Steinen Pädagoge, Aufklärer, Hebelplakettenträger

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Hansjörg Noe feiert am Dreikönigstag seinen 80. Geburtstag. Foto: Ralph Lacher

Jubilar: Hansjörg Noe feiert am Dreikönigstag seinen 80. Geburtstag

Steinen (os). Hansjörg Noe, Pädagoge, ehemaliger Leiter des Lörracher Schulamtes, Hebelplakettenträger und vor allem Aufklärer, der sich um die Aufarbeitung des Nationalsozialismus (NS) in der Region verdient gemacht hat, feiert morgen seinen 80. Geburtstag.

Hansjörg Noe, der seit knapp drei Jahren in Steinen lebt, wurde am 6. Januar 1942 in Mayen in der Eifel geboren. Noe war noch keine drei Jahre alt, da fiel sein Vater im Zweiten Weltkrieg.

Nach dem Abitur zum Studium

Noes Mutter zog mit ihm und seinem Bruder zu den Eltern ins zerbombte Freiburg.Von dort ging es 1947 nach Muggenbrunn. Damals habe er die ersten blühenden Landschaften gesehen, erzählt der Jubilar. 1953 zog die Familie von Muggenbrunn zu einer Tante nach Lörrach. In einer Großfamilie und sehr bescheidenen Verhältnissen sei er groß geworden, erzählt Noe. Dankbar ist er seiner Mutter, dass sie es ihm ermöglichte, das Hans-Thoma-Gymnasium zu besuchen. Nach dem Abitur studierte er an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg. Nach Lehrerstellen in Bad Säckingen und Binzen wechselte Noe an die Neumattschule in Lörrach. Dort war er ab 1981 Rektor.

30 Jahre lang Lehrbeauftragter

Darüber hinaus war er ab 1966 30 Jahre lang als Lehrbeauftragter für Didaktik und Methodik in den Fächern Geschichte, Theologie, Heimat- und Sachunterricht sowie Museumspädagogik an den Pädagogischen Hochschulen Lörrach und Freiburg tätig.

Das Staatliche Seminar für schulpraktische Ausbildung, ein Institut zur Lehrerausbildung vor der zweiten Staatsprüfung in Lörrach, stand weitere zehn Jahre unter Noes Leitung. Danach war er Regierungsschulrat am ehemaligen Oberschulamt Freiburg. Von 1992 bis zur Pensionierung 2005 war er Leiten der Schulamtsdirektor des Staatlichen Schulamts Lörrach, zuständig für alle Grund- und Hauptschulen, Realschulen und Förderschulen.

Über sein pädagogisches Engagement hinaus war und ist Hansjörg Noe seit Anfang seiner Lehrtätigkeit im Bereich Regionalgeschichte aktiv. Der Jubilar ist Autor von regionalgeschichtlichen Schulbüchern wie „Kennzeichen LÖ“, „Kennzeichen FR“, „Kennzeichen WT“ und weiteren Unterrichtsmedien für Geschichts-, Heimat- und Sachunterricht. Jubiläumsschriften wie „125 Jahre - Die Oberbadische“, „100 Jahre Elektrizitätsgenossenschaft Hauingen“ und „1250 Jahre Lörrach-Stetten“ oder eine Abhandlung über den Steinener Künstler Gottfried Legler - „Gottfried Legler, ein Künstlerleben“ – stammen aus seiner Feder. Seit dem Eintritt in den Ruhestand ist Hansjörg Noe ehrenamtlicher Mitarbeiter im Dreiländermuseum in Lörrach und führt Gruppen durch aktuelle Ausstellungen.

Seit 2008 arbeitet Hansjörg Noe verstärkt zum Thema „Nationalsozialismus im Dreiländereck“. Dazu gibt es Veröffentlichungen über die Zeit des Nationalsozialismus in Steinen (Hingeschaut – Steinen im Nationalsozialismus), Maulburg, Kleines Wiesental, Schopfheim, Lörrach und Hausen. Auf die Frage, warum der Nationalsozialismus sein bevorzugtes Thema ist, sagt der Vater eines Sohnes und Großvater zweier Enkel: Er habe die Zerstörung, die aus dem nationalsozialistischen Wahnsinn resultierte, am eigenen Leib erfahren. Der Vater fiel, es gab eine Kindheit in Trümmern, und als Schüler und Abiturient musste er erfahren, dass noch viele Alt-Nazis an entscheidenden Stellen saßen.

„Bis heute beunruhigt mich zutiefst rechte Gesinnung“, sagt er. Noe nennt es seine Verantwortung, Geschichte aufs Lokale hinunterzubrechen, verständlich zu machen, wie sich regional und global gegenseitig bedingen.

Bin Volksschullehrer, kein Historiker

Und noch etwas sagt er: „Ich bin nur Volksschullehrer, kein Historiker. Aber ich will mit meiner Arbeit deutlich machen, dass nur, wenn man Geschichte versteht, man auch Gegenwart und vor allem zukünftige Entwicklungen verstehen kann.“

Dieses Bemühen wurde öffentlich anerkannt. 2017 erhielt Noe die Anerkennungsurkunde des Landes Baden-Württemberg für Heimatforschung und 2018 von der Gemeinde Hausen die Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette.

Im Mühlehof sind seine Vorträge zu vielfältigen Themen geschätzt.

Neben seiner historischen Arbeit ist Noe künstlerisch tätig, erstellt Holz- und Linolschnitte zu politischen, religiösen und regionalen Themen, bemalt altes Mobiliar mit Motiven von Hundertwasser, Jeff Koons, Niki de St. Phalle, James Rizzi, Georgia O’Keeffe, Miro und anderen, macht Hinterglasmalereien und Stickarbeiten. Mit seinen Werken beschickte Noe schon einige Ausstellungen. Er bedauert, dass eine zu seinem 80. Geburtstag geplante Ausstellung in Steinen coronabedingt ausfallen musste.

Seinen 80. Geburtstag feiert er morgen in kleinstem Familienkreise bei der in Steinen lebenden Familie des Sohnes.

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