Steinen „Runder Tisch“ in Steinen

Harald Pflüger
„Runder Tisch“ in Steinen. Foto: Harald Pflüger

„Runder Tisch“ befasst sich mit Steinener Verkehrsproblemen.

Steinen - Mit überraschenden Lösungsvorschlägen wartete Johannes Brandsch vom Büro Rapp-Regioplan beim „Runden Tisch“ in Steinen auf. Dabei war sogar von einem möglichen Verzicht auf den Kreisel die Rede.

Seit Jahrzehnten sinnen Planer und Gemeinderäte darüber, wie dem stetig zunehmenden Verkehr, der die Hauptverkehrsachsen Steinens verstopft, begegnet werden kann, ohne dass es bisher zu signifikanten Verbesserungen gekommen wäre.

Nach wie vor quälen sich täglich bis zu 8000 Fahrzeuge durch den Ort. Der Kreisel, mit dem der Verkehr auf der B 317 flüssiger werden sollte, ist längst überlastet und wird es in den nächsten Jahren auch bleiben.

Immerhin kommt Bewegung in die Sache. Im Frühjahr ist beim Regierungspräsidium der Variantenentwurf für die Tieflage der B 317 vorgesehen. Bis dahin muss sich die Gemeinde Steinen im klaren darüber sein, was sie will. Das sagte Johannes Brandsch vom Büro Rapp Regioplan (Lörrach) bei einem „Runden Tisch“ in Steinen.

Brandsch, der in Steinen wohnt, kennt die Verkehrsprobleme aus eigener Erfahrung. Da wären die beiden Landesstraßen 135 und 138, die durch den Ortskern führen, gefolgt vom Nadelöhr Bahnübergang und dem Stau vor dem Steinener Kreisel zu Stoßzeiten. Hinzu kommen die Lärmbelastung durch die B 317 in Höllstein und das problematische Linkseinbiegen bei den Anschlüssen Steinen-Ost und Maulburg-Mitte sowie fehlende Anschlüsse der Gewerbegebiete Steinen und Maulburg. Dem „Runden Tisch“ wollte Johannes Brandsch aufzeigen, wie Lösungen aus seiner Sicht aussehen könnten und Impulse geben für weitere Diskussionen. Der Gemeinderat hatte diese Pläne bereits in einer nicht-öffentlichen Sitzung zu Gesicht bekommen.

Dass jetzt Bewegung in die Sache kommt, wie sich Bürgermeister Gunther Braun ausdrückte, liegt auch am Bau des neuen Kreisklinikums, diesem „Monsterbauwerk vor den Toren Steinens“. Der Kreis bringt mit der Verlegung der L 138 an die Bahnlinie und das Regierungspräsidium mit dem Ausbau des Kreisels die Gemeinde Steinen in Zugzwang. Für Bürgermeister Braun ist klar, dass man das Thema Verkehr nur gemeinsam angehen kann.

Während der vierspurige Ausbau der B 317 noch in weiter Ferne liegt, rückt die Verlegung der Landesstraße immer näher. Und auch der Bahnübergang Eisenbahnstraße in Steinen soll über kurz oder lang geschlossen werden. Die Landesstraße wird laut Brandsch aus dem Lörracher Wasserschutzgebiet „Wilde Brunnen“ an die Bahnlinie verlegt und in Höhe des Recyclinghofs in die Steinener Bahnhofstraße münden. Und hier setzt Brandsch an. Der Planer schlug dem mit gut zwanzig Personen besetzten „Runden Tisch“ vor, die L 138 weiter der Bahnlinie entlang durch die Bahnhofstraße bis zum Bahnübergang und dann weiter über die Rotzler Straße und die Wiese zu führen, um sie dann an der Gemarkungsgrenze von Steinen und Maulburg (Stichwort Anbindung Steinen-Ost, Maulburg-West) an die B 317 anzubinden.

Für die neue Trassenführung der L 135 würden die alten Pläne der Ost-Umfahrung bemüht. Sie sollte damals beim Pulverturm die Kanderner Straße verlassen und hinter der Sporthalle vorbei in die Rotzlerstraße münden.

„Durch aktuelle Entwicklungen an der B 317 und in den Nachbargemeinden Lörrach und Maulburg werden Pflöcke eingeschlagen, die sich auf die Verkehrsanbindung von Steinen auswirken“, mahnte Brandsch. Bereits im Frühjahr 2019 ist laut Brandsch beim Regierungspräsidium Freiburg der Variantenvorentscheid für die Tieferlegung der B 317 vorgesehen. Der Planer riet der Gemeinde, sich Gedanken darüber zu machen, was sie wolle. Das könnte, wenn der Gemeinderat den von Johannes Brandsch entwickelten Ideen folgt,          eine Teiltieflage der B 317 in Höllstein sein. Diese böte nicht nur Schutz vor Lärm, sondern auch die Möglichkeit, Höllstein über die Wiese zur Rotzlerstraße anzubinden und so einen kreuzungsfreien Anschluss zu schaffen. Der Vorteil der Rapp-Regioplan-Variante wäre, dass Steinen im Westen (beim Kreisklinikum) und im Osten (bei Maulburg) einen Anschluss an die B 317 hätte - dazu noch einen Anschluss Steinen-Mitte - und ein Großteil des Verkehrs aus dem Ortskern herausgehalten würde.

Ein Kreisel wäre dann nicht mehr nötig, und auch für die Fußgänger und Radfahrer präsentierte der Planer eine Brücken- beziehungsweise Tunnellösung. Und das Gewerbegebiet an der Wiese und Höllstein könnte mittels einer Brücke direkt an die B 317 angeschlossen werden.

Zuallererst aber einmal wird die L 138 parallel zur Bahnlinie verlegt und über Varianten zum Kreiselausbau entschieden. Das soll noch 2019 geschehen.

Brandsch riet zu einem Masterplan, der die endgültige Verkehrslösung für den Bereich vom Entenbad bis Maulburg-Mitte aufzeigt, damit alle Teilmaßnahmen sich daran orientieren können und damit nachher alles wie in einem Puzzle zusammenpasst. Dieser Masterplan müsste gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Freiburg, dem Landkreis Lörrach, der Gemeinde Steinen und der Gemeinde Mauburg erarbeitet und verbindlich beschlossen werden. Er würde dann als Leitschnur für die kündige Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur gelten. „Es wird niemand einen Masterplan machen, wenn Steinen ihn nicht macht“, sagte Brandsch. Wenn die Gemeinde nichts mache, bekomme sie möglicherweise eine Lösung übergestülpt, die sie nicht wolle.

Gesetzt ist für den Planer der Anschluss des Kreisklinikums mittels einer neuen Querspange von der B 317 und der L 138 im Westen der Wiesentalgemeinde. Darauf hat die Gemeinde Steinen keinen Einfluss. Der vierspurige Ausbau der Bundesstraße,       von dem schon in den 80er Jahren die Rede war, ist mittlerweile in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen worden. Was durch         den Ausbau aus der B 317 wird, zeigte Johannes Brandsch in seiner Powerpoint-Präsentation: eine autobahnähnliche Straße, die an Steinen vorbeiführt.

Die von Johannes Brandsch aufgezeigten Lösungsmöglichkeiten sollen ab Januar in drei Workshops weiterentwickelt werden. Aber auch dann ist Geduld gefragt. Bürgermeister Braun schätzt, dass 30 bis 40 Jahre ins Land gehen werden, „bis alles geschafft ist“.

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