Auf der Suche nach dieser Hilfe musste Multner keine weiten Wege gehen. Schließlich entsteht in Schopfheim derzeit in Ergänzung des Markus-Pflüger-Heims das „Dietrich-Bonhoeffer-Haus“. Und zwar unter Federführung des „Sozialwerks Wiesental“, geplant vom Mannheimer Büro „Particeps“ und unter Mitwirkung der „Curare GmbH“, einem Trio also, das seine Erfahrungen auch in das nun vorgestellte Projekt einbringen könnte, zumal das Schopfheimer Bauwerk praktisch 1:1 auch in der Maulburger Köchlinstraße zu realisieren wäre, wie Jürgen Multner und Planer Michael Streit versicherten.
Der Bürgermeister wollte bei der Informationsveranstaltung ausloten, ob er in der Bevölkerung mit Zustimmung oder Gegenwind zu rechnen habe. Nach zwei sehr informativen Stunden, in denen Planer und vor allem Martin Mybes als Vertreter des Sozialwerks mit einem klaren Konzept überzeugten, durfte er sich über Rückenwind freuen.
Allgemeinmediziner siedelt sich in Maulburg an
Ein Zuhörer lobte den Vorstoß der Gemeinde ausdrücklich.
Und die übrigen im Saal unterstützten dieses Lob mit lang anhaltendem Beifall, der in den Reihen der Verantwortlichen für den notwendigen Optimismus sorgen dürfte, der notwendig ist, um auf 3600 Quadratmetern Fläche unter anderem insgesamt 24 Tagespflegeplätze in 24 Einzelzimmern, ausreichend Sozialräume, eine Begegnungsstätte, Räume fürs Personal und für einen Arzt sowie 13 Wohneinheiten mit 60 bis 80 Quadratmetern je Wohneinheit und nicht zuletzt 17 Tiefgaragenstellplätze barrierefrei zu bauen und einzurichten.
Und der Bürgermeister erhielt einen Sonderapplaus für die offizielle Mitteilung, dass sich in der Gemeinde Mitte kommenden Jahres in der Hauptstraße in unmittelbarer Nachbarschaft der Apotheke ein Allgemeinmediziner niederlassen werde. Wenn alles gut läuft, könnte der Gebäudekomplex für Senioren gegen Ende 2020 zur Verfügung stehen.
Die Bautechnik und die Gestaltung könne, so der Planer, am derzeit fortschreitenden Bau in Schopfheim unter die Lupe genommen beziehungsweise beobachtet werden. Was dort und später in Maulburg möglich sei, erläuterte Martin Mybes in den „Phantasien“, die er in Schopfheim derzeit realisiert und die er auch in Maulburg für möglich hält, wo sich die Senioren wie überall sonst auch Gedanken darüber machen: „Wo möchte ich künftig leben? – Wie möchte ich leben? – Was möchte ich er(leben)?“
Martin Mybes bat seine Zuhörer, ihm auf (s)einem Denkweg zu folgen, dessen Stationen eine funktionierende „lokale Versorgungsstruktur“ beinhalte mit ambulanter Pflege, einer Begegnungsstätte und der Tagespflege, einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft sowie dem „Service Wohnen“, das etwas mehr als betreutes Wohnen bedeute.
Und Mybes versicherte: „Das Konzept funktioniert einwandfrei, aber nur dann, wenn wir bei Ihnen sind.“ Was heißen soll: Es muss ein fester Betreuungsstützpunkt installiert werden, der den Einsatz von hilfsbereiten Familienmitgliedern, von freiwilligen ehrenamtlichen Helfern und von Bewohnern, deren Eigenständigkeit unbedingt bewahrt werden müsse, koordiniert.
Fester Betreuungsstützpunkt im Ort
Wenn das alles greift, könne man den Verbleib der Senioren vor Ort verwirklichen und damit den gefürchteten Folgen unerwünschter Entwurzelung und den daraus resultierenden galoppierenden Depressionen alter Menschen entgegenwirken, beteuerte Martin Mybes.
Mybes wies recht selbstsicher darauf hinwies, dass die Bewohner der künftigen Einrichtung sich nicht für den Pflegedienstpartner des Sozialwerks, die Curare GmbH entscheiden müssten, dass es aber gerade dieser Pflegedienst sei, der die hohen Anforderungen erfülle. Und er fügte hinzu: „Wir gehen davon aus, dass unser Konzept so gut ist, dass es kein anderer zu diesen Bedingungen anbieten wird.“
Und Jürgen Multner gab am Ende der Info-Runde, die bei Bedarf jederzeit neu aufgelegt werden könnte, zu verstehen, dass weder er noch der Gemeinderat gewillt seien, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. „Wir müssen weiter daran arbeiten. Es geht nicht, das Projekt jetzt durchzuziehen und dann zu sagen: wir haben unsere Pflicht getan.“ Auch dieses Versprechen wurde mit viel Beifall belohnt.
Bei einer Informationsveranstaltung am Freitag erklärte Jürgen Multner, warum ihm dieses Thema, das ihm die demographische Entwicklung (bis 2030 wird sich die Zahl der über 85-Jährigen gegenüber heute fast verdoppeln, die 60 bis 85-Jährigen haben mit 1310 gegenüber 972 heute einen gewichtigen Anteil in der dann 4248-Seelen-Gemeinde) wichtig ist, wie er es anzugehen und mit welch profunder Hilfe er es umzusetzen gedenkt.