Steinen Unter rauer Schale ein verletzliches Herz

Markgräfler Tagblatt

Gedächtnisausstellung zum 100. Todestages des Steinener Kunstmalers Ernst Hänßler im Vogtshaus

Von Jürgen Scharf

Steinen. Mit der Gedächtnisausstellung zum 100. Todestag des Steinener Kunstmalers Ernst Hänßler (1848-1913) im Vogtshaus wird ein bedeutender heimatverbundener Genre- und Porträtmaler wiederentdeckt.

Man hört förmlich Hörnerklang zu dem erbeuteten Wildbret, so prächtig und detailgetreu ist das Jagdstillleben mit erlegtem Wild dargestellt. Hänßlers Wildbretgemälde, im Stil der niederländischen Schule des 17. Jahrhunderts opulent in Öl gemalt, ist einer der Blickfänge in der Ausstellung mit 50 privaten Leihgaben. Alle Facetten dieses Kunstmalers werden berücksichtigt: die ansehnlichen Wildgemälde (Stillleben mit Geflügel) ebenso wie seine Waldstücke, Szenen mit Landschaften und die Porträts, mit denen er seinen Lebensunterhalt verdiente. Diese Porträts sind Hänßlers große Stärke.

So urteilt auch die Urenkelin des Kunstmalers, die in London lebende Kunsthistorikerin Henriette Stuchtey, die ein vorläufiges Werkverzeichnis erstellt hat. 150 Gemälde sind darauf gelistet, überraschend viele finden sich in renommierten Museen wie dem Augustinermuseum Freiburg und dem Dreiländermuseum Lörrach. Auch die Kunsthalle Karlsruhe kaufte aus dem Nachlass Bilder.

Wenn man die Bildergalerie betrachtet, die eine Ahnengalerie vieler Steinener Bürger ist, versteht man, warum Ernst Karl Hänßler, Sohn eines Malermeisters, nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Freiburg und dem Studium an der Kunstakademie Karlsruhe so viele Porträtaufträge erhalten hat. Er war ein hervorragender Porträtmaler, der in seiner akademischen Malweise die Porträtierten schlicht und natürlich, meist in einem dem Betrachter zugewandten Brustbild dargestellt hat. Vor allem porträtierte er Männer, Frauen in Markgräfler Tracht und wohl gerne Kinder. Liebevoll gemalt ist das innige Porträt seiner Frau Emilie und seiner Tochter; anmutig und lieblich sprechen einen mehrere Doppelporträts von Kindern an.

Sehr idyllisch sind seine Waldlandschaften mit Tieren, meist Rehen. In Steinener Stuben dürften einige Genrebilder hängen wie die Szenen mit badenden Jungen am Steinenbach. Nach 1905 entstehen, wohl auch bedingt durch schwindendes Augenlicht, nicht mehr viele Gemälde. Vor dem Selbstporträt (um 1894) kann der Besucher über ein Zitat nachdenken: „Unter rauer Schale und bärbeißiger Geste barg sich ein verletzliches Herz.“

Bei der gut besuchten Eröffnung im Foyer des Schulzentrums sprach Henriette Stuchtey über Leben und Werk ihres Urgroßvaters, der 64-jährig an Herzleiden in seinem geliebten Heimatort starb. Der Initiator der Ausstellung, Wolf-Dieter Hänßler aus Langenau, war ob des „tollen Augenblicks“ überwältigt und gerührt. Sogar eine direkte Nachfahrin, die 85-jährige Enkelin des Kunstmalers, war angereist, desgleichen Urenkel und Familienmitglieder. Es wurde eine richtige Familienzusammenführung, wie Bürgermeister Rainer König betonte. Er erwähnte, dass es 50 Jahre her ist, seit die letzte Gedächtnisausstellung Ernst Hänßlers im Schulhaus stattfand, und dass in dessen Todesjahr 1913 eine bedeutende Steinener Künstlerin geboren wurde: Meret Oppenheim. Hier schließe sich wieder der Kreis.

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