Steinen Nahwärme in Hüsingen?

Vera Winter
Der Klimabeauftragte der Gemeinde Steinen, Ronny Buth, veranschaulichte die Verteilung der Möglichkeiten der Nahwärme anhand eines Smartiekuchens. Rechts von ihm Jörg Weyden von der Energieagentur Südwest, links vom Pult Bürgermeister Gunther Braun und Ortsvorsteher Jürgen Schäfer Foto: Vera Winter

Ein Informationsabend zur Machbarkeit von Nahwärme in Hüsingen und über die Ergebnisse der Umfrage im Dorf gibt Antworten. Das Interesse ist groß. 60 Hüsinger Bürger hörten interessiert zu.

Die Referenten erläuterten die Möglichkeiten – oder eben auch nicht –, Nahwärme nach Hüsingen zu bringen. Ortsvorsteher Jürgen Schäfer hoffte, dass die Fragen alle beantwortet werden können, die an den Klimaschutzbeauftragten der Gemeinde Steinen, Ronny Buth, und an Jörg Weyden von der Energieagentur Südwest, der Energie- und Verfahrenstechnik studiert hat, gestellt wurden.

Hüsinger Heizsysteme

Buth startete mit Informationen zu den bestehenden Hüsinger Heizsystemen. Zurzeit wird zu 70 Prozent mit Gas geheizt. Aufgrund des Alters vieler Häuser geht er davon aus, dass 50 Prozent der Heizungen in den kommenden 15 Jahren ausgetauscht werden. Als er und der Ortsvorsteher im März 258 Umfrageschreiben an die Bevölkerung verteilt hatten, kamen davon 57 positive Antworten zurück. 32 wollen sobald wie möglich an Nahwärme angeschlossen werden, 17 in fünf Jahren, acht in zehn Jahren, elf Hausbesitzer gar nicht. Wer von den 258 Briefempfängern nicht geantwortet hat, werde wohl gut versorgt sein.

Die Ist-Situation

Anhand eines Fotos mit einem Smartiekuchen verdeutlichte er die Verteilung mit großen Abständen. Jörg Weyden zeigte die Ist-Situation des Wärmebedarfs in Hüsingen auf. Dieser beträgt zurzeit 10 455 MWh/a, 2030 werden es 8 500 MWH/a sein, 2040 wird er auf 6 645 MWh/a sinken. Grund dafür sind Sanierungsoffensiven der Gebäudeenergie-Effizienz, der Heizungen, vermehrter Einbau von Photovoltaik und Wärmepumpen. Ein Wärmenetz kann realisiert werden – dazu braucht es aber viele Kunden. Weiter ist auch die Nähe der Häuser zueinander wichtig. Wer von den Privatfamilien möchte auch einen zusätzlichen Preis von 500 Euro pro Meter ab Grundstückskante bezahlen, die hinzukommen können? Ein Maß für die Wärmebelegungsdichte ist: Pro Jahr abgenommene Energiemenge in MWH/a geteilt durch die Länge des Wärmenetzes in Meter.

Energie aus Bürgerhand

An Heizkosten werden Heizöl und Gas auf alle Fälle teurer werden. Nach 2028 sollen beide verschwinden. Es werden Scheitholz, Holzpellets oder Wärmepumpen, verbunden mit Solarthermie kommen. Investoren wie Badenova oder Naturenergie sind zu solchen Projekten in kleinen Dörfern nicht bereit. Sie bedienen nur Großstädte.

Beispiel Hägelberg

Bürgermeister Gunther Braun erzählte von der Situation in Hägelberg, ein Ort, der eigentlich ungeeignet für Fernwärme war. Doch hatte sich das Dorf mit der „Energie aus Bürgerhand“ zusammengetan und mit Eigeninitiative und Eigenleistung Nahwärme verwirklicht. Der Preis liegt heute bei zwölf Cent pro kWh. Braun war vom optischen Ergebnis beeindruckt: „Früher war immer im Winter Rauch über dem Dorf, weil jeder eine Einzelheizung hatte, jetzt nicht mehr“. Doch könnte man mit dieser Einrichtung Hüsingen nicht unterstützen, das wäre zu teuer. Von privater Seite könnten sich Einwohner zusammenschließen für ein Gebäudenetz mit 16 teilnehmenden Gebäuden.

Und Alternativen?

Ortsvorsteher Jürgen Schäfer: „Wir werden niemanden finden, der uns das baut.“ Momentan werde man Nahwärme in Hüsingen nicht verwirklichen können. Ein Gast brachte das Thema Hackschnitzel auf. Weyden antwortete, dass das nachwachsende Holz landkreisweit abgedeckt werden könne. Wasserstoff werde indes nicht in Privathäusern ermöglicht werden, davon werde es immer zu wenig geben.

Eigeninitiative ist gefragt

Fazit: Für Hüsingen gibt es kein „großes Netz“ mit Nahwärme, kein Investor wird dazu bereit sein. Sinnvoll ist nur, selbstständig etwas zu unternehmen in Gebäudegruppen mit 16 Häusern. Hier hofft der Dorfchef, dass es bald eine Möglichkeit gibt, die Hallenheizung zu erneuern, die jeden Winter aussteigt.

Wer Fragen hat, kann sich an die Ortsverwaltung oder die Gemeinde wenden. Die Energieberatung hat mehrere Termine, bei denen man sich zu einer 45-minütigen Beratung einfinden kann.

Beratungsmöglichkeiten

Weiter gibt es Online-Beratungen, für 30 Euro Eigenbeteiligung kommt eine Beratung direkt ins Haus. Es gibt eine Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Die Energieagentur Südwest berät unabhängig zu den Themen Strom-/Wärmeverbrauch, Heiztechnik Gebäudehülle, Photovoltaik und entsprechende Fördermittel.

Der nächste Beratungstermin in Steinen ist am 19. September von 9 bis 13 Uhr im Rathaus.

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