Steinen Das Leben in Bildern eingefangen

Markgräfler Tagblatt
Bernd Wiedenbauer hielt die Laudatio bei der Eröffnung der Legler-Ausstellung im Gemeinderaum der Christuskirche. Foto: V. Winter Foto: Markgräfler Tagblatt

Retrospektive: Ausstellung würdigt die Kunst von Gottfried Legler

Familienmitglieder, Schüler, Gäste – viele wollten die Bilder sehen, die Gottfried Legler gemalt hat. Die evangelisch-lutherische Gemeinde hat zur Vernissage in den Gemeinderaum der Christuskirche eingeladen, wo einige Bilder des kürzlich verstorbenen Steinener Künstlers nun bis Ende April hängen werden.

Steinen (w). Bernd Wiedenbauer hielt die Laudatio. Der ehemalige Schulleiter aus Rheinfelden hielt den Gemeinderaum für den richtigen Ort für eine erste Retrospektive, der sicher weitere folgen werden. Hier habe er in Kirchengemeinderatssitzungen zusammen mit Gottfried Legler gesessen und gestritten, ob sich die evangelisch-lutherische Christuskirche länger als zehn Jahre halten würde. Mittlerweile sind über 50 Jahre ins Land gegangen und sie steht immer noch - zur Freude des Laudators.

Zum 90. Geburtstag wurde das künstlerische Werk Gottfried Leglers im Lörracher Burghof ausgestellt und gewürdigt. Der junge Kunstliebhaber Wiedenbauer stieß bereits in den 60er Jahren bei Freunden auf Leglers Bilder. Dieser hatte für seinen „letzten Schliff“ im Basler Kunstmuseum Holbein-Bilder kopiert.

Ein besonders eindrückliches Bild befindet sich im Privatbesitz der Wiedenbauers – „Blaue Lilien“. Legler hatte das Aquarell in der Nacht nach dem frühen Tod vom Vater Wiedenbauers Frau, Helga Gottstein, für die Familie gemalt. Statt vieler Worte ein Gemälde.

Legler, der am Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem Sudetenland vertrieben worden war, fand in Steinen seine zweite Heimat. Von hier unternahm er mit dem Fahrrad Reisen nach Italien, später war er auch mit dem Campingbus in Chile unterwegs. So wurde die weite Welt seine dritte Heimat.

Die Vielfalt der Maltechniken und der Sujets, die Legler anwandte, lassen staunen. Helle und freundliche Ansichten von Dörfern im Markgräflerland, Impressionen der Tessiner Gebirgswelten, Liebespaare aus der Antike und der Zeitgeist der 68er. Schreckliche Ereignisse, wie das Massaker von Srebrenica, beschäftigten ihn – er sprach nicht darüber, er malte sie. 1996 entstand sein Ölbild, das zeigt, wie „von oben“ zugesehen wird, wie auf wehrlose Menschen eingestochen wird.

Als Zeitzeugen beschäftigten ihn sowohl der Mauerfall 1989 als auch das Giftunglück in Bhopal 1984. Auf faszinierende Weise verstand er es, die Gedanken dazu in Ölgemälde umzusetzen.

Für die Betrachter seiner Werke hatte Legler in einem Gespräch einst diese Worte: „Was du siehst oder sehen willst, ist deine Sache. Ich habe mich damit beschäftigt, vielleicht mich dadurch von der Wirkmächtigkeit des Geschehens befreit, vielleicht auch nur das Leben, die Vielfalt, die Farbigkeit einfangen wollen.“ Gottfried Legler starb im Dezember 2017 kurz nach seinen 96. Geburtstag in Steinen – seine Werke leben weiter.

Umrahmt wurde die Vernissage von Leglers Großnichte Doro Kant. Dem Naturbewusstsein ihres Großonkels entsprechend entschied sie sich für Holzinstrumente. Mit ihrer Blockflöte spielte sie eine sizilianische Weise. Aus Südamerika, wohin auch Legler und seine Frau Ilse gerne reisten, hatte sie eine ganz schlichte Flöte aus Bambus mitgebracht. Auf diesem „Rohr mit Löchern“ spielte sie ein Stück, extra geschrieben für die Vernissage. Mit dieser warmen und ruhigen Musik empfand sie die Situation nach, in der sie sich Legler malend vorstellte, im Markgräflerland, umschwirrt von Mücken oder Maikäfern und Vogelgezwitscher.

Die meisten Bilder der Ausstellung können bei Familie Legler gekauft werden.

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