Steinen Freibad und DLRG:50 Jahre Geschichte

Harald Pflüger

Jubiläum: Corona-Pandemie verhindert Feierlichkeiten

Steinen - Spaß im Bad – mit Techno und Tauchern, so wie 1995 zum 25. Geburtstag, wird es anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Freibad und DLRG in diesem Jahr coronabedingt nicht geben.

Wie sich die Zeiten gleichen: Es war 1970, als der Gemeinderat eine äußerst schwierige Entscheidung zu treffen hatte: Aufgrund der angespannten Finanzlage musste das Gremium lange beraten, ob Steinen ein (neues) Schwimmbad bekommen soll oder nicht. 50 Jahre später stand das Gremium vor der Frage, ob es den Badbetreibern einen weiteren Zuschuss gewährt, damit sie das Freibad unter Corona-Auflagen öffnen. Der Ausgang der Abstimmung ist bekannt: Die Gemeinderäte lehnten eine weitere Bezuschussung ab, das Freibad bleibt in der Saison 2020 geschlossen.

Die Idee

Die Geschichte des Steinener Schwimmbads reicht zurück bis ins Frühjahr 1873, als die Ortsbaukommission Steinen dem Großherzoglichen Bezirksamt Lörrach den Plan zum Bau eines Badehauses vorlegte. Die so genannte Badeanstalt wurde aber nie gebaut. Die Dorfjugend badete deshalb weiterhin im Wuhr und am Steinenbach bei der Stellfalle neben dem so genannten Pulverturm, heißt es in der Steinener Ortschronik. Der quadratische Steinbau außerhalb des Dorfes diente zur Aufbewahrung von feuergefährlichen Stoffen.

Erstes Bad

1909 unternahm die Gemeinde Steinen einen neuerlichen Anlauf zum Bau einer Badeanstalt, diesmal unter günstigeren Voraussetzungen. Im Hummelberg entstand ein 20 Meter langes Schwimmer- und ein zehn Meter langes Nichtschwimmerbecken. Gespeist wurden die Becken mit Wasser aus dem Steinenbach. Das Baden am Wuhr, im Gewerbekanal und im Steinenbach wurden verboten, vermerkt dazu die Ortschronik. Die im Lauf der Zeit auftretenden Mängel führten dazu, dass die offenen Badeplätze am Wuhr und am Steinenbach wieder freigegeben wurden und sich die Gemeinde 1933 mit dem Bau eines neuen Freibads hinter der Turnhalle befasste. Doch diese Pläne wurden mangels fehlender Finanzmittel nie realisiert.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs griff eine Schwimmbadkommission die Pläne wieder auf. Vor Augen hatte die Kommission ein Freibad im oder am Steinenbach. 1964 konstituierte sich der Schwimmbadbauverein unter Vorsitz des späteren Bürgermeisters Johannes Pflüger. Standort für das Bad sollte die Scheffeltmatte in westlicher Ortsrandlage werden.

Das heutige Bad

Am 3. Dezember 1968 signalisierte der erste Spatenstich (durch Bürgermeisterstellvertreter Karl Zimmermann) den Bau des Freibads. Kein Jahr später, am 5. September, wurde das Richtfest gefeiert. Die feierliche Eröffnung des Schwimmbads erfolgte am 13. und 14. Juni 1970. Das Bad verfügte über ein Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken sowie ein Planschbecken für die kleinsten Badegäste.

Dazu kamen ein Kassenhäuschen, der Kiosk und ein Pavillon für Umkleiden und Duschen. 1980 kamen Räume für DLRG und Bademeister dazu. Anfang der 90er Jahre wurde der Kleinkinderbereich in eine Erlebnislandschaft umgewandelt.

Privatisierung

2004 hatte der Gemeinderat bei einer Enthaltung die Privatisierung des Bads beschlossen. Neuer Betreiber wurde ab 2005 die Sport- und Freizeitmanagement GmbH aus March. Die GmbH trägt seither die Betriebskosten für das Schwimmbad (einschließlich des Personals) und übernimmt auch die Reinigung des Bads und die Pflege der Außenanlagen. Die Gemeinde bezahlt dafür einen jährlichen Betriebskostenzuschuss. Die Gemeinde erhoffte sich durch die Privatisierung damals nicht nur Einsparungen, sondern auch eine Steigerung der Attraktivität der Freizeiteinrichtung.

Die DLRG

Eng verbunden mit der Geschichte des Freibads ist die Geschichte der DLRG-Ortsgruppe Steinen. Für die Sicherheit im und am Wasser sind neben den Schwimmmeistern seit 50 Jahren auch die Aktiven der DLRG da. Mit rund 1,6 Millionen Mitgliedern und Förderern ist die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Im vergangenen Jahr haben die Rettungsschwimmer der DLRG 950 Menschen oft in letzter Minute vor dem Tod bewahrt.

Wie so oft sind es tragische Ereignisse, die Anstöße zum Umdenken geben. Ein solches ist das Seebrückenunglück von Binz auf Rügen. Am Abend des 28. Juli 1912 stehen Hunderte von Menschen auf jener Seebrücke und warten auf die Ankunft des Dampfers „Kronprinz Wilhelm“. Die Seebrücke hält der großen Belastung nicht stand und bricht teilweise ein. Etwa 70 bis 80 Menschen stürzen ins Wasser. 16 Personen, darunter zwei Kinder, ertrinken in der Ostsee. Nur einige wenige Anwesende, hauptsächlich Soldaten der Marine, können schwimmen und retten vielen Menschen das Leben. Ein knappes Jahr später, am 5. Juni 1913, veröffentlicht der „Deutsche Schwimmer“, amtliches Organ des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), einen Aufruf zur Gründung einer Lebensrettungs-Gesellschaft. Vorbild ist „The Royal Life Saving Society“ (kurz RLSS), ansässig in London. Am 19. Oktober 1913 wird im Leipziger „Hotel de Prusse“ die DLRG ins Leben gerufen.

Gründung

Als in Steinen das Schwimmbad öffnete, gründete man auch in der Wiesentalgemeinde eine DLRG-Ortsgruppe. Die Gründungsversammlung wählte 1970 Hans Hanspach zum Vorsitzenden. Ihm folgten Horst Braunsdorf (1974 bis 1976), Willy Schmidt (1976 bis 1977) noch einmal Horst Braunsdorf (1977 bis 1980), Renate Rothmund (1980 bis 1994), Michael Rothmund (1994 bis 2012) und Kai Sütterlin (seit 2012). Dass der Verein in seiner 50-jährigen Geschichte lediglich sechs Vorsitzende hatte, spricht für das feste Vereinsgefüge. Auch sportlich hat sich die DLRG-Ortsgruppe Meriten erworben.

Aktivitäten

Seit 1989 ist die Steinener DLRG ein eingetragener Verein. Seit 2006 fahren Rettungsschwimmer der Ortsgruppe jährlich an Nord- und Ostseeküste, um dort Wasserrettungsdienst an der Küste zu leisten. Des Weiteren streckten sich über die ganze Vereinsgeschichte diverse Jugendhütten, Osterhütten, Bezirkszeltlager, Zelten im Freibad, Ortsmeisterschaften, die Teilnahme an Bezirksmeisterschaften, Landesmeisterschaften und Rettungsvergleichsmeisterschaften sowie Altpapiersammlungen und Grillstände, um Geld einzunehmen.

DLRG in Zahlen

Heute zählt die DLRG-Ortsgruppe Steinen 159 Mitglieder, davon 80 Jugendliche und 76 Erwachsene, ein Ehrenmitglied (Michael Rothmund) und eine Firma.

Im vergangenen Jahr hatten die Lebensretter 650 Stunden für die Ausbildung und Training aufgewendet, 237 Bereitschaftsstunden und 100 Wachstunden im Freibad Steinen abgeleistet. Die DLRG Steinen hat sechs Trainingsgruppen, in denen 15 bis 25 Schwimmerinnen und Schwimmer ab sechs Jahre zusammenkommen.

Keine Feier

Die DLRG Steinen hatte geplant, ihr 50-jähriges Bestehen am 10. Juli mit einem Fest zu feiern und für September ein Zwölf-Stunden-Schwimmen im Maulburger Hallenbad auszurichten. Beides musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden.

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