Steinen Den Fokus auf Designobjekte gelegt

Markgräfler Tagblatt

Kultur: Objekte von Meret Oppenheim im Vitra Design Museum / Gespräch über die Künstlerin

In der Ausstellung „Objekte der Begierde. Surrealismus und Design 1924 bis heute“ im Vitra Design Museum in Weil am Rhein trifft man Meret Oppenheim in einer illustren Runde der Surrealisten wie Dali, Duchamp, Magritte und Man Ray an. Mit vier Exponaten ist sie in dieser Schau über eine der einflussreichsten Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts vertreten.

Von Jürgen Scharf

Steinen. Anlass genug für Ingrid Jennert, ehemalige Vorsitzende des Fördervereins „Meret Oppenheim - Steinfrau aus Steinen“, die unermüdlich die Erinnerung an die große, in Steinen aufgewachsene Künstlerin wach hält, bei einem Talk den Fokus auf die kreativen Designobjekte von Meret Oppenheim zu legen.

„Träume, Humor und schöpferische Kräfte – der Ideenreichtum Meret Oppenheims“ lockte einige Interessierte in die Grundschulaula des nach der Künstlerin benannten Schulzentrums, darunter ehemalige Fördervereins-Mitglieder. Das zwanglose und anregende Gespräch drehte sich vorwiegend um die Mode- und Schmuckentwürfe und Designobjekte Oppenheims, die in Paris entstanden sind.

1932 geht Meret Oppenheim als 19-Jährige mit einer Freundin nach Paris und muss sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Dort findet die junge Frau schnell Anschluss in der Kunstszene um André Breton, einen führenden Kopf der Surrealisten. Im Café trifft sie Picasso und dessen Frau Dora Maar und wird zu einer Surrealisten-Ausstellung (1936) eingeladen, wo sie ihre berühmt gewordene Pelztasse präsentiert, die gleich vom Museum of Modern Art in New York angekauft und in Amerika zum Knüller wird.

Es dauerte nicht lange, und Meret Oppenheim wurde die Ikone des Surrealismus. Sie machte weiter mit anderen Ideen, nicht mit Pelz. Da ihr Vater, ein Arzt, jüdischer Abstammung war und in Steinen nicht mehr praktizieren durfte, musste sie selbst Geld verdienen. Was lag für diese unkonventionelle, freigeistige und faszinierende Frau näher als Mode und Schmuck?

Jennert    zeigte in einer Powerpoint-Präsentation den ganzen künstlerischen Ideenreichtum Oppenheims bei den Designobjekten. Genau betrachtet sind diese Dinge eher künstlerisch und surreal als zweckgebundene Gebrauchsgegenstände. Man denke nur an den Fellarmreif oder den Entwurf für ein Halsband aus Knochen(!), eine seltsame Gürtelschnalle, Knöpfe für eine Abendjacke in Form von Tellern, Handschuhe mit rot bemalten Adern, oder den legendären Tisch mit Vogelfüßen – ein Designstück, das oft kopiert wurde und das sich ebenso wie die Furore machenden Handschuhe in der Weiler Ausstellung befindet.

Dass Meret Oppenheim auch viel Humor hatte, verraten Dinge aus dem Gebrauch, die zu Kunst erklärt wurden. Etwas der angemalte Auspufftopf, der mit Bienen bedeckte Fahrradsattel (ein sogenanntes Readymade), die „Sechs Wolken, die über eine Brücke gehen“ (eines der Werke, die von Steinener Schülern nachgemacht wurden und bei Projekttagen zu sehen waren) oder die Maske mit der „Bäh“-Zunge, bei der man heute noch lachen muss, wenn man sie sieht.

Was war das also für eine Frau? Man müsse die Biografie von ihr im Blick haben, meint Ingrid Jennert, müsse sehen, wie Meret Oppenheim ihr Leben geführt habe. Sie sei androgyn gewesen und rage als Frau aus der Masse heraus. Jennert ging zurück zum Ursprung dieser künstlerischen Vita und zeigte ein Schulheft Oppenheims, das mit surrealistischen Zeichnungen (der mathematischen Gleichung X=Hase) auf den Wunsch hinwies, Malerin zu werden.

Differenziert wurde bei dieser neuerlichen Annäherung zwischen der frühen Berühmtheit und der späten Anerkennung der Künstlerin, während in regen Diskussionsbeiträgen danach der Lebensstil dieser Frau, die einen anderen Weg ging, erörtert wurde, ihre Persönlichkeit und ihr „Stil“.

Ingrid Jennert und Christel Mohr, die Vorsitzende des Vereins Kunst und Kultur in Steinen, halten es für wichtig, Meret Oppenheim in Steinen immer wieder ins Gespräch zu bringen und die Familie in Erinnerung zu behalten. Diesem Ansinnen schlossen sich auch ehemalige Fördervereins-Mitglieder an.

Darunter Wolfgang Klingenfeld, ehemaliger Schulleiter, sowie die Lehrerinnen Ursula Herbrechtsmeier und Gerrit Schmidt-Dreher, alles Meret-Oppenheim-Freunde der ersten Stunde, die in einer bewegten Zeit in Steinen erste Anstöße gegeben hatten zur Namensgebung des Schulzentrums und zum Hermesbrunnen.

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