Steinen Der Wald ist mehr als nur ein Holzlieferant

Markgräfler Tagblatt

Forsteinrichungserneuerung Thema im Steinener Gemeinderat

Einstimmig hat der Gemeinderat am Dienstagabend den Forstbetriebsplan für die Jahre 2018 bis 2027 genehmigt.

Von Harald Pflüger

Steinen. Es gibt schöneres Wetter für Waldbegehungen als das nass-kalte am Dienstagnachmittag, als Bürgermeister Gunther Braun die Gemeinderäte vor der öffentlichen Sitzung im Haus der Sicherheit zu einer knapp zweistündigen Waldbegehung einlud.

Nach der fachkundigen Führung durch den heimischen Forst ging Forsteinrichter Andreas Sippel (Regierungspräsidium Freiburg) auf den Waldzustand, den abgelaufenen Forsteinrichtungszeitraum und die Planung bis ins Jahr 2027 ein.

Der Wald

Mit rund 912 Hektar (plus fünf Hektar) verfügt die Gemeinde Steinen laut Sippel über einen stattlichen Waldbesitz, in dem die Laubbäume mit 66 Prozent dominieren. Die restlichen 34 Prozent sind Nadelbäume. Während der Laubbaumbestand zugenommen hat (plus vier Prozentpunkte), ist der Anteil der Nadelbäume gesunken (minus zwei Prozentpunkte). Nadelholz ist laut Sippel aber wichtig, da damit „gut Geld verdient werden kann“.

Dass der Holzvorrat von 360 Vorratsfestmeter je Hektar im Jahr 2008 auf 322 im Jahr 2018 gesunken ist, begründete Sippel mit den Folgen von Sturm Lothar.

Der Verjüngungsvorrat stieg in diesem Zehnjahreszeitraumdafür von 201 auf 263 Hektar und nahm damit eine positive Entwicklung. Größten Anteil am Verjüngungsvorrat hatte dabei das Laubholz mit 94 Prozent (2008: 76 Prozent), während der Nadelholzanteil bei sechs Prozent (2008: 24 Prozent) lag. Der Wildverbiss ist laut Sippel vor allem bei Tannen ein Problem.

Ökologisch gesehen, dient der Wald vor allem dem Klimaschutz, er hat gleichzeitig aber auch eine Erholungsfunktion. Der Wald dient laut Sippel deshalb für mehr als nur dem Holzeinschlag. Die 42 Biotope im Gemeindewald verteilen sich auf eine Fläche von 17 Hektar und haben damit einen Anteil von 1,9 Prozent an der Gesamtbetriebsfläche. Neu ist das vom Gemeinderat beschlossene Alt- und Totholzkonzept auf 19,6 Hektar Fläche.

Eingeschlagen wurden im Forsteinrichtungszeitraum 2008 bis 2017 insgesamt 77 185 Festmeter Holz, wobei die zufällige Nutzung, bedingt durch Sturmschäden, Schnee- und Eisbruch, Insekten oder Dürre, 3626 Festmeter ausmachte und damit überschaubar war.

Wirtschaftlich gesehen brachte der Wald der Gemeinde in den vergangenen zehn Jahren rund 630  000 Euro an Einnahmen. Nur das Jahr 2009 hat negativ herausgestochen.

Die Planung

Für die Jahre 2018 bis 2027 hat die Gemeinde das Ziel ausgegeben, keine roten Zahlen schreiben zu wollen. Der Hiebsatz soll auf 57 000 Festmeter reduziert werden. Mit der Reduzierung des Hiebsatzes soll erreicht werden, dass der Holzvorrat wieder steigt.

Von den 57 000 Festmetern entfallen auf die Vornutzung 18 500 Festmeter, auf die Hauptnutzung 37 250 Festmeter und auf die Dauerwaldnutzung 1250 Festmeter. Verjüngungsmaßnahmen sind auf 36,3 Hektar geplant. Gepflanzt werden sollen vor allem Buchen, die von Natur aus nicht nachwachsen würden. Diese Jungbestandspflege soll vor allem auf Sturmflächen erfolgen.

Die Diskussion

„Der Wald muss sich selber tragen“, sagte Bürgermeister Gunther Braun zu den wirtschaftlichen Zielen. Stephan Mohr (Gemeinschaft für ein lebenswertes Dorf) erkundigte sich, ob die Verwendung von Totholz für Nahwärme zu Lasten des Waldes gehe. Sippel riet davon ab, das ökologisch wertvolle Totholz für Heizzwecke zu verwenden und plädierte dafür, in Maßen so genanntes Restholz zu nutzen.

Norbert Götz (CDU) sprach die sogenannten FFH-Flächen an. Dazu meinte Forsteinrichter Sippel, dass dieser Managementplan noch Fragen aufwerfe. Rudolf Steck (SPD) erkundigte sich unter dem Stichwort Waldsterben nach dem Zustand des heimischen Forstes. Laut Andreas Sippel sind es mehrere Umwelteinflüsse, die den Bäumen zu schaffen machen, darunter auch der Klimawandel. Ob der Wald gekalkt werden müsse, wollte Bürgermeister Gunther Braun zum Schluss wissen. Forstbezirksleiter Bernhard Schirmer meinte, dass dies auf dem nährstoffreichen Boden des Dinkelbergs im Gegensatz zu dem in Endenburg nicht notwendig sei.

Weitere Informationen: Die Forsteinrichtung reicht in Steinen bis ins Jahr 1846 zurück; bei der jetzigen handelt es sich um die achtzehnte.

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