Gastronomie in Steinen Der Ochsen steht derzeit leer

Ralph Lacher
Der Ochsen am „scharfen Eck“ im Ortskern in Steinen steht ohne Pächter da. Foto: Ralph Lacher

Gastronomie: Die Besitzer wollen das Gasthaus am „scharfen Eck“ erneut verpachten

Nach nur eineinhalb Jahren kommt das Aus: Tobias und Ursula Dietrich betrieben den Ochsen in Steinen als erstes biozertifziertes Restaurant mit Hotel. Doch nun haben die beiden ihren Pachtvertrag gekündigt.

Von Ralph Lacher

Steinen -  Mit deutlich über 300 Jahren Geschichte, 308 davon im Besitz der Steinener Familie Pflüger, ist der Ochsen im Steinener Dorfkern die älteste und traditionsreichste Gastwirtschaft in der Gemeinde.

Gastroführer lobt bisherige Pächter

Seit März 2021 betrieben Tobias und Ursula Dietrich am „scharfen Eck“ ein biozertifziertes Restaurant mit Hotel. Doch nun haben sie ihren Pachtvertrag gekündigt. Das bestätigt Susann Pflüger-König für die Besitzerfamilie.

Noch im Frühjahr stand in einem regionalen Gastroführer zu lesen: „Die Dietrichs haben sich innerhalb eines Jahres im geschichtsträchtigen Ochsen einen guten Ruf erkocht und mit ihrer hervorragenden Küche zahllose Gäste begeistert. Tobias Dietrich kreiert mit regionalen, biologischen Produkten qualitativ hochwertige Gerichte und interpretiert diese neu“.

Allerdings ist dem Vernehmen nach durch die Folgen der Lockdowns, die in die Zeit des Engagements der Dietrichs fielen, die wirtschaftliche Basis für den Schritt hin zum Bio-Gasthaus zu schwach gewesen, um weiter zu machen. Dazu kamen – auch wegen Corona – Probleme mit der Rekrutierung von Personal. Derzeit gehört der Ochsen Viktoria Verena „Vicky“ Kropp, Johanna Maria Lorenz und Susann Helene Pflüger-König. Nun suchen sie einen Pächter, der das Gasthaus als Restaurant und Hotel betreibt.

Die Geschichte des Ochsen

 Laut der von den heutigen Besitzern zusammengestellte Chronik des Ochsen kaufte der Schopfheimer Simon Pflüger die Liegenschaft im Jahr 1714. Die Vorfahren des damals neuen Ochsenwirts waren Rotgerber, Metzger, Waisenrichter und Gerichtsbeisitzer in Schopfheim und waren dorthin aus Basel zugezogen.

 Simon Pflüger starb 1758 und seine Ehefrau Anna-Maria vier Jahre später. Da die Ehe der beiden kinderlos war, ging der „Ochsen“ an seine ledige Schwester Elisabeth Pflüger, die bis 1767 Ochsenwirtin war und das Gasthaus dann an ihren Neffen Johann Friedrich Pflüger übergab.

 Dessen Sohn Friedrich Pflüger, wie sein Vater Metzger, wurde nach dessen Tod Ochsenwirt. Sohn Johann Friedrich – gemäß damaliger Tradition mit dem Namen des Großvaters versehen – wuchs im Geschäft des Vaters mit zwei jüngeren Schwestern auf und wurde ebenfalls Metzger und Ochsenwirt. Er übernahm im Alter von 28 Jahren die Gaststätte und Metzgerei.

 Johann Friedrich Pflüger gestaltete den Ochsen in seinem heutigen Erscheinungsbild mit der Eckfassade um. Im Wappenstein über der Eingangstüre stehen heute noch die Jahreszahl 1833 und die Anfangsbuchstaben der Namen der Eheleute Pflüger.

 Deren Sohn Johannes Pflüger führte später den Ochsen mit zwei Ehefrauen. Johann Ernst Pflüger wurde der nächste Ochsenwirt. Aus seiner Ehe mit der Wittlinger Hirschenwirts-Tochter Emilie Sütterlin gingen vier Kinder hervor, von denen jedoch keines den Ochsen übernahm.

 Deshalb wurde das Gasthaus von März 1922 bis April 1954 von verschiedenen Pächterfamilien betrieben. Der älteste Sohn von Johann Ernst und Emilie Pflüger, Ernst Ludwig Friedrich Pflüger, übernahm den Ochsen von seinen Geschwistern.

 Er heiratet Johanna Margarethe Bühler aus Steinen, betrieb das Gasthaus aber nie selbst. Die Eheleute Pflüger hatten vier Kinder: Ernst Otto fiel im Zweiten Weltkrieg, der vor knapp zwei Jahrzehnten verstorbene Johannes Artur wurde Bürgermeister und Ehrenbürger von Steinen, Verena Helene lebt als einzige noch.  Denn der jüngste Sohn, Friedrich Hermann „Fritz“ Pflüger, ausgebildeter Koch und Wirt des Ochsen seit 1954, starb mit 52 Jahren.  Zuvor hatte er mit seiner Ehefrau Viktoria Paulina „Vicky“ das Gasthaus zu einer anerkannten Adresse gemacht – mit Wild aus eigener Jagd und frischen Forellen aus der Wiese.

 Schwester Verena Pflüger wollte die Welt sehen und arbeitete viele Jahre in bekannten Hotels. Von dort kehrte sie später nach Steinen zurück und führte dort eine Pension. Fritz und Vicky haben drei Töchter: Viktoria Verena „Vicky“ Kropp, Johanna Maria Lorenz und Susann Helene Pflüger-König. Seit 1978 wird der Ochsen verpachtet.

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