Steinen Die Landwirtschaft stirbt langsam

Markgräfler Tagblatt
Zu Besuch auf dem Glaserhof: (von links) CDU-Landtagskandidat Christof Nitz, Hanspeter Glaser, Sabine Glaser, Michael Glaser, Anja Herzog (CDU-Landtags-Zweitkandidatin) und Marc Sutterer (CDU-Gemeinderat und -Fraktionsvorsitzender). Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Landtagswahl: CDU-Kandidat Christof Nitz besucht den Glaserhof in Hägelberg

Die Probleme der Landwirte hörten sich Landtagskandidat Christof Nitz und Zweitkandidatin Anja Herzog bei einem Besuch auf dem Glaserhof in Hägelberg an.

Steinen-Hägelberg. Als Familienbetrieb in der siebten Generation betreibt Hanspeter Glaser eine Schweinemast mit 700 Schweinen, bebaut er 40 Hektar Acker- und 30 Hektar Grünland. Seit 2011 hat er als innovatives Standbein zusätzlich eine Biogasanlage - die einzige im ganzen Landkreis - zur Energieerzeugung. Ob der Betrieb in der achten Generation von seinem Sohn Michael Glaser weitergeführt werden wird, steht noch in den Sternen.

Landwirte wie er müssten häufig ums Überleben kämpfen, berichtet Hanspeter Glaser. Viele von ihnen würden das Handtuch werfen, weil sie sich von der EU-Agrarpolitik nicht ausreichend unterstützt fühlen. Erst ab einer Größe von 200 Hektar an aufwärts würden Betriebe davon profitieren. Die kleineren Anwesen jedoch würden immer stärker in die Falle der hohen Investitionen und der geringen Erzeugerpreise geraten.

Glaser verdeutlichte dies an der Düngeverordnung. Dazu brauche man heutzutage ein hochmodernes und teures „Schleppschuh-Güllefass“. Bisher habe er dieses bei Bedarf vom Landmaschinenverleih angefordert. Aber die vorgeschriebenen Ausbring-Fristen und Wetterlagen würden oft zu einer erhöhten Nachfrage beim Verleiher führen, so dass er selbst an eine Anschaffung denke, um seine betriebliche Flexibilität zu erhalten.

Was Hanspeter Glaser besonders auf die Palme bringt, ist die Beantragung von Fördermitteln. Aus diesem Fonds beantragte er einen Zuschuss für das erwähnte Güllefass. Am Montag, 11. Januar, sei er um 12 Uhr wie viele tausend andere Landwirte auch vor dem Computer-Bildschirm gesessen. Zu diesem Zeitpunkt sollte nämlich der Weblink zu den Antragsformularen auf der Homepage der Rentenbank erscheinen. Erst nach Stunden und vielen Fehlermeldungen konnte er die Online-Anträge einreichen, um dann - wie viele seiner Kollegen auch - die Meldung zu erhalten, dass die Fördergelder schon vergeben seien.

Glaser versteht nicht, warum diese Gelder im „Windhundverfahren“ genehmigt würden und hofft nun mit gemischten Gefühlen auf eine Wiederholung des Antragsverfahrens. Dass die Bundeslandwirtschaftsministerin das Förderprogramm als einen „vollen Erfolg“ feiere, kann er nicht nachvollziehen, heißt es in einer Pressemitteilung der CDU zu dem Besuch.

Wie die meisten Landwirte könne er nicht so einfach auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren. Während andere Unternehmer ihre Angebotspalette schnell ändern könnten, würde ihm dieser Weg durch zahlreiche Agrarverordnungen erschwert. Das „Grünlandumbruchsverbot“ der grün-schwarzen Landesregierung bezeichnet er als „Enteignung durch die Hintertür“. Dabei müsste er zurzeit besonders flexibel agieren können. Sein Mastbetrieb sei seit Mai vergangenen Jahres ein Zuschussbetrieb. Weil die Landwirte den Preis für ihre Erzeugnisse nicht selbst bestimmen können, seien sie immer stärker auf staatliche Subventionen angewiesen. Die immer höheren staatlichen Auflagen schränken die Bewirtschaftung und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe ein und führen zu einer Benachteiligung im EU-Wettbewerb. Er befürchtet, dass in den Nachbarländern die Auflagen weniger restriktiv gehandhabt würden.

Ärgerlich findet Hanspeter Glaser auch die geringe Wertschätzung seines Berufsstandes. In der Bevölkerung würde man zunehmend als Tierquäler, Umweltverschmutzer oder Subventionsbetrüger wahrgenommen werden. Doch gerade diese Betriebe seien für die Lebensmittelerzeugung in Deutschland notwendig.

Gerade die Nähe und Regionalität der Erzeugnisse würden vom Verbraucher geschätzt werden, weil sie zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz betragen würden. Hier sieht Glaser den Landtagskandidaten in der Pflicht. Er erwarte von ihm ein konsequentes Eintreten für den Erhalt der lokalen Landwirtschaft.

Aus seiner langjährigen Tätigkeit als Bürgermeister von Schopfheim sei ihm diese Situation bekannt, berichtete Nitz. Er habe zusammen mit dem damaligen Bundestagsabgeordneten Armin Schuster an Vorschlägen für Förderprogramme auf Landesebene gearbeitet, um die Landwirtschaftsstruktur im Kreis zu erhalten. Ohne diese Unterstützung befürchtet Nitz einen weiteren Rückgang der bäuerlichen Betriebe im Kreis.

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