Steinen Mit Kurzarbeit und kreativen Ideen durch die Corona-Krise

Harald Pflüger

Wirtschaft: Wie steuert ein Unternehmen durch die Pandemie? / Beispiel Metzgerei und Partyservice Hug

Steinen - Wie kommt ein mittelständisches Unternehmen durch die Corona-Krise? Darüber sprach unser Redakteur Harald Pflüger mit Christoph Hug (Metzgerei und Partyservice).

Es sind schwierige Zeiten, in denen Christoph Hug ins Büro im Firmensitz Steinen bittet. Dass Hug trotz der Einschränkungen, die die Pandemie mit sich bringt, Grund zur Freude hat, liegt an der DLG-Prämierung. Zum 15 Mal wurde das Unternehmen prämiert. Die DLG zeichnet Lebensmittel mit Gold, Silber und Bronze aus. Alle ausgezeichneten Produkte müssen, soweit es im Prüfrahmen vorgesehen ist, eine sensorische Analyse, Labortests sowie eine Zubereitungs-, Verpackungs- und Kennzeichnungsprüfung bestehen.

DLG-Prämierung

Gleich neunmal gab es das begehrte Edelmetall für das Steinener Unternehmen: siebenmal Gold und zweimal Silber. Dass ein Unternehmen alle eingereichten Produkte prämiert bekommt, sei nichts Alltägliches, sagt Hug. Die Prämierung sieht er auch als ein Verdienst seiner Mitarbeiter, die die Produkte herstellen. Hug nennt die mit Gold ausgezeichneten Erzeugnisse „Unsere glorreichen Sieben“.

Damit nicht genug. Für das Unternehmen gab es noch einen Preis für langjährige Produktqualität. Dieser Preis wird nur an Unternehmen vergeben, die alljährlich Spitzenleistungen bei der internationalen DLG-Qualitätsprüfung für Wurst und Schinken erreicht haben.

Corona-Krise

Wie andere Unternehmen auch, hält die Corona-Krise Metzgerei und Partyservice Hug im Bann. Besonders hart trifft es den Partyservice und das Restaurant. Das Restaurant musste Hug schließen und den Partyservice auf Null herunterfahren. 14 Mitarbeiter musste er in Kurzarbeit (100 Prozent) schicken. Hug weiß, dass das für die Betroffenen ein hartes Los ist. Deshalb ist es ihm ein Anliegen, die Mitarbeiter schnellstmöglich wieder beschäftigen zu können.

Getragen wird das Unternehmen derzeit von den Metzgereien in Steinen, Maulburg, Rheinfelden, Tumringen und Brombach. Dort verzeichnete Hug zu Beginn der Corona-Krise einen regelrechten Boom. Mittlerweile hat sich die Nachfrage eingependelt.

Grenzschließung

Die Schließung der Landesgrenzen mache sich in den Metzgereifilialen mit Ausnahme der in Rheinfelden nicht so sehr bemerkbar, sondern eher bei den Großabnehmern, denen die Schweizer Kundschaft weggebrochen ist, so Hug.

Maskenpflicht

In den Metzgereifilialen herrscht wie in allen Geschäften Maskenpflicht. Dass die Asthmatiker unter seinen Mitarbeitern keine Masken tragen können, sei den Kunden jedoch schwer zu vermitteln. Das Gros der Kundschaft akzeptiere die Maskenpflicht, sagt Hug, bittet aber um Verständnis, dass man sich im Geschäft auf keine politischen Diskussionen über die von Bund und Land angeordneten Maßnahmen einlassen könne.

Hygiene

Dass in einem Lebensmittel verarbeitenden Betrieb besonders strenge Hygienevorschriften gelten, versteht sich von selbst, und so geht Christoph Hug mit gutem Beispiel voran, indem er auch in seinem Büro einen Mund-Nasen-Schutz trägt. Anfangs habe er schon bei zweimal Räuspern Mitarbeiter nach Hause geschickt. Aus reiner Vorsichtsmaßnahme. Bislang ist keiner seiner Beschäftigten an COVID-19 erkrankt. Hug gibt zu bedenken, dass das Personal, vor allem das in den Läden, täglich einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt ist und bittet Kunden deshalb, die Schutzmaßnahmen zu berücksichtigen.

Soforthilfe

Als Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern stehe ihnen keine Soforthilfe zu, sagt Christoph Hug zu den finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise. Deshalb sucht man bei dem Steinener Unternehmen nach neuen Wegen. Seit einigen Wochen wird ein Heimlieferservice angeboten, der neben Wurst und Fleischware auch Getränke sowie einige Grundnahrungsmittel umfasst und gut angenommen wird. Die Bestellung wird auf Wunsch kontaktlos übergeben, bezahlt wird per Rechnung oder PayPal.

Beteiligung

Als Partner für Getränkelieferungen steht Getränke Schindler aus Höllstein zur Seite. Christoph Hug ist im vergangenen Jahr als persönlich haftender Gesellschafter bei Getränke Schindler eingestiegen.

Vereinsspende

Nicht nur Unternehmen haben es in Zeiten der Corona-Krise schwer, sondern auch Vereine, denen es aufgrund des Kontaktverbots und daher nicht stattfindenden Veranstaltungen an Einnahmen fehlt. Auf der Homepage von Getränke Schindler gibt es die Möglichkeit, mit dem Kauf eines virtuellen Produktes einen Verein zu unterstützen. Über ein Dutzend Vereine sind dort bereits zu finden.

Brexit

Schon vor der Corona-Krise beschäftigte ein anderes Thema Christoph Hug: der Brexit. Der Metzgermeister liefert wöchentlich eine Tonne Wurst aus seinem Sortiment an die Imbisskette namens „Herman ze German“. Dort werden, allerdings nicht wegen des Brexits kleinere Brötchen gebacken. Drei der vier Filialen sind wegen der Pandemie geschlossen. Den Transport übernahm im übrigen eine Spedition.

Auszeichnung

2018 wurde die Firma Hug als Handwerksunternehmen des Jahres ausgezeichnet. Der Preis würdigt Betriebe, die sich erfolgreich am Markt behauptet haben und dabei Verantwortung für Mitarbeiter und Gesellschaft übernehmen.

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