Steinen Keine neuen Erkenntnisse erwartbar

Markgräfler Tagblatt

Kriegerdenkmal: Dreiländermuseum in Lörrach konserviert Inhalt der geborgenen Metallschatulle

Von Harald Pflüger

Eine Flasche Wein und einen Klumpen Papier beinhaltete die verrostete Metallschatulle, die am 17. Oktober 2016 beim Kriegerdenkmal neben der Petruskirche geborgen und dem Dreiländermuseum zur weiteren Untersuchung übergeben wurde.

Steinen. Am Freitag wurden im Dreiländermuseum in Lörrach die Gegenstände im Beisein von Bürgermeister Gunther Braun und Gemeinderat Marc Sutterer der Öffentlichkeit vorgestellt. Eingeladen zur Präsentation war auch Gerhard Schaum, der nicht nur den Bildband „Steinen unterm Hakenkreuz“ herausgegeben hat, sondern auch das Geschehen rund um das Kriegerdenkmal dokumentiert hat.

Rückblick

Als die Gemeinde Steinen den Lokalhistoriker Hansjörg Noe beauftragte, die Geschichte Steinens im Nationalsozialismus aufzuarbeiten, ahnte niemand, welche Auswirkungen dies haben würde. Die evangelische Petrusgemeinde war bestürzt darüber, was die Aufarbeitung des dunklen Kapitels der Ortsgeschichte ans Tageslicht brachte: In einer im Sockel des Denkmals eingelassenen Schatulle soll sich neben einer Rede Hitlers auch dessen Buch „Mein Kampf“ befinden. Der Ältestenkreis hatte daraufhin im Juni 2014 beschlossen, dass die Petrusgemeinde an keiner Gedenkfeier mehr mitwirken werde, die eine Kranzniederlegung oder eine ähnliche Symbolhandlung am Kriegerdenkmal in seiner jetzigen Form beinhaltet; er forderte eine Beseitigung des Sandsteinquaders.

Die Denkmalbehörde gab jedoch zu verstehen, dass das Kulturdenkmal nicht einfach zerstört werden könne. An einem runden Tisch einigten sich Vertreter der Petrusgemeinde, der Gemeinde Steinen und der Denkmalbehörde, dass lediglich die Zeitkapsel unter dem Steinquader geborgen und dem Dreiländermuseum in Lörrach übergeben werden soll.

Die Bergung

Nach der Bergung, die laut Bürgermeister Braun rund 1400 Euro gekostet hat, nahmen sich Experten des Fundes an. Zunächst wurde der Inhalt der Schatulle tiefgefroren und anschließend in einem trockenen Raum gelagert, um den Dokumenten die Feuchtigkeit zu entziehen. Der Grund: Aufgrund der Ausführung war Feuchtigkeit ins Denkmal und die Schatulle eingedrungen.

Ausblick

Gestern wurde der Fund im Dreiländermuseum Lörrach erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei tauchte auch die Frage nach dem weiteren Vorgehen auf. Sowohl Museumsleiter Markus Moehring als auch Hansjörg Noe, der Autor des Buchs „Hingeschaut - Steinen im Nationalsozialismus“ hegten wie Bürgermeister Gunther Braun Zweifel, ob es Sinn macht, die Funde für einen fünfstelligen Betrag weiter untersuchen zu lassen. Sowohl die Bücher als auch die Ausgaben des „ Völkischen Beobachters“ finden sich im Museumsfundus. Und neue Erkenntnisse, da waren sich alle drei einig, sind nicht zu erwarten. Selbst zum Wein, den ein örtlicher Küfer zur Grundsteinlegung gestiftet hatte, lässt sich nichts mehr sagen. Der Korken ist teilweise in die Flasche gerutscht.

Dass sich im Sockel des am 21. Mai 1936 eingeweihten Kriegerdenkmals eine stählerne Schatulle befindet, sei bekannt gewesen, so Noe, und präsentierte entsprechende Unterlagen aus dem Gemeindearchiv. Dort findet sich auch der Hinweis auf den Inhalt: zwei Bücher, „Mein Kampf“ und „Der Glaube an Deutschland“, die Rede Hitlers im Reichstag am 21. Mai 1933, verschiedene Ausgaben des „Völkischen Beobachters“, ein Bericht und Verzeichnis der NSDAP Steinen, das namentliche Verzeichnis der Gemeindeverwaltung und neben weiteren Schriftstücken eine Flasche Wein.

Im Museum

Die Funde werden nun im Dreiländermuseum konserviert und für die Nachwelt aufbewahrt. Sie sollen später etwa für Schulklassen und andere Interessierte zugänglich sein. Laut Moehring besitzt das Dreiländermuseum ohnehin die größte Sammlung aus der Zeit des Nationalsozialismus am Oberrehin.

In Steinen wird sich laut Bürgermeister Braun der Gemeinderat mit dem weiteren Vorgehen befassen. Im Gespräch ist seit geraumer Zeit eine Hinweistafel bei der Petruskirche: zur Mahnung, und um das Bewusstsein nachfolgender Generationen zu schärfen.

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