Steinen Die Typenhebel bei der „Monica“ saßen bombenfest

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Die cremeweiße „Monica“ hatte es in sich. Foto: zVg

Schreibmaschinen: „Wie oft trügt noch der Schein?“ / Hans-Peter Günther kann das nur vermuten

Steinen. Hans-Peter Günther, Büromaschinentechniker im Ruhestand, Schreibmaschinensammler und Verfasser von Kurzgeschichten, hat für unsere heutige Ausgabe wieder in die Tasten gegriffen:

Als am Samstag, den 23. 10. d.J. gegen 10 Uhr das Telefon läutete, meldete sich eine freundliche Dame aus einer Nachbargemeinde. Sie hätte meinen Artikel in der Tageszeitung gelesen, und da ich bekanntlich Schreibmaschinen sammle, möchte sie mir eine Olympia-Kofferschreibmaschine, Modell „Monica“, anbieten. Ob ich Interesse hätte?

Da die Olympia-Kofferschreibmaschinen, vertreten durch einen „starken Fachhändler“ vor Ort, die meist verkauften Schreibmaschinen im hiesigen Raum war, zögerte ich etwas, ob ich dieses Modell nicht schon hatte. Aber man weiß ja nie.

Vielleicht hat sie eine besondere Farbe (cremeweiß wäre schön), eine besondere Schrift, oder ist es ein Modell, was ich doch noch nicht im Regal habe? Es gibt viele „Monicas“.

Die nette Dame bot mir auch noch an, die Maschine zu bringen, was meinen Entschluss, „freudig“ ja zu sagen, leicht machte.

Zum vereinbarten Zeitpunkt stand nicht nur die freundliche Überbringerin, sondern auch die Kofferschreibmaschine vor der Tür. Ein herzliches, ehrliches „Danke schön“, und meine Sammlung war um eine Maschine gewachsen.

Jetzt siegte natürlich die Neugier. Was für ein Modell ist es, und wie sieht die Maschine aus?

Jetzt gleich auf den Tisch und Koffer geöffnet. Hurra, es ist eine cremeweiße Olympia Monica SM 2, ein Modell, was ich nicht habe. Man kann ja auch einmal ein bisschen Glück haben. Die Maschine sieht optisch ganz ordentlich aus. Also ab in die Werkstatt zur technischen Abnahme.

Aber was ist das? Da lässt sich ja keine einzige Taste niederdrücken. Kein Typenhebel bewegt sich, selbst von Hand hochgehoben nicht. Jedes Gelenk an dieser Maschine sitzt bombenfest. Es sieht aus, als hätte jemand Sirup in die Maschine laufen lassen. Doch nach genauer Nachsicht – Sirup ist es nicht.

Da hat es jemand besonders gut gemeint, und alle beweglichen Teile „geölt“. Nur mit was? Dieses Schmiermittel hat sich mit der Zeit in eine feste Masse verwandelt, nichts geht mehr. Die technische Demontage möchte ich Ihnen ersparen. Jeden Typenhebel (45 Stück) ausgebaut, abgeschliffen und wieder eingepasst. Ebenso die Segmentschlitze. Arbeitszeit: zwei Stunden.

Für heute lasse ich es gut sein. Einigermaßen kann man ja tippen. Am nächsten Morgen, erster Gang zur Maschine. Oh Schreck, alles wieder wie gestern. 22 Typenhebel sitzen wieder fest. Alles von vorn. Wenn man halt nicht gründlich genug arbeitet, passiert so etwas.

Da müssen noch von dem ominösen Schmiermittel Reste im Segment sein. Aber diesmal schleife ich ganz gründlich. Nach weiteren zwei Stunden Arbeit kann man auf der Kofferschreibmaschine wieder schreiben. Ein schönes Gefühl! Na, wenigstens hat die Maschine meine Wunschfarbe, nämlich cremeweiß. Jetzt kann ich den Kofferdeckel beruhigt zuklappen, obwohl niemand mehr damit schreiben wird. Weiß ich doch, dass man es könnte.

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