Gibt es etwas, auf das Sie besonders stolz sind?
Erzkatholisch zur Bescheidenheit erzogen, habe ich mit dem Begriff „stolz sein“ so meine Mühen. Aber wenn mich etwas mit Stolz erfüllt, dann sind es Rückmeldungen ehemaliger Schüler, wenn sie berichten, dass sie in Bezug auf Wissen, Können und Leistung optimal vorbereitet wurden. Das ist schließlich die Kernaufgabe von Schule.
Rückblickend: Was machte mehr Spaß: Schüler zu unterrichten oder eine Schule zu leiten?
Das eine ist für mich persönlich eng mit dem anderen verknüpft. An erster Stelle stehen die Kinder und deren geistige und seelische Entwicklung, die es optimal zu fördern gilt. Als Schulleiterin kann man dafür eine Richtung vorgeben, die – vorausgesetzt es ziehen alle an einem Strang – dann auch den Geist einer Schule prägt, indem es gelingt, eine sogenannte Corporate Identity zu schaffen, der sich dann alle auch verpflichtet fühlen. So wie man bei Kindern Widerstände gegen manche Unbequemlichkeit, die Schule einem zumutet, überwinden muss, so ist das auch bei Erwachsenen. Na ja, was vermuten Sie nun, bei wem man die dickeren Bretter bohren muss? Die Verwaltungsarbeit an sich hat sich dramatisch potenziert – nicht umsonst finden sich für kleine Schulen kaum mehr Bewerber.
Was hat Sie am Lehrerberuf gereizt?
Zunächst einmal gar nicht so viel. Ich wollte eigentlich eher in Richtung Pharmazie gehen. Aber da mein damaliger Freund und späterer Ehemann bereits im Lehramtsstudium war, spielte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch eine entscheidende Rolle bei der Berufswahl. Und bald war ich fasziniert von diesem Beruf.
Worauf legten Sie als Rektorin besonderen Wert?
Das habe ich vorhin bereits erwähnt: Freude an Leistung. Und zwar bei allen am Schulleben Beteiligten. Wenn keine Freude und keine Leistung sichtbar ist, wird es für mich schwierig – und sicher auch für die am Schulleben Beteiligten.
Inwieweit hat sich der Unterricht im Laufe der Jahre gewandelt?
In meinem eigenen Berufsleben hat er sich bis auf die jüngsten Entwicklungen gar nicht so sehr gewandelt. Ich gehörte bereits der „Freiarbeits-Generation“ des 84er- Bildungsplans an, wo die ganzheitliche Bildung im Vordergrund stand und der Lehrer noch eine Vorbildfunktion haben durfte. Die Quintessenz der groß angelegten Hätty-Studie betont es auch: auf den Lehrer kommt es an. Er sollte eine Gruppe leiten und jeden integrieren können. Der neue Lehrplan, der zum Sommer in Kraft tritt, setzt auf individuelle Förderung: den Lehrer als sogenannten Lernbegleiter.
Nun gehen sie als Leiterin der Grundschule in den Ruhestand. Ist die Nachfolge bereits geregelt?
Leider wurde bisher niemand gefunden. Das ist aber ein großes Glück im Unglück, da meine Kollegin Doris Schack, die selbst bereits 16 Jahre an der Schule ist, sich als kommissarische Schulleiterin und Wunschkandidatin des Kollegiums und der Eltern zur Verfügung stellt. Und wer weiß – vielleicht kann sie in einem Jahr gar nicht mehr davon lassen. Ich wollte schließlich auch mal Pharmazie studieren.
Wie schwer fällt der Abschied?
Jetzt, in den letzten Wochen, wird es mir schon ein wenig schwer ums Herz.
Was werden Sie am Schulleben am meisten vermissen?
Eindeutig: die Kinder und den Unterricht. Und sicher alle übrigen Menschen in der Schule – unsere Reinigungskraft Frau Huber und unseren spätnachmittäglichen Austausch über die Fragen des Lebens – auch unseren perfekten Hausmeister, Herrn Grether, ein Multitalent mit seiner beruhigenden Gelassenheit und Bodenständigkeit.
Gibt es auch irgendetwas, das Sie nicht vermissen werden?
Auch eindeutig: Sonntagabend Unterricht vorbereiten oder noch schlimmer: Vertretungspläne für Montagmorgen machen.
Eine Frage zum Schluss darf natürlich nicht fehlen. Jetzt können Sie es ja verraten: Gingen Sie gerne zur Schule?
Ja, bei mir lief das recht mühelos. Angefangen habe ich allerdings in der Grundschule in einer Klasse mit 45 Mädchen. Zickenkrieg pur! Nach dem Abi war ich erst mal gar- nicht so glücklich. Ich fühlte mich so richtig aus dem sicheren Nest geschmissen. Da hatte ich den Eindruck, dass der Ernst des Lebens jetzt beginnen würde. War ja auch so.
Weitere Informationen: Rektorin Susanne Kury wird am Donnerstag, 21. Juli, in einer Feierstunde in der Festhalle in Hüsingen in den Ruhestand verabschiedet.