Steinen „Johnny, lass malden Tiger raus“

Harald Pflüger

Rückblick: 42 Jahre Journalismus in Wort und Bild

Demonstrationen, Hausbesetzungen, Spatenstiche, Grundsteinlegungen, Richtfeste, Einweihungen und Jubiläen: In über 40 Berufsjahren füllt sich nicht nur das Text- sondern auch das Bildarchiv. Und weil ein Bild mehr als tausend Worte sagt, haben wir anlässlich unseres bevorstehenden Ruhestands am 1. März auf dieser Seite Fotos aus 40 Jahren zusammengestellt. Als Reminiszenz an die Anfänge in schwarz-weiß.

Von Harald Pflüger

Steinen/Maulburg. Begonnen hatte alles mit einem Volontariat bei „Der Oberbadischen“ in Lörrach. Es waren die 80er Jahre und eine turbulente Zeit. Die Schließung der Pädagogischen Hochschule trieb Menschen auf die Straße, und leerstehender Wohnraum mobilisierte die Hausbesetzerszene. Bei Suchard sang das Medium Terzett (Ein Loch ist im Eimer) zum Jubiläum, und Gewaltverbrechen erschütterten die Lerchenstadt.

Fotografiert wurde damals noch schwarz-weiß. Geschrieben auf einer mechanischen Schreibmaschine. Schwerpunkt der Berichterstattung wurde später, nach dem Hochrhein und dem Kandertal, das Wiesental und hier die Gemeinden Steinen und Maulburg. Es wurde nicht ruhiger. Aber bunter. Die Digitalfotofrafie löste die Analogfotografie ab und der PC die Schreibmaschine.

Steinen schickte sich an, gegen erheblichen Widerstand aus der Bevölkerung den Ortskern neu zu gestalten. Der Protest (Rettet das alte Steinen) mündete schließlich in der Gründung der Bürgerliste und später der Gemeinschaft für ein lebenswertes Dorf.

Parallel zur Ortskernsanierung befassten sich die Kommunalpolitiker mit Verkehrsfragen. Die Nordumfahrung ist heute kein Thema mehr, dafür wurden die Pläne für die Ostumfahrung wieder aus der Schublade geholt. Doch bei allem Optimismus: Bis das Verkehrsproblem Steinens gelöst ist, wird noch viel Wasser die Wiese hinunterfließen.

Meilensteine waren die Jumelage Steinens mit der französichen Vogesengemeinde Cornimont, der Aufstieg des FC Steinen-Höllstein in die Oberliga, der Bau des Seniorenzentrums Mühlehof und die Umwandlung des Schneiderhofs in ein Bauernhausmuseum, neben dem Vogelpark der Touristenmagnet.

Etwas ruhiger ging es im vermeintlich reicheren Maulburg zu, wo es weniger Reibungspunkte als beim ärmeren Nachbarn gab. Aussegnungshalle, Kindergarten, Mehrzweckhalle, Hallenbadsanierung und Betreuungs- und Bildungscampus – Maulburg hat viel investiert in 30 Jahren. Möglich war das nicht zuletzt dank sprudelnde Gewerbesteuer.

Die Technik machte weitere Fortschritte. Archiviert wird längst nicht mehr auf den äußerst biegsamen Floppy-Disks mit einer Speicherkapazität von anfangs 180 KB, 3,5-Zoll-Disketten oder DVD. Heute lagern die Bilder auf Festplatten, auch tausende Bilder, die im Laufe der 40 Jahre entstanden sind. Etwa das von dem Tiger, den der Zirkusdompteur in Steinen aus dem Wagen ließ (Johnny, lass mal den Tiger raus, damit der Herr von der Zeitung ein Bild machen kann), das von der gestohlenen Rangierlok, die in St. Louis einen Prellbock durchbrach und auf der Straße zum Stehen kam, oder das von der Strahlenmessung auf dem Steinener Wochenmarkt nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl.

Nicht mehr auffindbar ist leider das Foto von einer Talkshow mit Onorio Mansutti und Gunter Sachs in der Bar eines Basler Hotels. In Erinnerung bleibt aber, dass es dort die wohl teuerste Cola des ganzen Berufslebens gab.

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