Steinen „Iby“ gibt seit Jahrzehnten Takt vor

Ralph Lacher

Vereinsleben: Ibolya Barla ist seit 1983 Dirigentin beim Gesangverein „Harmonie“ / Heimisch geworden

Eine junge Frau aus Siebenbürgen wird Anfang 1983 Dirigentin des Gesangvereins „Harmonie“ Weitenau. Seitdem mischt sie den Verein auf. Nun können dieser und seine Dirigentin Ibolya Barla das seltene Jubiläum von 40 Jahren Zusammenarbeit begehen. „Ich bin noch lange nicht müde und will mit diesem tollen Chor noch einiges bewegen“, sagt die in Basel lebende Musikprofessorin.

Von Ralph Lacher

Steinen-Weitenau. Über „Iby“, wie die 73-jährige Dirigentin liebevoll genannt wird in Weitenau, sagt die Vorsitzende Christa Schmieder-Wenzel: „Unser nächstes Jahreskonzert im November wird ein Iby-Jubiläumskonzert, auf das wir jetzt mit dem Jahresbeginn zu proben anfangen.“ Stattfinden soll das Jubiläumskonzert am Samstag, 4. November, in der Wiesentalhalle in Höllstein.

Doch der Reihe nach: Wie die Dirigentin im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt, sei ihr die Freude am Singen und Musizieren als Kind ungarischer Eltern in Siebenbürgen bereits in die Wiege gelegt worden. Deshalb war es nur ein konsequenter Schritt, nach abgeschlossener Schulausbildung das Musikstudium aufzunehmen. In den Fächern Komposition, Musikwissenschaften und Chorleitung habe sie 1972 mit ausgezeichneten Noten das Diplom an der Musikakademie in Klausenburg erworben.

Von Siebenbürgen nach Steinen

Parallel zum Studium eignete sie sich als Altistin umfassende Chorpraxis im rumänischen Elite-Kammerchor „Cappella Transylvanica“ an, mit dem sie bei zahlreichen Tourneen und Wettbewerben weltweit Auszeichnungen und Preise gewann. Auch erste Berufserfahrungen als Dirigentin mehrerer Chöre reichen bis in diese Zeit zurück. Auf einer Konzerttournee setzte sie sich mit ihrem ebenfalls aus Siebenbürgen stammenden Kollegen Ludwig Streit 1980 nach London ab und kam nach einigen Stationen in Deutschland 1982 nach Lörrach.

Chor reformiert und vor dem Aus gerettet

Mit Unterstützung des damaligen Lörracher „Ausländeramtes“ habe sie wie auch ihr Sänger- und Dirigenten-Kollege Ludwig Streit in der Grenzstadt heimisch werden können, sagt die Musikprofessorin. Als sie dann 1982 erfuhr, dass der Gesangverein Weitenau einen Dirigenten sucht, nahm sie Kontakt zu den damaligen Vorsitzenden Hermann Eiche und Jörg Bregger auf.

Ob deren Vorstandschaft einschließlich der damals 16 Mit-Singenden von der jungen „Bewerberin“ vor allem fachlich, vielleicht auch optisch, beeindruckt war, habe sie nicht recherchieren können, fügt Vorsitzende Christa Schmieder-Wenzel schmunzelnd an. Hermann Eiche, der immer noch im Chor mitsingt, habe sich nicht mehr ganz genau erinnern können. Genau weiß der langjährige Vorsitzende aber, dass Ibolya Barla an einem Freitag Ende Januar 1983 erstmals den Taktstock beim Gesangverein Harmonie schwang. Die Dirigentin erzählt zu den ersten Monaten in Weitenau, dass sie daran ging, den kurz vor dem Aus stehenden Chor zu reformieren. Das geschah zum einen durch die Hinzunahme von englischer Chorliteratur, durchaus auch Songs aus Rock und Pop, später durch Gospels, aber auch deutsche Schlager. Damit habe sie zwar den einen oder anderen älteren Chorsänger verprellt, gleichzeitig aber auch viele, vor allem junge Mitsingende gewinnen können, erzählt die Dirigentin.

Rainer Dürr, Hansjörg Meier, Heidi Eche, Helga Dürr, Christina Specht und Elke Stoll sind solche Neuzugänge, die in diesem Jahr wie ihre Dirigentin 40 Jahre Aktivität beim Gesangverein „Harmonie“ begehen können.

Schon nach drei Jahren habe der Chor eine beeindruckende Größe von 60 Frauen und Männern vom Teenager bis zum Senior gehabt, blickt „Iby“ mit Stolz zurück. Ein starker Klangkörper entstand und so habe sie das Spektrum der Chorliteratur erweitern können, etwa durch klassische Kirchenlieder, Werke von Beethoven, Bach und Händel oder durch Motto-Konzerte, so die Chorleiterin. Bei letzteren sei Christa Schmieder-Wenzel mit ihrer auch choreographischen Kreativität ein „kongeniale Partnerin“ geworden, sagt Ibolya Barla.

Diese widerum gibt diese Lob zurück. „Mit profunder Kenntnis, herausragender Professionalität, Phantasie und liebenswertem Charisma hat Iby unseren Chor geformt und zu immer neuen Höchstleistungen beflügelt und befähigt. Uns verbindet seit Jahrzehnten neben der Begeisterung am gemeinsamen Singen eine tiefe Freundschaft.“

Von Bach über Beethoven bis zu den Beatles

Und die Erinnerung an tolle Proben, fordernd wie fördernd seitens der Dirigentin, mit einem Repertoire von Mozart, Bach und Beethoven über die Beatles, die Rolling Stones bis Queen oder Adele.

Entsprechend den Verdiensten, die sich Iby auch um den Männerchor Binzen und die gemischten Chöre Tumringen und Brombach erworben hat, wählte man in Weitenau für das Jubiläumskonzert den Titel „Iby – The Legendary“.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading