaftsrates am Dienstag im Bürgersaal erstmals Konkretes über die geplante Erhöhung der Hallenbenutzungsgebühren erfuhren.

Auch wenn die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme grundsätzlich nicht angezweifelt wurde, zogen Zuhörer und Ratsmitglieder an einem Strang: „Die neuen Gebühren sind viel zu hoch.“

Die Ortschaftsräte schlossen sich rückhaltlos der Meinung der reichlich anwesenden Vereinsmitglieder an, die unter anderem glaubten, die neue Gebührenordnung gefährde den sozialen Frieden im Dorf nachhaltig.

Vor allem die Absicht, an Übungs- und Trainingstagen zehn Euro pro Stunde zu verlangen, schürte den Widerstand gewaltig. Jürgen Schäfer fand, dass damit jede Art von bürgerschaftlichem Engagement „mit Füßen getreten“ werde. Das passe so ganz und gar nicht zur alljährlichen Verleihung des Bürgertellers, sagte er, und alle um ihn herum pflichteten seiner Meinung zustimmend nickend bei.

Gegenrechnungen wurden aufgemacht, die Ausstattung der Halle in die Waagschale geworfen, vorgerechnet, für wie viele tausend Euros Stühle angeschafft wurden von den Vereinen. Und einer wollte wissen: „Können wir dann für diese Stühle und alle anderen Sachen, die – zum Beispiel Turngeräte, welche die Schule benutzt – uns gehören, Miete verlangen? Was passiert andernfalls, wenn wir unser Eigentum rausholen.“

Ein anderer ging gleich noch einen Schritt weiter und kündigte an, dass die Vereine ja auch eine eigene Halle bauen könnten. Und schließlich empfahl ein weiterer findiger Vereinsvertreter, „in Zukunft nur noch Feuerwehrfeste im Dorf zu veranstalten“. Er hatte nämlich gehört, dass Kindergärten, Schulen und die Feuerwehr als Einrichtungen der Gemeinde keine Gebühren bezahlen müssen.

Worum ging’s in erster Linie? Um alle gleich „gerecht“ zu behandeln, sollen ab kommendem Jahr 75 Cent pro Quadratmeter Hallenfläche berechnet werden. Statt der 50 Euro, die örtliche Vereine bisher zu berappen hatten, will die Gemeinde also künftig 150 Euro pro Veranstaltungstag in der Halle und 80 Euro im kleineren Bürgersaal kassieren. Holger Sutters Versuch, für die relativ alten Hallen in Weitenau und in Hüsingen Vergünstigungen wegen des „Investitionsstaus“ rauszuschlagen, verpufften. Verwaltung und Gemeinderat, so Sutter, seien da „ganz anderer Meinung gewesen.“

Also stehen derzeit auch die folgenden Tarife noch unverändert im Entwurf: Mit einem Aufschlag von 100 Prozent auf die „normale“ Gebühr müssen Privatpersonen für ihre Feiern kalkulieren. Auswärtige Vereine und örtliche Vereine, die zu „kommerziellen Veranstaltungen“ einladen, dürfen 200 Prozent aufrechnen (für die Halle also 450 Euro, den Bürgersaal 240 Euro).

Auswärtige Vereine oder Firmen müssen mit einem Aufschlag von 300 Prozent klarkommen. Sie werden mit 600 Euro beziehungsweise 320 Euro zur Kasse gebeten – wenn es bei den jetzt vorliegenden Zahlen bleibt, die demnächst auch in allen anderen Teilorten zur Diskussion am Ratstisch stehen werden. Und wenn sich nicht Hüsingen durchsetzt mit dem Vorschlag, die Basis-Gebühr um 50 auf 100 Euro zu senken und die nachfolgenden Aufschläge an dieser Zahl auszurichten und den Stundensatz von zehn Euro komplett zu streichen. Sonst, so der Tenor im Bürgersaal, „gibt das im ganzen Dorf nur böses Blut“.

Das befürchteten wohl auch Holger Sutters Ratskollegen. Einstimmig jedenfalls lehnten sie die von der Verwaltung vorgesehene Erhöhung ab und votierten für die reduzierte Variante, mit der man „in Hüsingen leben könnte.“ Holger Sutter möchte in Steinen unter anderem auch darauf drängen, dass entgegen der Pläne weiter der Ortschaftsrat über die Vermietungen der Räume in den jeweiligen Ortsteilen entscheidet.

Außerdem erwarte er von der Verwaltung noch immer eine Antwort auf die Frage, ob Sportvereine und kulturelle Vereine in Bezug auf die neue Gebührenordnung über einen Kamm geschert werden. „Ich habe den Eindruck, dass sich alles gegen Sportvereine richtet“, sagte er und versprach seinen Zuhörern nicht zuletzt Antworten auf Frage Nummer zwei: „Was versteht man im Zusammenhang mit den Vereinen unter einer kommerziellen Veranstaltung? Wann beginnt die, kommerziell zu werden?“

Die Vertreter der Vereine nämlich versichern, dass sie nie und nimmer die Absicht haben, Gewinne zu erzielen. „Mit den Einnahmen und Überschüssen bei Veranstaltungen wollen wir lediglich unseren Verein erhalten“, betonten sie.

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